Wunsiedel Tiere für Bauern immer unrentabler

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Seit Jahren kämpfen die Landwirte für einen höheren Milchpreis. Die Milchviehhaltung ist im Landkreis Wunsiedel noch immer die größte Einnahmequelle der Bauern. Foto: Bäumler Quelle: Unbekannt

Da die Preise für Fleisch immer niedriger werden, verschwinden zunehmend kleine Landwirtschaftsbetriebe vom Markt. Als Folge davon gibt es auch im Landkreis Wunsiedel immer weniger Nutzvieh.

 
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Wunsiedel - Im Landkreis Wunsiedel schrumpft nicht nur die Zahl der Einwohner seit Jahren, sondern auch die der Nutztiere. Dies geht aus den aktuellen Zahlen des Landwirtschaftsamtes hervor. Für Reinhold Wunderlich, Öffentlichkeitsarbeiter des Bauernverbandes, ist dies nur logisch: "Die Nutzviehhaltung rentiert sich immer weniger. Viele Betriebe geben daher auf."

Auch diesen Trend bestätigt die Statistik: Hat es 1993 im Landkreis 859 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als zweieinhalb Hektar Land gegeben, waren es 2012 noch 576. "Der Strukturwandel in der Landwirtschaft setzt sich fort. Wer nicht groß genug ist, kann heute kaum überleben", sagt Wunderlich. Viele Kinder würden kein Interesse mehr an den elterlichen Höfen haben.

Vor allem die Schweinehaltung rentiert sich für Kleinbetriebe kaum noch. So gab es im Landkreis Ende 2012 noch 5500 Mastschweine. 2002 waren es 6000 und 1993 sogar 9000. Reinhold Wunderlich liefert ein Rechenbeispiel für seine These, dass sich Schweine nur noch in der Masse vermarkten lassen. "Der Landwirt erhält für ein schlachtreifes Schwein mit 120 Kilogramm Gewicht derzeit 160 Euro. Von dem Preis gehen 70 Euro für das Ferkel und rund 60 Euro für drei Doppelzentner Futter weg, die nötig sind, damit aus dem Jungtier eine verkaufsreife Mastsau wird. Dazu summieren sich die Kosten für Strom, Wasser, Stall und die Arbeit." Letztlich blieben dem Bauern um die 20 Euro übrig. Laut Wunderlich kann ein Landwirt daher mit Mastschweinen nur noch auf einen grünen Zweig kommen, wenn er ausreichend Tiere im Stall hat.

Der Strukturwandel wird mit der zunehmenden Globalisierung noch weiter angefacht. So exportiert mittlerweile sogar Brasilien nicht nur Rind-, sondern auch Schweinefleisch nach Deutschland, um den Bedarf nach billigen Steaks, Schnitzeln oder Wurst zu stillen. Auf den Metzgertheken tobt ein gnadenloser Preiskampf, der die Landwirte immer weiter unter Druck setzt, billig zu produzieren. Gerade erst haben die Handelsunternehmen Aldi-Nord, Aldi-Süd und Norma eine Preissenkungsrunde für viele Fleisch-Produkte in ihrem Sortiment eingeläutet. Die Nachlässe liegen meist zwischen drei und neun Prozent. "Die Deutschen geben nur etwa zehn Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus. In Europa liegen wir damit weit hinten. Leider hat Nahrung nicht den Stellenwert, den sie verdient", sagt Wunderlich.

Ähnlich ist die Situation bei der Schweinezucht. Hier seien die kleinen Züchter fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden. "Wunderlich: "Der Markt verlangt in aller Regel eine Mindestabnahme von 50 Ferkeln gleicher Güte pro Partie." Es sei also kein Wunder, dass die Zahl der Ferkel im Landkreis seit 2003 um 1000 auf nunmehr 1900 zurückgegangen sei.

Im Landkreis Wunsiedel ist laut Wunderlich trotz der Dauerdiskussion um den Milchpreis die Milchproduktion die Haupteinnahmequelle der Landwirte. Dennoch geht auch die Zahl der Milchkühe zurück: von 10 800 im Jahr 1993 auf 8497 Ende 2012.

Weniger wird auch die landwirtschaftliche Nutzfläche. "Im Jahr gehen im Landkreis etwa 100 Hektar verloren", sagt Wunderlich. Dies liege auch an der Zersiedelung und dem Straßenbau. "Wenn eine Straße verbessert wird, sind schnell einige Hektar weg. Wenn wir eine Zukunft haben wollen, müssen Tiere und Land wieder mehr geschätzt werden."

Die Deutschen geben nur zehn Prozent des Einkommens für Lebensmittel aus.

Reinhold Wunderlich


Nur die Zahl der Pferde nimmt zu

Nutztiere 1993 2003 2012

Schweine

Ferkel keine Angaben 2900 1900

Zuchtsauen 93 734 501

Mastschweine 90 6000 5500

Rinder

Kälber 5897 keine Angaben 3350

Milchkühe 10 800 9356 8497

Mastbullen 2600 1900 1300

Schafe 528 915 606

Pferde 300 451 478


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