Kunst und Kultur Theaterspielen kann man in jeder Ecke

Christine Wild
Das Ensemble der "Herdmanns": im Türfenster, von links oben nach rechts unten, Rebekka Bauer (Eugenia Herdmann), Julia Jenisch (Streetworkerin/ Frau Armstrong), Melina Döhla (Regie-Hospitantin, Souffleuse), Rafael Westerhoff (Ralf Herdmann/Herr Schnittbaum), Kyra Käppel (Klaus Herdmann) und Mia Schauer (Karla); vor und neben der Tür (von links) Jule Herrmann (Leo Herdmann), Emily Ullrich (Pfarrer Herbert-Cornelius-Heinz-Peter-Friedrich), Amelie Spörl (Frau Schnittbaum/Lehrerin), Hawin Canbay (Hedwig Herdmann) und Enya Käkenmeister (Bibliothekarin). Foto: Chr. Wild Quelle: Unbekannt

Die jüngsten Nachwuchs- Schauspieler vom Theater Hof zeigen am Samstag ihre einstudierten Stücke. Auf dem Programm stehen "Pinocchio" und die "Herdmanns".

 
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Hof - "Aber ich kann doch nicht über einen Gegenstand erzählen, wenn ich ihn nicht habe!" Theater fast ohne Requisiten und Bühnenbild - wie soll das funktionieren? Zu Beginn der Spielzeit waren die "Theater-K.I.T.Z." noch skeptisch. Doch inzwischen stehen mit "Pinocchio" und "Hilfe, die Herdmanns kommen!" die Abschlusspräsentationen der beiden jüngsten Spielclubs des Jungen Theaters Hof an - und die Nachwuchsschauspieler haben gelernt, dass man auch mit wenigen Requisiten und ohne richtige Bühne sein Publikum überzeugen kann.

Seit September leitet Zuzana Masaryk sowohl den K.I.T.Z.-Club (sechs bis zehn Jahre) als auch die Entdecker-K.I.T.Z. (zehn bis 14 Jahre). "Eigentlich wollte ich etwas mit Tanz und Musik machen und eigene Stücke mit den Kindern entwickeln - aber bereits in den ersten Wochen hat sich gezeigt, dass die Kinder eine ganz andere Vorstellung hatten", erzählt die Theaterpädagogin. Die jungen Darsteller wollen lieber ein fertiges Stück - ohne Tanz und ohne Musik - erarbeiten. "Also haben wir das gemacht, denn es hat ja keinen Sinn, den Kindern etwas aufzuzwingen."

Mit den jeweils 14 Kindern beider Gruppen hat sie zunächst viel improvisiert und dabei herausgefunden, welche Themen sie beschäftigen. "Die Kleinen wollten gern ein Märchen machen", verrät sie. Also wurden fünf von den Kindern vorgeschlagene Märchen in Improvisationen nachgespielt; die Wahl für die Abschlusspräsentation fiel auf "Pinocchio". "Was mich dann überrascht hat: Die Kinder haben gar nicht um die Hauptrolle gestritten - viele wollten lieber einen Hai oder einen Goldfisch spielen, der kaum etwas zu sagen hat", erzählt Zuzana Masaryk mit einem Schmunzeln. Naheliegend ist, dass manche den Fisch spielen wollten, weil zu Spielzeitbeginn noch nicht alle lesen konnten - also auch nicht den Theatertext.

Die Entdecker-K.I.T.Z. reizte besonders das Thema Mobbing. Auch diese Gruppe wollte auf jeden Fall ein bereits geschriebenes Stück umsetzen. "Man merkt, dass die Kinder es aus der Schule gewöhnt sind, Vorgaben zu erfüllen - bis zu einem gewissen Alter. Erst später scheinen sie den Drang zu verspüren, aus ihren Erfahrungen etwas Eigenes zu kreieren", beobachtet Zuzana Masaryk. Ausgesucht haben sich die Entdecker die Geschichte rund um die fünf Kinder der Familie Herdmann, die sich derart unmöglich benehmen, dass es im ganzen Dorf nur heißt: "Hilfe, die Herdmanns kommen!"

Wie die wilde Familie letztlich trotzdem das weihnachtliche Krippenspiel bereichert und wie man an ihrem Beispiel beobachten kann, dass eigentlich doch in jedem Menschen etwas Gutes steckt, das beweisen die Entdecker-K.I.T.Z. am Samstag in einer Doppelpremiere mit ihren jüngeren Kollegen. Um 14 Uhr startet der K.I.T.Z-Club mit "Pinocchio" in märchenhaften Kostümen, und ab 16.30 Uhr heißt es mit den Entdecker-K.I.T.Z.: "Hilfe, die Herdmanns kommen!" Beide Vorstellungen, für die es Karten an der Theaterkasse gibt, finden im unteren Foyer des Theaters statt. "Hier", erklärt Zuzana Masaryk, "können die Kinder die Erfahrung machen, dass man eigentlich in jeder Ecke Theater spielen kann."