Saalburg Sonne, Mond, Matsch

Andreas Bär

Das Festival im thüringischen Saalburg versinkt im Regen. Der Stimmung tut das - natürlich - keinen Abbruch. Eindrücke aus dem elektronischen Epizentrum.

 
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Saalburg - Alle Jahre wieder wird aus der dreieinhalbtausend Einwohner zählenden Kleinstadt Saalburg die Feier-Metropole der Republik. Tausende pilgerten am Wochenende wieder zum Sonne-Mond-Sterne (SMS)-Festival an die Bleiloch-Talsperre. 35 000 waren es auch diesmal wieder, die in der thüringischen Peripherie der Elektro-Musik frönten.

Die Schattenseite der Party

Elektro-Beats und Drogen, das gehört für viele leider immer noch zusammen. So auch in diesem Jahr. Bereits am Freitagnachmittag stellten Zivilfahnder einen aus Hamburg kommenden Verdächtigen, der größere Mengen an illegalen Drogen bei sich führte. Bei dem 31-Jährigen fand man mehr als 150 Ecstasy-Pillen, über 30 Gramm Cannabis sowie weitere Amphetamin- und Kokainprodukte. Einen weiteren Verdächtigen nahmen Zivilfahnder in der Nacht zum Samstag fest. Der 28-Jährige wurde auf dem Veranstaltungsgelände kontrolliert. Er hatte weit über 40 Ecstasy-Pillen sowie mehrere Gramm Crystal Meth bei sich.

Bei der 21. Auflage fühlten sich viele Besucher zurückversetzt ins Jahr 2007, als das SMS regelrecht zur Schlammschlacht wurde. Ähnlich wie damals öffnete auch heuer Petrus seine Schleusen gewaltig und verwandelte das 35 Hektar große Areal in eine Matsch- und Seenlandschaft. Die Veranstalter um Rico Tietze versuchten mit großem Aufwand, das Areal begehbar zu halten. Zehn Kilometer Straße aus Aluminium-Platten sorgten für einigermaßen Standfestigkeit bei den Besuchern.

All die Probleme waren spätestens dann vergessen, als der Rostocker Rapper Materia die 50 Meter breite Hauptbühne enterte. Der frühere Fußball-Jugendnationalspieler, dem bis zu seinem Einstieg ins Musikbusiness auch eine beachtliche Karriere als Model gelang, entfachte beim größtenteils blutjungen Publikum große Glücksgefühle.

Wegen des Dauerregens verlagerten viele Besucher am Freitag ihre Tanzwut in die Zelte abseits der Hauptbühne. So manch unbekannter Künstler sah sich plötzlich vor großem Publikum. Ein Glücksfall im Regen für manch jungen Nachwuchskünstler, die sich sonst mit wenigen Dutzend Zuschauern begnügen müssen.

Samstag, anderes Bild. Der Himmel hatte sich ausgeregnet. Einzig die knöchelhohe Schlammlandschaft machte so manchem Besucher noch zu schaffen. Die Auftritte entschädigten dafür gewaltig. Der Berliner Fritz Kalkbrenner, Bruder des noch bekannteren DJ Paul Kalkbrenner, ließ die Meute tanzen. Eineinhalb Stunden lang lieferte er einen rundum perfekten Auftritt. Schade nur, dass zeitgleich der Durchstarter der Szene, Felix Jaehn, im Hauptzelt die Menge zum Brodeln brachte. Die 150 Musiker zeigten an den drei Tagen, dass das SMS immer noch einer der Höhepunkte der Szene ist. Altbekannte Acts wie Sven Väth und Felix Kröcher zieht es immer noch gerne nach Saalburg, Frischlinge wie das Duo "Gestört, aber geil" nutzten die Größe des Festivals für den erhofften Karrieresprung.

Die Sauerei in diesem Jahr hat übrigens eine Besucherin aus Rosenheim trefflich analysiert: "Diese Hitze auf einem Festival. Das will doch eh' kein Schwein!" Sprachs und trottete mit Gummistiefeln weiter in Richtung Hauptbühne.