Fichtelgebirge Ein Fest für den Gerstensaft

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Die Bedeutung des Brauens ist Anlass für das "FichtelgeBIERge". Bei der Veranstaltung kommen in Wunsiedel nicht nur Fachleute auf ihre Kosten.

 
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Wunsiedel - Bis zum ersten Schluck Bier haben sich die vielen Besucher im Wunsiedler Fichtelgebirgsmuseum ein wenig gedulden müssen. Beim Bierfestival "FichtelgeBIERge" galt es am Sonntag das 500. Jubiläum des Reinheitsgebotes von 1516 und die oberfränkische Bierkultur zu feiern. Doch erst nach den Reden bei der offiziellen Eröffnung durfte der wohlschmeckende Durstlöscher endlich durch die Kehlen rinnen

"Der kluge Mann, so glaubt es mir, der redet nicht, der trinkt sein Bier", gab der Wunsiedler Landrat Dr. Karl Döhler also den zeitlichen Horizont der Eröffnung vor. Denn natürlich wollten die Besucher das riesige Angebot im wahrsten Sinne des Wortes auskosten. 14 Brauereien stellten ihre Erzeugnisse vor. Vom Pilsener und Indian Pale Ale bis zum Bierschnaps. Alteingesessene Brauereien mit langer Tradition waren ebenso dabei wie das jüngste oberfränkische Brauhaus, das erst ein halbes Jahr alte "Hopfenhäusla" in Münchberg. Braumeister Janes Reith hatte nicht nur Helles und Weizen nach Wunsiedel mitgebracht, sondern auch Stout und Whiskey-Bier. Das erhält seinen intensiven Geschmack aus getorftem Malz, wie der Braumeister verriet.

Dass schon das Einschenken die reinste Freude sein kann, zeigte Biersommelier Markus Raupach. Für die Bierverkostung hatte der nicht die Halbliterkrüge hervorgeholt, sondern tulpenförmige, geschwungene Gläser. "Die sorgen nicht nur für die Schaumbildung, sondern auch dafür, dass sich der Geschmack optimal im Mund verteilt", erklärte der Fachmann. Zum Bier gab es Käse oder Schokolade, was aus dem Gerstensaft mehr Fruchtaromen und Süße herauskitzelte oder ihm das Bittere nahm.

Entgegen des Sommeliers Meinung, wonach die Kohlensäure unverzichtbar fürs Geschmackserlebnis ist, empfahl Köchin Beate Roth, nur abgestandenes Bier in der Küche zu verwenden: "Das schäumt nicht so brutal." Immerhin fand sie, könne in jedem Rezept Wasser durch Bier ersetzt werden. Im Möbelsaal bereitete sie mit einem Zwickel-Bier eine Maronensuppe zu, die von den hungrigen Zuschauern auch sogleich ausgelöffelt wurde.

Für Kenner und Neugierige gab es im Museumshof Eisbock. Den hatte Sommelier Raupach selbst hergestellt, indem er ein Bockbier gefrieren ließ. "Der Alkohol bleibt flüssig und an ihm haften die Aromen", wusste der Fachmann zu berichten, bevor er die "Bier-Essenz" austeilte.

Dass das Museum das Thema Bier aufgegriffen hatte, freute nicht nur Thomas Engel von der Regierung von Oberfranken, sondern auch Landtagsabgeordneten Martin Schöffel. Der hatte als gelernter Brauer gerne die Schirmherrschaft übernommen. "Die Familienunternehmen können stolz darauf sein, dass sie ihre Brautradition trotz des Marktdrucks noch immer an die nächste Generation weitergeben", sagte er. Bier trage unbestritten zum Lebensgefühl bei. Das sahen Barbara und Alexander Wunsch ganz ähnlich. Die beiden versierten Hobbybrauer aus Bayreuth waren extra nach Wunsiedel gekommen, um sich ein paar Anregungen für Zuhause zu holen. Angefangen hatten beide mit einem Kochtopf. "Mittlerweile sind wir auf eine Anlage mit Umwälzpumpe umgestiegen, da brennt nichts mehr an", berichteten beide. Und seitem sie ihre Bierspezialitäten selbst brauen, haben sie auch immer einige Freunde zu Besuch.

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Der kluge Mann, so glaubt es mir, der redet nicht, der trinkt sein Bier.

Landrat Dr. Karl Döhler

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