Selb Schüler bekommen von Amok-Gefahr kaum etwas mit

Von Gisela König und
Einsatzwagen der Polizei vor der Bogner-Mittelschule in Selb während des Amok-Alarms. Foto: Florian Miedl

Der zwölfjährige Lars Grünert ist am Dienstag in der Schule, als die Polizei anrückt.

 
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Selb - Gut zwei Stunden lang hat ein Jugendlicher mit der Androhung eines Amoklaufes am Dienstag das Schulzentrum in Selb in Atem gehalten. Nachdem der 15-Jährige seine Drohung über einen Messenger-Dienst verbreitet hatte, löste die Polizei um 13.15 Uhr Amok-Alarm aus. Rund 50 Beamte der Landes- und Bundespolizei riegelten die Schule ab und fahndeten nach dem Jugendlichen. Kurz vor 15.30 Uhr fasste eine Streife der Bundespolizei den Neuntklässler und nahm in fest. Seine Mitschüler, die bis dahin die Schule nicht verlassen durften, konnten dann wieder nach Hause.

Angst habe er nicht gehabt, "weil ich ja nicht wusste, was überhaupt los ist", sagt der zwölfjährige Lars Grünert, dessen Ganztagsklasse 7cg während des Amok-Alarms die Schule nicht verlassen durfte. Wie Lars Grünert der Frankenpost erzählt, wurden die Schüler schon 15 Minuten vor Ende der Mittagspause, die eigentlich bis 14 Uhr dauert, zurück in die Klassenzimmer geschickt. "Während des Sozialkundeunterrichts ertönte dann ein Gong, und wir wurden aufgefordert, die Tür zum Klassenzimmer zu öffnen, damit man von außen erkennt, dass der Raum belegt ist", sagt Lars. Später - die Zeit kann der Zwölfjährige nicht genau einschätzen - sei wieder der Gong zu hören gewesen, "und uns wurde mitgeteilt, dass wir das Schulhaus jetzt verlassen können". Draußen wurde der Junge, der zunächst von einem Probealarm ausging, wie üblich von seinem Taxi in Empfang genommen und heim nach Schönwald gefahren.

Während Lars von dem Alarm selbst wenig mitbekommen hat, erfuhren seine Eltern, Katrin und Axel Grünert, über Facebook von der Situation, in der sich ihr Sohn befand. "Wir waren zunächst empört, dass die Schule uns nicht informiert hat, können das Vorgehen aber jetzt verstehen", betont Katrin Grünert. "Hätten die betroffenen Eltern von der Situation erfahren, wäre vor der Schule wohl das Chaos ausgebrochen." Außerdem, sagt Katrin Grünert, habe der Taxifahrer versucht, "uns telefonisch zu erreichen und die Lage zu schildern". Jedenfalls sei Lars wenig später völlig normal von der Schule nach Hause gekommen. "Ihm wird die Situation wohl erst später bewusst werden", sagte Katrin Grünert. "Aber wir sind eine starke Familie und werden auch diese Herausforderung, sollte es überhaupt eine werden, meistern."

Ein großes Lob spricht der Selber Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch den Beamten der Polizei und den Lehrern der Schule aus. Pötzsch, der selbst in das Schulzentrum geeilt war, spricht von einer "beeindruckend schnellen und professionellen Reaktion" der beteiligten Dienststellen in Selb und Marktredwitz. Die Beamten haben nach seiner Meinung die Situation sehr schnell im Griff gehabt. "Schon am erstem Tag der Polizeiinspektion Fahndung hat sich gezeigt, welche Kapazitäten wir in Selb haben." Gerade vor dem Hintergrund der angedrohten Tat hätten die Einsatzkräfte die Situation schnell unter Kontrolle gehabt. Auch die Vorgehensweise der Lehrer der Mittelschule, die sofort um die Sicherheit ihrer Schüler bemüht gewesen seien, nannte Pötzsch vorbildlich. Schulleiter German Gleißner sagte ebenfalls, dass die Maßnahmen gegriffen hätten. Für die Schüler habe zu keiner Zeit eine Gefährdung bestanden.

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