Fichtelgebirge Burka-Verbot stößt auf Verständnis

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Ganzkörperverschleierung nein, Kopftuch ja: Dies ist das Fazit einer Umfrage unter Mitgliedern der türkisch-islamischen Gemeinde Marktredwitz.

 
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Marktredwitz - Frauen sollten die Haare bedecken, aber nicht das Gesicht: So interpretiert Hüriye Akpinar die Regeln des Islam. Die streng gläubige Muslimin, die seit 40 Jahren im Landkreis Wunsiedel lebt, trägt ein Kopftuch. Ihre Begründung: Dem Koran zufolge müssten Frauen vor fremden Leuten ihre Haare verhüllen und den ganzen Körper bedecken. Allerdings sei der heiligen Schrift Koran nicht zu entnehmen, dass Gesicht, Hände und Füße verhüllt sein müssten. Daher sehe sie keinen Anlass, Burka zu tragen, sagt Akpinar.

Ob eine Frau Kopftuch trage oder nicht, müsse sie selbst entscheiden, sagt die Türkin. "Ich mache das freiwillig - es geht nicht von meinem Mann aus." Wenn sie Töchter hätte - Akpinar hat drei Söhne - würde sie niemals sagen "du musst ein Kopftuch tragen".

Ihre Schwiegertochter trage zwar ein Kopftuch - das sei jedoch ihre eigene Entscheidung. Ihr verheirateter Sohn, der Islamwissenschaft studiere, überlasse die Entscheidung ebenfalls seiner Frau. Auch die bayerische Staatsregierung solle dies tun, findet die Muslimin. "Lehrerinnen oder Richterinnen sollten auch ein Kopftuch tragen können, wenn sie möchten." Zum Thema Burka-Verbot möchte sich Akpinar "lieber nicht" äußern.

Dem Koran zufolge sollten Frauen wichtige Körperteile verdecken - "aber von einem Kopftuch oder Ganzkörper-Schleier steht nichts darin", sagt Celal Öztürk, Vorsitzender des türkisch-islamischen Kulturvereins Marktredwitz. "Ich bin völlig einverstanden mit dem Burka-Verbot im staatlichen Bereich", sagt Öztürk: "Meine persönliche Meinung lautet: Das Gesicht sollte frei von Schleiern bleiben." Gegen Kopftücher habe er hingegen nichts, sagt Öztürk. In einer Demokratie sollte jede Frau selbst entscheiden können, ob sie Kopftuch trage. Auch seine Frau habe ihre eigene Wahl getroffen und sich gegen das Stück Stoff auf den Haaren entschieden.

"Burka zu tragen ist Blödsinn", sagt Bedriye Harmankaya. Das habe nichts mit dem Glauben zu tun, sondern gehe auf extrem eifersüchtige Männer zurück, die nicht wollten, dass jemand etwas von ihren Frauen erkennen könne. Ein Kopftuch hingegen müsse jede muslimische Frau tragen, meint die Friseur-Meisterin aus Marktredwitz. Sie selbst sei zwar sehr gläubig, trage jedoch aus "rein beruflichen Gründen" kein Kopftuch. "Ich kann keine Kundinnen verschönern, ohne meine eigenen Haare zu zeigen", sagt Harmankaya. Solange sie in diesem Beruf tätig sei, verhülle sie ihre Haare nicht - übrigens auch nicht bei Verwandtschaftsbesuchen in der Türkei. "Das wäre dann nichts Halbes und nichts Ganzes. Ich will dort so sein, wie ich auch im Alltag bin."

Das Kopftuch-Verbot in Schulen oder an Gerichten Bayerns findet Harmankaya ebenso wenig richtig wie das in der Türkei. "Wieso darf jemand halbnackt herumlaufen, aber nicht mit Kopftuch?" Bis vor wenigen Jahren hätten an etlichen Schulen auch Nonnen mit Habit unterrichtet, ohne dass daran jemand Anstoß genommen habe.

Burka zu tragen ist Blödsinn.

Muslimin Bedriye Harmankaya

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