Länderspiegel Überdosis Stickstoff im Fichtelgebirge

Peter Engelbrecht

Das Gas belastet die Bäume und sorgt für Nitrat im Trinkwasser. Die Werte sind normalisieren sich - das wird aber dauern.

 
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Freising/Goldkronach - "Die aktuellen Messdaten der Stickstoffeinträge fallen ernüchternd aus", erklärte Hans-Peter Dietrich, Projektleiter Waldklimastationen beim Bayerischen Landesamt für Wald und Forstwirtschaft in Freising. Diese Einträge an den Waldmessstellen seien seit Jahren "weitgehend konstant überhöht", betonte Dietrich. Vielerorts seien die Waldökosysteme bereits mit Stickstoff überdüngt. An zwei von drei Waldklimastationen würden aktuell Einträge gemessen, die kritische Belastungsgrenzen dieser Wälder langfristig überschreiten. Die Folgen: Eine Zunahme der Gesundheitsrisiken der Bäume und der Nitratbelastung des Sickerwassers aus dem Wald. Mehr als die Hälfte der bayerischen Wälder müssten als stickstoffgesättigt angesehen werden, betonte Dietrich. Sie können den Stickstoff nicht mehr verwerten, die Filterfunktion des Waldes ist erschöpft, Nitrat wird ausgewaschen.

Nach Angaben der Landesanstalt betrug der jährliche Stickstoffeintrag in der Waldklimastation Goldkronach 2014 rund 17 Kilogramm pro Hektar, in der Station Rothenkirchen im Frankenwald waren es weniger als zehn Kilogramm. Also müssen die Stickoxideinträge im Raum Goldkronach um 50 Prozent reduziert werden, in Rothenkirchen um 37 Prozent. "Das wird sich länger hinziehen als erwartet", meinte Dietrich.

Die gute Nachricht: Die ursprünglich hohen Schwefeleinträge durch die Verbrennung fossiler Energieträger haben sich an beiden Stationen seit den 90er Jahren massiv reduziert und sind als "unbedenklich einzustufen", heißt es im Waldbericht 2015 der Bayerischen Forstverwaltung. Dies liegt am Zusammenbruch der DDR-Kohlekraftwerke und dem Einbau von Entschwefelungsanlagen auch in der Tschechischen Republik.

Laut der Umweltschutzorganisation "Robin Wood" ist der größte bundesweite Luftverschmutzer mit Stickstoffverbindungen die Landwirtschaft. Sie sei mit ihren vor allem aus der Tierproduktion stammenden Ammoniakausgasungen aus Gülle und Mist für mehr als die Hälfte der Stickstoffschadgase verantwortlich.

Der Bayerische Bauernverband will sich nicht zum Sündenbock machen lassen. "Gülle ist ein wertvoller Dünger für die Pflanzen", sagte der Bayreuther BBV-Geschäftsführer Harald Köppel.

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