Natürlich darf das kein Freibrief für den Diesel sein und für erhöhten Ausstoß von Stickstoffdioxid. Und da ist es eben Sache der Politik, für Rahmenbedingungen zu sorgen und für Kontrolle. Nicht für Fahrverbote. Wer in Deutschland etwas auf den Markt bringt, braucht Brief und Siegel. Bei Staubsaugern ebenso wie bei Kinderspielzeug. Nur bei Autos wird seit Jahrzehnten stillschweigend geduldet, dass das, was hinten rauskommt, nicht annähernd dem entspricht, was behauptet wird, Schwarz auf Weiß im Zertifikat. Zum Schaden der Atemluft. Wären Motoren so sauber, wie staatliche Stellen es ein ums andere Mal bescheinigen – es gäbe das ganze Problem nicht. Höchste Zeit also, auf die Einhaltung der Grenzwerte zu pochen. Notfalls mit Strafen.
Das mag für die Hersteller ungemütlich sein, weil Selbstzünder, die auch außerhalb des Labors sauber sein sollen, kaum noch ohne Chemie hinter dem Brennraum auskommen. Und womöglich wird sich derart komplizierte Technik künftig nur mehr bei großen und teuren Autos rechnen. Zumal sie auch immer mehr Platz braucht. Aber der in der Drehfrequenz einer Gebetsmühle erhobene Einwand "Arbeitsplätze in Gefahr" darf eben auch nicht länger den offenkundigen Rechtsbruch rechtfertigen.
Im Gegenteil: Für sauberere Motoren braucht man viele kluge Köpfe. Irgendjemand muss ja all die Verbesserungen ersinnen – die variablen Ventilsteuerungen, die ausgeklügelten Turbolader oder die Zylinder-Abschaltungen, die vor jedem Zündvorgang prüfen, ob es den Funken nun braucht oder nicht.
Ausreichend Druck auf die Hersteller sollte also im Interesse der Politik sein. Kommt der saubere Diesel nämlich nicht bald, werden sich immer mehr Kunden ganz abwenden. Und spätestens dann bekommen auch die Staatenlenker ein Problem. Schließlich haben die den sparsamen Antrieb für ihre CO2-Obergrenzen fest eingeplant. Feinstaub hin, Stickoxid her.