Mit Undurchsichtigkeiten brenzligerer Art spielt Sherry Horman umso tempo- und druckreicher in einem Politthriller, der durch Wirklichkeitsnähe fesselt. "Tödliche Geheimnisse" wollen zwei Journalistinnen aufdecken, um durch den Knüller ihr Nachrichtenmagazin zu retten. Aber hinter dem vermeintlichen "Scoop" öffnet sich voller Täuschungen ein Irrgang aus Korruption und Verschwörung, den Motoren internationaler Politik. Mit Verlass auf die grandiosen Damen Kunzendorf, Engelke und Riemann verwickelt die Regisseurin sowohl die Fäden der globalen Wirtschaft als auch Familien- und Freundschaftsverhältnisse. Mutig in ihrer Parteilichkeit, zieht sie gegen TTIP und die Weltmacht von Konzernen wie Monsanto zu Felde.
Aufs Zeitgeschehen bezieht sich gleichfalls Dominik Graf: Wendungsreich rollt er in "Am Abend aller Tage" eine fiktive Version des Falles um den Kunstsammler Cornelius Gurlitt und den Bilderfund in dessen Schwabinger Wohnung auf. Weil der Regisseur eingestandenermaßen die Ästhetik der Siebziger und Achtziger schätzt, sehen seine Bilder, nicht ohne Reiz, aus wie aus einem "Tatort" von vor dreißig Jahren. Auf das Bild, das Gemalte wie auf das maßgebliche Medium des Kinos, besinnt sich Christian Schwochow in "Paula". Allgemein vom Frauendasein um 1900, speziell vom kurzen Leben und von der Eigenwilligkeit der Malerin Paula Modersohn-Becker erzählt er. An die herausragende Schauspielerei manch anderen Festival-Beitrags reicht sein Ensemble nicht ganz heran; dennoch entsteht das subtile Porträt einer sich jedem Anpassungsdruck verweigernden Frauenseele in Landschafts- und Epochenpanoramen von imponierender Feinheit und Kraft.
Und jetzt? Gibt es "Hof" noch? Vom 24. bis zum 29. Oktober 2017 soll es "Hof" wieder geben. Rückblickend hat das Festival das "Long Term Memory", das Langzeitgedächtnis der Filmtage ausgelotet und durch eine Gegenwart von stabiler Lebensfähigkeit ergänzt. Nun gilt es, einen Unentbehrlichen zu ersetzen. Der künftige Festivalchef muss sein wie Badewitz - und ganz anders. Dann besteht Hoffnung, dass das vom "Heinz" geschaffene "Universum" weiter leuchtend expandiert.
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O-Töne: Festival-Resümees
Kurator Alfred Holighaus
Die Resonanz war beeindruckend bis überwältigend. Es gab ein auffallend starkes Bedürfnis des Publikums, sich zum Programm und zur Atmosphäre zu äußern. Und zwar positiv. Mir hat sehr die Mischung der Gäste gefallen - von Wim Wenders bis Tini Tüllmann, von Hanna Schygulla bis Aylin Tezel. So kann, so muss es weiter gehen.
Pressesprecherin Ana Radica
Wir haben mit etwas weniger als 30 000 belegten Sitzplätzen das Rekordergebnis von 2015 nicht ganz erreicht. Trotzdem war das Festival das am zweitstärksten besuchte aller Zeiten. In den kommenden Wochen wird der Verein ein tragfähiges Konzept für die Zukunft erarbeiten. Bis Ende des Jahres soll ein fähiger neuer Leiter gefunden sein.
Andreas Walter, kommissarischer Vorsitzender des Cine Centers Hof
Alles verlief sehr entspannt. Mit der Hoftex-Halle als zentraler Anlaufstelle probierten wir etwas Neues und stießen auf überwältigende Resonanz. Die Basis hält. Zuschussträger haben weitere Unterstützung zugesagt, und wir haben gezeigt, dass wir das Festival auch ohne Heinz Badewitz stemmen können. ts-r