Kulmbach Uwe Böhnke schließt die "Post"

Von Hartmut Fischer
Am 30. Juni gehen im Gasthaus "Zur Post" in Guttenberg die Lichter aus. Uwe Böhnke schließt das Dorfwirtshaus. Foto: Fischer

Das Guttenberger Dorfwirtshaus macht Ende Juni dicht. Das Wirtsehepaar gibt den Betrieb nach fast sieben Jahren auf.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Guttenberg - Und wieder erlischt in der Region ein Stück Dorfkultur. Das Wirtshaussterben hält unvermindert an. Nach dem Gasthaus in Schöndorf, das am heutigen Samstag das letzte Mal geöffnet hat, wird ab Juli dieses Jahres auch im Gasthof "Zur Post" in Guttenberg kein Bier mehr über den Tresen wandern.

Schon einmal stand das Wirtshaus vor dem Aus, das war im Jahre 2005. "Mein Vorgänger hatte den Betrieb an die Wand gefahren", erklärt Uwe Böhnke, der mit seiner Frau seit 1997 in Guttenberg beheimatet ist. Der Dartclub hatte damit sein Vereinslokal verloren und die Leute wussten nicht mehr, wo sie ihr Feierabendbierchen trinken sollten.

Praktisch über Nacht entschloss sich Böhnke, das Wirtshaus zu übernehmen, was nicht nur seine Dartkollegen freute. "Mir war von vornherein klar, dass das keine Goldgrube ist. Ich habe es als hobbymäßiges Zubrot zum Verdienst meiner Frau und meiner Pension betrachtet", erzählt der Postwirt ohne Umschweife.

Anfangs sei ja auch alles ganz gut gelaufen, bis zum Rauchverbot. Da wurde der Besuch immer weniger, und die Gäste, die noch kamen, gingen nach ein bis zwei Getränken wieder heim. "Früher blieben sie oft bis Mitternacht, doch zuletzt war schon meist so um neun Uhr kein Mensch mehr im Lokal", sagt Böhnke. Und dass die Raucher für ihr Vergnügen vor die Tür mussten und die Nichtraucher derweil allein am Tisch saßen, das hat allen nicht gefallen und trug nach seinen Worten ein Übriges zum immer mäßiger werdenden Gaststättenbesuch bei.

"Zum Hauptproblem wurde mit den Jahren aber die immer weiter steigenden Energiekosten. Kosteten vor ein paar Jahren 5700 Liter Heizöl 2500 Euro, so bekomme ich heute für das gleiche Geld nicht mal 3000 Liter. Und genauso verhält es sich beim Strom. Um das irgendwie aufzufangen, müsste ich für ein Bier mindestens 2,50 Euro verlangen. Doch dann käme auf dem Dorf überhaupt niemand mehr", rechnet der Wirt vor. Eine Teilschuld am Wirtshaussterben gibt Böhnke auch den Brauereien mit ihrer Preispolitik. Als Gastwirt muss er für einen Kasten Gerstensaft, den er der Brauerei abnimmt, wesentlich mehr bezahlen, als er im Getränkemarkt kostet.

Eigentlich sollte schon vor einem Jahr die Gastwirtschaft geschlossen werden. "Ich habe den Vertrag noch einmal um ein Jahr verlängert in der Hoffnung, dass am Gebäude was passiert. Das Dach ist nämlich schon länger nicht mehr dicht und es regnet rein", erzählt Böhnke. Es wurde aber nichts dagegen getan.

Leicht fällt ihm die Schließung der Post nicht, denn es hat nach seinen Worten auch Spaß gemacht und er hatte seine Unterhaltung. Über Langeweile wird der Guttenberger aber auch in der Zukunft nicht klagen können, denn nun kann er mehr Zeit für die Sanierung seines 200 Jahre alten Hauses aufbringen.

Viel Hoffnung, dass der Gaststättenbetrieb weitergehen könnte, hegt Böhnke nicht. Von den Einnahmen leben kann man nach seiner Erfahrung auf keinen Fall.

Dagegen hofft Bürgermeister Eugen Hain, dass vielleicht doch ein Pächter oder Käufer gefunden wird. "Wenn nicht, dann haben sich unsere Vereine bereit erklärt, ihre Heime für Familienfeiern zu öffnen", erzählt der Bürgermeister. "Wünschenswert wäre es für ihn, dass die Brauerei, egal wie die weitere Nutzung aussieht, zuerst einmal das Dach saniert."

Sollte das Ganze für "nen Appel und ein Ei", wie Böhnke sagt, verkauft werden, dann hieße es, Vorsicht walten lassen, denn nicht ein jeder Käufer würde in Guttenberg mit offenen Armen empfangen werden. "Es könnte Interessenten geben, die haben hier nichts zu suchen", so der Wirt mit erhobenem Zeigefinger.

Hauptproblem sind die Energiekosten.

Uwe Böhnke


Wünschenswert wäre, dass die Brauerei das Dach saniert.

Eugen Hain


Bilder