Veranstaltungstipps Von Wegen Lisbeth: "Der Echo-Preis war uns unangenehm"

Alina Juravel
Machen klugen und ironisch pointierten Pop: "Von Wegen Lisbeth" gelten derzeit als die nächste Musik-Sensation. Im Juni kommen die Berliner nach Hof und treten als Headliner beim "In.Die.Musik"-Festival auf. Quelle: Unbekannt

Der Hype um die Band "Von Wegen Lisbeth" ist riesig. Sänger Matthias Rohde lässt sich trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und erzählt, warum er sich nie Ziele gesetzt hat.

 
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Herr Rohde, "Die Zeit" schreibt über Ihre Band "Von wegen Lisbeth": Sie sind jung, verpeilt und ein bisschen wie AnnenMayKantereit - nur mit weniger Liebeskummer. Stimmt's?

Ach, eigentlich nicht. Ich würde uns schon als ein bisschen verpeilt bezeichnen, da haben die auf jeden Fall recht. Aber ich glaube nicht, dass wir weniger oder mehr Liebeskummer als AnnenMayKantereit haben. Wir machen nur ganz andere Mucke.

Headliner in Hof

Am 10. Juni treten Von Wegen Lisbeth als Headliner beim "In.Die.Musik"-Festival in Hof auf. Karten für das Open-Air gibt es im Ticketshop unserer Zeitung.

Es wird Ihnen oft attestiert, Musik für Hipster zu machen, die keine Hipster sein wollen.

Oh, das ist aber interessant. Das große Manko des Hipsters ist ja, dass er nicht als Hipster bezeichnet werden möchte. Wir machen keine Musik mit Intention für irgendwelche Leute. Das haben wir noch nie gemacht. Wenn man damit anfängt, wird es schwierig, damit echt zu bleiben. Wir haben uns auch nie irgendwelche konkreten Ziele gesetzt, die wir mit unserer Musik erreichen wollen. Wir machen einfach seit Ewigkeiten das, worauf wir Bock haben. Ich hätte jetzt aber kein Problem damit, wenn Hipster unsere Musik feiern.

Sie und Ihre Band sind in vielen Medien präsent. Auch Ihre Konzerte sind meistens ausverkauft.
Kriegen Sie den ganzen Hype mit?

Gar nicht. Das Einzige, was wir wirklich davon mitkriegen, ist, dass viel mehr Leute unsere Konzerte besuchen als früher. Früher hatten wir ja mehr Leute auf der Bühne als im Publikum (lacht). Und jetzt kennen die Leute unsere Texte und singen sie sogar mit. Wir werden aber auch nicht auf der Straße erkannt oder so. Okay, ganze zwei Mal ist es jetzt doch passiert, dass wir angesprochen wurden.

Um auf Ihren Bandnamen zu kommen, wer ist denn jetzt eigentlich Lisbeth?

Unser Bandname hat so gar keine Bedeutung. Das war auch das Einzige, was uns daran wichtig war - nämlich gar nichts auszusagen. Die Oma von unserem Bandmitglied Robert heißt zwar tatsächlich Lisbeth, aber sie hat nichts mit dem Bandnamen zu tun.

Stimmt es, dass Sie nicht als eine Indie-Pop-Band bezeichnet werden möchten, weil Sie das Genre Indie furchtbar finden?

Ja. Also genauer gesagt deutschen Indie-Pop. Alles, was ich mit diesem Genre verbinde, finde ich erst mal Scheiße. Was soll das überhaupt sein, Indie-Pop? Fühlt man sich dann irgendwie anders, wenn man nicht nur Pop, sondern Indie-Pop macht? Ich würde sagen, wir machen ganz einfach Popmusik. Dafür ist sie aber nicht komplett Kacke (lacht).

Apropos Pop. Was sagen Sie eigentlich zu Jan Böhmermanns Angriff auf die heutige Deutsch-Pop-Szene? Unter dem Namen Jim Pandzko macht er sich über leere Worthülsen in vielen deutschen Songs lustig.

Er hat mit seiner Kritik komplett recht. Ich fand es auch sehr unterhaltsam, wie er es gemacht hat. Genau mit diesen Künstlern und Bands, die ständig das Gleiche über ihre Gefühle singen, wollen wir gar nichts zu tun haben.

Jan Böhmermann kritisiert auch scharf den Musikpreis "Echo". Sie haben dieses Jahr ja auch einen gewonnen.

Ja, für das beste Video. Aber "Echo" ist so eine Auszeichnung, die kein Mensch braucht. Er ist ein richtiger Scheiß-Preis. Wir waren auch nicht dort und haben es auch nirgendwo verkündet, dass wir den gekriegt haben. Es war uns eher unangenehm. Beim "Echo" geht es nur um die reinen Verkaufszahlen. Der Preis hat nichts mit der Musik-Szene zu tun. Diese Preisverleihung ist ungefähr das Letzte, wo ich jemals hinmöchte.

Sie haben zuerst auch gar nicht Pop gemacht, sondern Punk. Wie kommt man denn zu so einem Genre-Wechsel?

Als Band haben wir uns bereits in der Schule zusammengetan und erst mal Punk gemacht, weil wir eben nichts anderes konnten. Das war geil und wir haben es gefeiert. Irgendwann haben wir angefangen, poppigere Musik zu hören und dann auch zu machen. Außerdem haben wir gemerkt, dass zu Pop-Konzerten mehr Leute kommen (lacht).

Allein in diesem Jahr haben Sie noch 34 Auftritte vor sich. Wird man nicht müde, so oft auf der Bühne zu stehen und immer den gleichen Stoff zu spielen?

Man braucht schon ein paar Pausen zwischendurch. Bei der letzten Tour haben wir zum Beispiel nur gespielt, quasi ohne Pause. Und das war hart. Irgendwann geht man sich tatsächlich auf den Sack. Dann braucht man zwei Monate, wo man gar kein Instrument mehr anfasst. Dann hat man wieder Bock. Als wir das erste Mal auf Tour gegangen sind, war das für uns sowieso das Größte aller Zeiten. Es klang wie ein Traum: Du bist mit deinen Kumpels unterwegs, überall gibt es Alkohol umsonst und du darfst noch auf der Bühne Mucke machen. Da war uns scheißegal, ob wir zehn oder 200 Konzerte im Jahr spielen. Jetzt langsam kommt aber der Punkt, wo eine Pause zwischendurch wichtig ist.

Am 10. Juni treten Sie als Headliner beim "In.Die.Musik"-Festival in Hof auf.

Oh, Indie ..!

Ja, aber es soll sich dabei um ein Wortspiel handeln.

Um welches denn?

In die Musik hinein ...

Ach so. Na dann.

Wissen Sie überhaupt, wo Hof liegt?

Doch, ich weiß es. Ich habe in Hof schon mal auf dem Bahnhof übernachtet.

Warum denn das?

Wir haben den Anschlusszug verpasst und der nächste Zug ging irgendwie Stunden später. Deswegen saßen wir dort die Nacht fest.

Das Gespräch führte Alina Juravel