Eigener Inhalt Porsche 911 Turbo S Eilig’s Blechle der ganz besonderen Art

Wolfgang Plank

Manche unter den Puristen tragen noch immer Trauer. Seit sie bei Porsche die ersten Motoren zweier Zylinder beraubt haben, sehen sie das Land der Verdichter und Lenker dem Untergang geweiht. Doch es gibt gute Kunde für alle Sechs-Süchtigen: Der 911er wird seine angestammten Töpfe wohl auch in Zukunft behalten.

 
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Zum Debüt der neuen Manufaktur haben sie den 3,8-Liter-Biturbo im Turbo S Exclusive Series schon mal auf 607 PS getrimmt. Und selbstverständlich Euro 6. So, als wollten sie in Zuffenhausen den versammelten EU-Bürokraten mal zeigen, was machbar ist. "Grad mit Fleiß", wie sie im Schwabenland sagen, wenn sie "jetzt erst recht" meinen.

Gegenüber dem Serien-Modell gibt es nicht nur 27 PS mehr, die 750 Nm Drehmoment schieben auch ohne zeitliche Begrenzung. Heißt übersetzt: Vortrieb als habe man an einem Katapult das Halteseil gekappt. Von 0 auf 100 vergehen nicht mal drei Sekunden – und keine zehn bis 200. Ende ist bei 330, und man muss schon mit der Gelassenheit eines Zen-Mönchs gesegnet sein, um in diesem Auto nicht dem Tempo-Rausch zu verfallen. Zum Glück sorgen Keramik-Bremsscheiben im Format einer Familien-Pizza dafür, dass man auch sehr schnell wieder sehr langsam wird.

Dazwischen schnürt der 911 Turbo S Exclusive Series auf seinen Zwanzig-Zöllern gierig um jede Biegung, in Stellung "Sport" windet er sich förmlich hinein, und bei "Sport Plus" zählt nur mehr, was man gerne Performance nennt: kaum ESP, Fahrwerk samt Lenkung verhärtet, dezent druckvolles Heck. Untersteuern, nein danke. Und dann wäre da noch der Sport Response Button: Für 20 Sekunden Porsche at his Best. Den Norm-Wert von 9,1 Litern auf 100 Kilometer muss man sich da nicht wirklich merken.

Ein Leckerli für Technik-Fans ist die variable Turbinengeometrie. Bislang ist Porsche der einzige Hersteller, der auch in Benzinern die Lader-Schaufeln verstellt. Und natürlich macht Leistung nur Freude, wenn sie auch am Boden ankommt. Doch darum braucht man sich nicht zu sorgen. Der Antriebsstrang samt Sperren denkt und fühlt ebenso mit wie die Aufhängung. So klug, dass nicht nur an jedem Rad die optimale Kraft ankommt, sondern auch Spoiler an Bug und Heck automatisch in den perfekten Anpressdruck drehen. Was zählt, sind Traktion und Kurvenstabilität. Der Turbo S Exclusive Series wankt nicht und schon gar nicht weicht er – er fährt präzise dahin, wo man will.

Und ja, es gibt tüchtig was auf die Ohren. Beim Beschleunigen sowieso, aber auch beim automatischen Zwischengas, wenn das Getriebe zurücksortiert. Dieser Porsche ist alles – außer gewöhnlich. Leider gibt es nur 500 Stück davon.