Die Frage von Gemeinderat Martin Döring, was seiner Meinung nach der "worst case", also das denkbar schlechteste Szenario sei, beantwortete Schramm mit den Worten: "Das wäre ein Albtraum." Der Architekt erinnerte an eine Einschätzung seinerseits aus dem Jahr 2009. Damals hatte er den Rat davor gewarnt, 880 000 Euro (das wäre die Summe für eine Generalsanierung) in das Rathaus zu stecken, letztendlich aber nichts davon zu haben.
Zur Erinnerung: Ein Neubau mittleren Standards in der St. Josefstraße hätte nach Berechnungen aus dem Jahr 2009 ohne neue Möbel und Außenanlagen 980 000 Euro gekostet. Diese Zahlen erschienen jedoch unter anderem der CSU im Gemeinderat zu hoch. Schließlich wurde der von den Freien Wählern favorisierte Rathausneubau im Januar 2010 per Bürgerbegehren verhindert. Es hieß, die energetische Sanierung des Rathauses werde "lediglich" 577 000 Euro kosten. Dem ist inzwischen nicht mehr so.
"Schwarzmalerei"
Die doch recht drastischen Worte von Architekt Harald Schramm am Montag wollte Gemeinderat Franz Uome so nicht stehen lassen. "Jetzt wird alles dramatisiert", stellte der CSU-Sprecher fest. Von Anfang an sei alles schlechtgeredet worden. Er wehre sich gegen diese Schwarzmalerei. Man sollte nicht vergessen, dass sich die Bürger im Bürgerentscheid ausdrücklich für die Sanierung und gegen den Neubau ausgesprochen hätten. Außerdem dürfe man nicht einfach sagen, die Sanierung koste nun über 700 000 Euro. "Wir wollten die energetische Sanierung. Die Kosten dafür stehen fest und wir müssen bis 30. November abrechnen", erklärte Uome. "Jetzt kommen bautechnische bedingte Sanierungsarbeiten und Wünsche der Verwaltung dazu. Das müssen wir knallhart von den Kosten für die energetische Sanierung trennen."
Appell an Rat
Architekt Schramm appellierte schließlich eindringlich an den Gemeinderat, schnellstmöglich in einem Arbeitskreis zu besprechen, welche der bisher im Leistungsumfang noch nicht enthaltenen Arbeiten tatsächlich ausgeführt werden sollen. Bürgermeister Norbert Volk schlug am Ende der Diskussion vor, in dieser Woche nochmals Spezialisten zu Rate zu ziehen und für nächsten Montag eine Sondersitzung einzuberufen. Da die Zeit bis dahin dem Architekten zu knapp erschien, einigten sich die Räte auf ein Treffen am Mittwoch, 25. Mai, um 19 Uhr. Dann werden sie sich erneut mit dem Thema befassen. Bis dahin werden die Sanierungsarbeiten "gebremst" weiterlaufen.
Wie gestern noch zu erfahren war, werden Sachverständige am Donnerstag die Räume des Rathauses auf Schadstoffe untersuchen. Außerdem werden Gutachter die Holzbalkendecke zum Teil freilegen und auf bisher möglicherweise unentdeckte Schäden untersuchen.