Hof Lehrer, Lachshäppchen und Lektionen

Glückwunsch: Schulrat Reiner Frank (rechts) überreicht Gerd Kögler die Urkunde für 25-jährigen Dienst für den Staat. Foto: Jochen Bake

Der Abschied von Gerd Kögler in der Münsterschule läuft ab, wie Abschiede so ablaufen. Dann hält Schulrat Reiner Frank eine Rede.

 
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Hof - Es ist wie Omas Geburtstagstafel: nett, leicht steif, gefühlsneutral, unausweichlich. Gerd Kögler geht. Der Rektor der Münsterschule lächelt vor dem Kollegium angemessen und redet gewandt an einem trüben, langweiligen, verregneten Donnerstag über seine fünf Jahre an der Schule mit 60 Prozent Migrantenanteil. Kögler würdigt seine Lehrer, vor allem die Sekretärin. Der Herr Rektor spricht. Schulentwicklung ist wichtig, Werte, Tugenden auch. Einige Lehrer sitzen in der Runde und nehmen die Schüler-Attitüde an: passiv zeigen, dass man schon zuhört.

Klare Formulierung

Die Bildungswerkschaft GEW legt Wert auf die Klarstellung einer missverständlichen Formulierung im Bericht "Gewerkschaft kontra Kögler als Rektor" in der Mittwochsausgabe. Der GEW-Kreisvorstand hatte in einer schriftlichen Stellungnahme die Berufung des AfD-Manns Gerd Kögler zum neuen Schulleiter in Oberkotzau scharf kritisiert. Und er appellierte an die Schulbehörde, "die Berufung dieses Rektors zu suspendieren". Nun bittet die GEW in einer Mitteilung um "begriffliche Klarstellung" und formuliert ihre Forderung neu: Sie appelliere an Schulbehörde, "die Berufung des AfD-Vorsitzenden in Hochfranken als künftigen Rektor der Schule in Oberkotzau noch einmal zu überprüfen".

Kögler, der von August an der Grund- und Mittelschule Oberkotzau vorstehen wird, geht weiter seinen Weg. Er war Bankkaufmann, studierte, wurde Lehrer, Konrektor, Rektor. Karriere macht er auch in der AfD: Mitglied, Beisitzer, jetzt Chef der hochfränkischen AfD. Dafür, für den schulischen Werdegang, gibt's 'ne Flasche Bier von den Lehrern, von der SMV Wein und Schokolade. Das Protokoll ist abgehakt: Man umschlingt sich nicht, sagt verhalten herzlich Ade. "Alles Gute", wünschen sie. Kögler, der, wie er sagt, den Smalltalk an der Münsterschule schätzt, nickt, stellt die Präsente auf den Tisch und setzt sich daneben.

"Lieber Gerd", beginnt Reiner Frank. Er leitet das Hofer Schulamt, ist mithin Köglers Chef. Die Urkunde für 25 Jahre Dienst am Staate wechselt die Hände. Foto. Fertig. "Darf ich sitzen bleiben?", fragt er. Er will reden, länger als das Protokoll es bei solchen Gelegenheiten vorsieht. Am Ende wird er sagen: "Ich komme von einer lustigen Veranstaltung. Das war jetzt eher ernst."

Ja, leitet Frank ein, auch die Münsterschule sei eine Schule mit dem Prädikat "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Flüchtlinge, Migranten - sie seien ins Land gekommen. Worauf es jetzt ankomme - bei allen Problemen, gewiss -, seien Grundwerte des Staates, die man gar nicht mehr so häufig höre: Toleranz, Gerechtigkeit, Menschlichkeit. Franks Dezibelwerte steigen, die Stimme gewinnt an Spannung. "America first, mia san mia, XY first - das ist nichts anderes als Egoismus." Frank appelliert an die Freiheit, erinnert daran, wie wichtig es sei, andere einzubinden, wie wenig selbstverständlich Frieden sei. Dafür müsse man kämpfen. "Deswegen ist man doch früher in eine Partei eingetreten oder in den Bund Naturschutz." Gerd Kögler verharrt in Ruhe, schaut sinnend zu Boden. Es gibt Buffet.

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