Es kann los gehen. Da klingelt es auch schon. Der erste kleine Gast von insgesamt zehn steht pünktlich mit seiner Mutter vor der Haustüre. "Hallo. Das hier ist Sarah", stellt die Frau ihre Tochter vor. Während meine Jüngste ihre Freundin begeistert ins Haus zerrt, erhalte ich Geschenketüte, Hausschuhe und einen dezenten Hinweis: "Das Wetter soll ja leider heute nicht so mitspielen", orakelt Sarahs Mutter und strahlt mich dabei mitleidslos übers ganze Gesicht an. Ich lächle tapfer. "Dann also bis sieben", verabschiede ich sie. Sarahs Mutter schwebt kinderlos davon. Nach und nach füllt sich das Haus. Während drinnen die Geburtstagsgesellschaft tobt, beginnt es draußen zu nieseln. Mein Vorschlag, die Schatzsuche vielleicht lieber ausfallen zu lassen, erntet wütendes Protestgeschrei. Kurze Zeit später stehen die meisten Kinder wetterfest ausgerüstet im Hausflur. Nur Sarah kann ihre Schuhe nicht finden. Mein Blick fällt auf ein Paar glitzernde Riemchensandalen. "Sind das deine?", schnappe ich nach Luft. Sarah nickt selig. "Die habe ich erst gestern bekommen." Ich beauftrage das Geburtstagskind, im Keller Gummistiefel zu holen. Sarah will jedoch keine hässlichen Treter, sondern nur ihre neuen, wunderschönen Schuhe anziehen. Die anderen Schatzsucher wollen indes endlich los. "Sind leider etwas dreckig geworden", empfange ich am Abend Sarahs Mutter und deute auf die ehemals pinkfarbenen Sandalen. Sarahs Mutter schweigt, während ich ihr noch zwei nasse Socken aushändige. "Ich habe ihr von uns Frische gegeben. Sie kann sie ruhig behalten", gebe ich mich großzügig und genieße meine Revanche: "Das Wetter hat ja leider nicht mitgespielt", strahle ich sie an.