Kulmbach - "Auf der Suche nach der Sprache! Dem Wort und Bild Form und Wert geben! Sensibilität für Sprache und gute Bücher! So formuliere ich gern meine verlegerischen Ziele", betont Karin Frantz-Semmelroch. Mit diesen Maximen hat die Kulmbacherin im Herbst 2008 ihren eigenen Verlag gegründet und seither eine Menge interessanter Erfahrungen gesammelt. Mit zwei vor Kurzem erschienen Büchern bleibt sie nun dieser Devise treu.

"Bücher können dein Leben verändern. Bücher sind nicht zu ersetzen von Fernsehsendern. Bücher dürfen dich zum Lachen und Weinen bringen. Bücher dürfen dir Gute-Nacht-Geschichten singen", schreibt Mimi Meister in ihrem Gedicht "Ich bin Alexander der Große" und resümiert darin auch "Bücher sind prall gefüllte Wortschatzkisten". Die Bayreutherin ist vielen Kulmbachern vielleicht bekannt durch ihre überaus erfolgreiche Teilnahme an Poetry Slams, bei denen sie unter anderem auch obiges Werk zum Besten gab und dessen zitierte Zeilen wohl die Anschauung von Karin Frantz-Semmelroch deutlich zum Ausdruck bringen.

So ist es fast zwangsläufig Bestandteil der Anthologie "Mir gegenüber eins", in der Karin Frantz-Semmelroch Werke von insgesamt 18 Autoren, die in einem Bezug zu Franken stehen, veröffentlicht hat. Dazu gehören der vielfach ausgezeichnete Nürnberger Mundartdichter Fitzgerald Kusz ebenso wie die in Kenia und Franken aufgewachsene Ellen Alpsten, die zurzeit in London lebt, aber immer gerne nach Kulmbach kommt, wenn es ihre Zeit erlaubt. Aber auch Beiträge von Nora Gomringer, die in Bamberg das Künstlerhaus Villa Concordia leitet, von Nevfel Cumart und Ursula Naumann sind in dem literarischen Kaleidoskop enthalten.

Der Verfasser einiger Dialektgedichtbände, der bei Erlangen lebende Helmut Haberkamm, hat eine amüsante philosophische Betrachtung des Lebens unter dem Titel "Des Leem maands gud mid dir" beigesteuert und der gebürtige Hassfurter Volker Sebold die witzige Kurzgeschichte "Das Aquarium". Werner Froemel, der Autor des Erzählbands "Elbnacht", des ersten im Frantz-Semmelroch-Verlag erschienenen Buches, der 2009 in Bayreuth verstarb, ist mit der Geschichte "Abflug" vertreten.

Von Friedrich Groene ist die Erzählung "Der Tod in Forkenheim" in der Anthologie enthalten und damit wären wir bereits bei der zweiten Neuerscheinung des Frantz-Semmelroch-Verlags: Dem Gedichtband "Hermetische Häuser", nach dem 2011 erschienenen "Mondmessungen" bereits die zweite im Kulmbacher Verlag erschienene Gedichtsammlung des bei Bayreuth lebenden Lyrikers. In den kurzen, auf wenige Zeilen beschränkten Versen gibt Friedrich Groene seine genauen Beobachtungen der Umwelt, vielfach der Natur, seine ihm eigene Betrachtung des Wechsels der Jahreszeiten wieder. Manchmal haben die Gedichte auch philosophische Anschauungen zum Inhalt.

Warum gründet jemand einen Verlag, um Bücher zu veröffentlichen, was für viele ein Traum ist, was in der Realität teilweise aber auch mit mühsamer Kleinarbeit und akribischer Recherche verbunden ist, vor allem, wenn er noch dazu, wie Karin Frantz-Semmelroch, nicht zielgruppenorientiert arbeiten will? "Es braucht die Liebe zu Büchern", verdeutlicht sie. In ihrem früheren Beruf als Pfarrerin hatte sie mit der Sprache zu tun, vor allem mit einem Buch, der Bibel, und deren Auslegung. Jetzt möchte sie sich das Leben von einer anderen Perspektive anschauen, etwas, was sie als eine "sehr heilsame andere Phase" bezeichnet.

"Wie macht Sprache ein Geschehen lebendig?" stellt sich Karin Frantz-Semmelroch selbst die Frage, wenn sie ein Buch veröffentlicht. Sie möchte, dass der Leser Freude am Lesen hat und dies trifft insbesondere auf die Kinder und Jugendlichen zu, von denen sie sich wünscht, dass sie sich ihrer Sprache bewusst werden, dass sie eine Sensibilität für sie entwickeln, dass sie selbst schreiben. So hat sie in dem 2011 erschienenen Buch "lesbar" die Ergebnisse des P-Seminars "Buchkunst" am Caspar-Vischer-Gymnasium veröffentlicht: fantasievolle Texte und Illustrationen von elf Schülern der Einrichtung.

Ihr Ziel ist es aber auch, ein optisch schönes Buch herauszugeben, eines, das man auch wegen seinem äußeren Erscheinungsbild gerne in die Hand nimmt, und so legt sie viel Wert auf die Gestaltung. Die gehört für sie dazu, wenn sie sagt, dass das Verlegen von Büchern für sie so etwas wie Werkstattarbeit darstellt. Karin Frantz-Semmelroch genießt den Prozess, bis ein Buch entsteht, die Zusammenarbeit mit den Autoren, das Wechselspiel, das sich herauskristallisiert. "Es ist für mich ein Metier, mit dem ich gerne umgehe", sagt sie unverblümt. Auch wenn es Dinge gibt, die zeitaufwendig, aber nötig sind, mit denen man sich beschäftigen muss: das Aufbauen von gewissen Strukturen, Rechtsgrundlagen, Autorenverträge, Marketing...

Für die Zukunft hat sie noch viele Pläne, zum Beispiel in ihren Räumlichkeiten am Marktplatz Lesungen oder Gesprächsabende durchzuführen. "Ich interessiere mich auch dafür, wie den Leuten ein Buch, das ich veröffentlicht habe, gefallen hat", gibt sie zu, und resümiert: "Ich freue mich, dass ich es gemacht habe. Es ist wie eine eigene geistige Welt, die man sich schafft."

Bücher dürfen dich zum Lachen und Weinen bringen. Bücher dürfen dir Gute-Nacht-Geschichten singen.

Autorin Mimi Meister


Ich freue mich, dass ich es gemacht habe. Es ist wie eine eigene geistige Welt, die man sich schafft.

Verlegerin Karin Frantz-Semmelroch