Welche Anzeichen sehen Sie dafür?
Diehl: Eigentlich ist ja schon lange klar, dass es auf Dauer nicht so weitergeht wie jetzt – gerade mit der Verteilung der Güter und der Not in der Welt. Jetzt haben wir die neue Situation in Amerika. Es wird kein Freihandelsabkommen mehr geben, viele Veränderungen kommen auf uns zu. Deshalb werden wir über ein neues System nachdenken müssen, wie wir wirtschaftlich eigentlich leben wollen. Insofern kommt mir der Zeitpunkt, sich mit Karl Marx auseinanderzusetzen, sehr logisch vor.
Was bedeutet die Einladung zur Berlinale für Sie?
Diehl: Die Berlinale ist das Festival, mit dem ich praktisch aufgewachsen bin. Das ist mein Festival, das ist die Stadt, in der ich lebe. Ich kenne die Berlinale noch aus Zeiten, wo ich noch gar nicht gespielt habe. Wir haben uns immer Stempel gedruckt auf die Hände, um auf Partys zu gehen und irgendwo dabei zu sein. Also, ich bin wahnsinnig froh, dass der Film hier gezeigt wird, weil er ja auch gut zu der Stadt passt.
Es ist eine französisch-deutsch-belgische Koproduktion. Was ist für Sie das Besondere am europäischen Film gegenüber Hollywood?
Diehl: Die Hollywood-Regisseure, die ich kennengelernt habe, waren untereinander sehr unterschiedlich, aber eine Sache hat sie vereint: Keiner von denen hat sich in die Suppe spucken lassen. Jeder hat den Film gemacht, den er machen wollte, manchmal fast ein bisschen maniac-mäßig oder unerbittlich. Aber ich muss sagen, diese Leute gibt es in Deutschland und Frankreich genauso.
ZUR PERSON:
August Diehl, 1976 in Berlin geboren, wurde als Computerhacker Karl Koch in dem Kinofilm "23" bekannt. Auf Anhieb gewann er damit 1999 den Deutschen Filmpreis. Weitere Auftritte hatte er in "Inglourious Basterds", "Salt" und "Wer wenn nicht wir". Seit 2013 ist er Ensemblemitglied am Burgtheater Wien.