Wem der Trubel in Wittenberg während des Jubiläumssommers zu anstrengend ist, der kann sich mit dem Luther Pass auch in kleinere, weniger bekannte Städtchen mit Bezügen zur Reformation begeben. Etwa in das mittelalterliche Jüterbog im Fläming, wo vor 500 Jahren der Dominikanermönch Johann Tetzel mit seinen flammenden Predigten die Angst vor dem Fegefeuer schürte und so den Ablasshandel befeuerte – und Luther mit dieser Praxis zu seinem Thesenanschlag provozierte. Oder in das beschauliche Bad Liebenwerda, wo Luther 1519 einen Abgesandten des Papstes aus Rom traf, der ihn überzeugen sollte, seine religiösen Anschauungen
zu widerrufen – bekanntlich ohne Erfolg.
Unbedingt ansteuern sollte jeder Spurensucher auf Luthers Fährte die einstige sächsische Residenzstadt Torgau an der Elbe, ein städtebauliches Juwel der Spätgotik und Renaissance. Beherrscht wird das Stadtbild von Schloss Hartenfels, in dessen Innenhof der Große Wendelstein, eine zwanzig Meter hohe steinerne Wendeltreppe, ein prachtvoller Augenfang ist. Eine Besonderheit ist auch die Schlosskapelle, der erste protestantische Kirchenneubau, von Luther 1544 selbst geweiht. An die Bedeutung Torgaus als ernestinisch-sächsische Residenz, in der entscheidend das Bild des lutherischen Reichsfürsten geprägt wurde, erinnert in diesem Sommer die Ausstellung "Torgau. Residenzstadt der Renaissance und Reformation" im Schloss.
Nicht zuletzt ist Torgau wegen Katharina von Bora, Luthers Frau, ein herausragender Reformationsort. Nach ihrer Flucht aus dem Kloster 1523 gelangte sie über Torgau nach Wittenberg, wo sie zwei Jahre später den großen Reformator heiraten sollte. Als sie 1552, sechs Jahre nach dem Tod ihres Mannes, Wittenberg wegen der Pest verlassen musste, führte auch diese Flucht nach Torgau. Vor den Toren der Stadt aber verunglückte ihr Fuhrwerk, Katharina brach sich dabei den Beckenknochen. An den Folgen dieser Verletzung starb sie wenige Wochen später im Alter von
53 Jahren. Eine Katharina-Luther-Stube erinnert an diese tapfere Frau, in der nahen Marienkirche fand sie ihre letzte Ruhestätte.
Hinweise für IHRE Reise:
Ausgabe- und Stempelstationen: Der Luther Pass verbindet acht Städte mit Bezügen zur Reformationsgeschichte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg: Neben Wittenberg, Torgau und Mühlberg/Elbe zählen dazu Jüterbog, Herzberg (Elster), Finsterwald, Doberlug-Kirchhain und Bad Liebenwerda. Der Pass wird in diesen Städten in Touristeninformationen und Museen kostenlos ausgegeben. Wer möchte, kann sich den Pass hier auch jeweils abstempeln lassen. Um an der Verlosung um den "Spurensucher-Bonus" teilzunehmen, muss man alle Reformationsorte besucht haben.
Unterwegs: Besonders attraktiv ist die Region zwischen Elbe und Elster für Radfahrer. Die durch den Luther Pass verbundenen Städte lassen sich über ein gut ausgebautes Radwegenetz auf verschiedenen Touren und Themenwegen gut erreichen. Für Wanderer ist insbesondere die Strecke zwischen Mühlberg/Elbe und Torgau entlang der Elbe reizvoll. Natürlich sind die verschiedenen Orte aber auch mit dem Auto gut zu erreichen.
Übernachtung: Unterkünfte in verschiedenen Kategorien sind überall in der Region zu finden. Nähere Informationen erhalten Sie beim Tourismusverband Elbe-Elster-Land
www.elbe-elster-land.de.
Kultur und Veranstaltungen: Den gesamten Sommer über bis in den Spätherbst hinein sind in den beteiligten Orten eine Vielzahl an Sonderausstellungen im Kontext der Reformation zu sehen. Hinzu kommen Konzerte und Lesungen, Feste und Führungen. Ein guter Überblick zum Angebot findet sich unter
www.lutherpass.de/de/aktuelles/.