So bleibt der tägliche Verlust. Weil der Tag auch für Pendler nicht mehr als 24 Stunden hat, fehlt die Zeit des Fahrens. Oft reicht sie dann nicht mehr für Hobbys, Sport oder anderen Ausgleich. Unter dem langen Arbeitsweg leidet nicht selten die Beziehung, auch das Sozialleben verkümmert. In der Folge sind Pendler körperlich meist weniger aktiv und im Schnitt öfter übergewichtig. Ständiger Zeitdruck senkt das allgemeine Wohlbefinden. Weil sich alles zugunsten der Arbeit verschiebt, geht erholsamer Schlaf verloren. All das führt nicht selten zu Kopf- und Rückenschmerzen, dauerhaften Erkältungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Und: Pendeln geht im Wortsinn auf die Nerven. Zur normalen Fahrt kommt psychischer Druck. Unpünktlichkeit, Zug-Ausfälle – all das zehrt. Im Auto ist es keinen Deut besser. Ständig und überall drohen Staus, Baustellen, Umleitungen. Dazu stets das Risiko einer Panne und die Sorge, in einen Unfall verwickelt zu werden. Die Folgen: Nervosität, erhöhter Blutdruck, Schlafstörungen, Depressionen, Burnout. Eine britische Studie sieht Berufspendler größeren Stress-Spitzen ausgesetzt als Jet-Piloten im Kampfeinsatz.
Doch was wäre die Alternative? Im Ballungsraum nach einer Bleibe suchen? Dort, wo die meiste Arbeit wartet? Besser nicht. Denn genau das bringt die Städte dem Kollaps näher. Zu viel Verkehr, zu viele Staus, zu viele Abgase. Womöglich hilft ein bisschen Geduld. Erste Unternehmen orientieren sich schon wieder nach draußen. Auch für sie sind die Mieten dort niedriger, die Grundstücke billiger, der Platz großzügiger. Der vielleicht wichtigste Vorteil aber: deutlich weniger gestresste Mitarbeiter.