Veranstaltungstipps Interview

Olaf Neumann
Adel Tawil hat bereits zwei Echos eingeheimst - einen als Produzent und einen als Solokünstler. Quelle: Unbekannt

Adel Tawils erstes Album "Lieder" wurde zu einem Dauerbrenner in den Charts. Jetzt erschien sein zweites Werk "So schön anders". Wir haben mit ihm gesprochen.

 
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Stationen Ihres Albums "So schön anders" sind Hawaii, Ägypten, Italien, Hamburg und Berlin. Fällt es Ihnen schwer, einmal aus dem Alltag auszubrechen?

Adel Tawil auf Tour

Der Sänger tritt während seiner "So schön anders Tour 2017" am 30. Juni im Parktheater in Plauen auf. Karten dafür gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.


Ja, denn ich mag meine Gewohnheiten und mein Umfeld. In Berlin fühle ich mich sehr wohl. Aber dadurch, dass es in privater Hinsicht so schwierig war, hatte ich das Gefühl, in Berlin keinen Schritt weiterzukommen. Das ist auch ein Thema auf meinem Album. Zufälligerweise ist zu der Zeit mein Freund Marlo nach Hawaii ausgewandert. Da hatte ich die Idee, ihn zu besuchen, um Abstand zu gewinnen und mich meinem Album widmen zu können.

Den Song "Eine Welt eine Heimat" singen Sie gemeinsam mit Youssou N'Dour und Mohamed Mournir. Mounir ist für die arabische Welt eine generationsübergreifende Identifikationsfigur. Welches Verhältnis haben Sie zu ihm?

Er sagt, ich sei für ihn wie ein Sohn. Mohamed Mounir ist ein großartiger Mensch und Musiker, der schon über 30 Alben veröffentlicht hat. In Ägypten ist er ein Volksheld, er wird von seinen Fans "King of Egypt" genannt. Wir sind zusammen in einem Kleinwagen durch Kairo gedüst, um keine Aufmerksamkeit zu erzeugen. Er wurde trotzdem erkannt - und der ganze Verkehr brach zusammen. Die Leute stiegen aus ihren Autos aus und fingen an zu feiern. Das habe ich übrigens auch im Senegal beobachten können.

Dort waren Sie mit Youssou N'Dour im Studio, dem senegalesischen Superstar und Kulturbotschafter im Rang eines Ministers.

Youssou N'Dour ist ein Weltstar, 2004 bekam er sogar einen Grammy für das Album "Egypt". Damit schließt sich für mich ein Kreis. In diesen Ländern kannst du als Star nicht mehr auf die Straße gehen, ohne dass es einen Massenauflauf gibt. Ich bin froh, dass ich die beiden für meine Platte gewinnen konnte. Sie sind sehr politische Künstler und haben für sich eine Form gefunden, in ihren Liedern Botschaften zu übermitteln.

In Ägypten sind Sie bei einem Badeunfall vergangenen Sommer nur knapp mit dem Leben davongekommen. Was war passiert?

Dadurch, dass ich diesen Pool gut kenne, war ich beim Sprung ein bisschen nachlässig. Und plötzlich war mein oberster Halswirbel an vier Stellen gebrochen! Das ist der Atlas, der den Kopf hält. Aber es ist noch einmal glimpflich ausgegangen. Ich hätte das im Nachhinein nicht für möglich gehalten. Die Spezialisten in Hamburg und Berlin sagten mir nämlich, ich hätte unwahrscheinliches Glück gehabt.

Mussten Sie operiert werden?

Es war Selbstheilung. Ich hätte operiert werden können, war aber dagegen. Weil sie bei einer OP auch durch die Stimmbänder gegangen wären. Das wollte ich auf gar keinen Fall, weshalb ich ein halbes Jahr lang eine Halskrause tragen musste. Die Ärzte sagten, es gäbe eine Heilungschance, aber ich müsse vorsichtig sein. Der gebrochene Wirbel dürfe auf keinen Fall abrutschen. Deshalb musste ich immer wieder ins MRT und CT. Ich habe mich strikt an die Anweisungen der Ärzte gehalten und blieb lange zu Hause.

Um was zu tun?

Ich lieh mir von meinem Vater den Fernsehsessel aus, da konnte ich mich gut ablegen. Ich war richtig außer Gefecht gesetzt.

Machte Ihnen die Vorstellung Angst, vielleicht nicht mehr gesund zu werden?

Angst war eigentlich nur in den ersten Tagen da, ich bin jemand, der sich mit seinem Schicksal abfinden kann. Wenn der schlimmste Fall eingetreten wäre, hätte ich damit auch klarkommen müssen. Aufgeben ist für mich keine Option.

Haben Sie in der Zeit der Genesung Ihre Stimme geschont?

Die ersten zwei, drei Wochen, in denen ich Schmerzen hatte, habe ich pausiert. Aber danach fing ich wieder an zu singen. Ich bin ein bisschen rastlos. Ich hatte nach dem Unfall genug Zeit, mich um die Musik zu kümmern. Es war Fluch und Segen.

Werden Sie zukünftig einen Gang zurückschalten?

Ich bin von Natur aus ein sehr rastloser Mensch. Höher, schneller, weiter. Als Selbstständiger bist du permanent unter Druck und musst schauen, dass du irgendwas gerissen bekommst. Wenn ich das alles Revue passieren lassen, sage ich mir, ich hätte zwischendurch vielleicht auch mal etwas ganz anderes machen sollen. Aber ich höre halt immer auf mein Gefühl. Genauso war es auch bei diesem Album.

Schauen Sie immer nach dem Guten, selbst wenn wirklich schreckliche Dinge passieren?

Ich darf die Hoffnung nicht verlieren. Was hätte ich denn dann noch? Ich kann kein Album machen ohne die Dinge, die mich persönlich beschäftigen: Trennungsschmerz, Sehnsucht, Verzweiflung ob des Weltgeschehens und dennoch zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Was kann man von Ihrer Tournee erwarten?

Für mich wird es echt spannend, weil ich jetzt aus fünf Alben schöpfen kann. Ich denke, dass die Konzerte dadurch auch ein bisschen länger werden. Ich freue mich riesig darauf.

Das Gespräch führte Olaf Neumann

Das ganze Interview findet sich auf

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