Eilmeldung

Hof Bauern wehren sich gegen Stromtrassen

Helmut Engel
Wieder war der "Komödienstadl" in Förmitz brechend voll - die Bauern kämpfen um ihre Rechte. Foto: Helmut Engel

Beim Informationsabend der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der CSU machen Landwirte ihren Herzen Luft. Die Entschädigung empfinden sie als inakzeptabel und unsozial.

 
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Förmitz - Deutliche Worte und kritische Fragen haben sich Politiker und der Vertreter des Trassenplaners Tennet bei der zweiten Informationsversammlung der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft Hof/Wunsiedel (AGL) in der CSU anhören müssen. Das Interesse war erneut groß - der "Komödienstadl" in Förmitz war brechend voll.

Die Diskussion eröffnete Kreisbauer Hermann Klug. Er stellt die Notwendigkeit der Trasse generell infrage. "Wenn in den vier Jahren ohne Atomkraft und Trassenfertigstellung die Lichter nicht ausgehen, wozu braucht es sie überhaupt?", wollte er wissen. Das Einfachste sei wohl, fuhr er fort, die Trasse durch die Felder der Bauern zu legen, weil es sonst überall Widerstand gebe. "Und dann will man die Bauern auch noch mit Groschen abspeisen."

AGL-Vorsitzender Werner Barthold hatte eingangs die Entschädigungsregelung erklärt. Demnach gibt es zehn bis zwanzig Prozent des Verkehrswertes, "das sind etwa 50 Cent pro Quadratmeter." Bei einer 50-jährigen Laufzeit wäre dies gerade mal ein Cent pro Quadratmeter. Dafür müsse man mit dauerhafter Zerstörung der Bodenkultur und mit einer Erwärmung um bis zu drei Grad rechnen. Es drohten Einschränkungen im Anbau, eine dauerhafte Wertminderung und Belastungen durch Strahlungen und Elektrosmog.

"Bei der Frage der Entschädigung liegen Theorie und Praxis weit auseinander", monierte auch Landrat Dr. Oliver Bär. Bei diesem Projekt könne man die bisherige Praxis nicht zwingend anwenden, weil mit einer Erwärmung des Bodens zu rechnen sei. Man wisse nicht, ob man 20 bis 30 Prozent Ausfälle haben werde, oder bis zu 100 Prozent. Auch in Sachen Bodentrennung habe er seine Zweifel. "Was nützen all die schönen Pläne, wenn die Baufirma vor Ort alles anders macht?"

Landwirt Karl-Heinz Manischewsky sieht Oberfranken missbraucht. "Wir haben die Windräder, jetzt kommt noch die Gleichstromtrasse und dann vielleicht auch noch der Atommüll." Alle stopften sich die Taschen voll, und die Allgemeinheit solle bezahlen. "Ich möchte kein Getreide, das unter Strom erzeugt wird. Das ist Sondermüll!" Werner Schwarz sagte, wegen der früheren Proteste würden die Kabel jetzt unter der Erde verlegt. "Und wir Bauern müssen die Hauptlast tragen", nur damit die Bevölkerung beruhigt sei. Er warnte aber, dass auch das nicht ohne Gegenwehr über die Bühne gehen werde. "Darauf sollten sie sich gefasst machen."

Alfred Schlegel beklagte, man habe den Leuten weisgemacht, die Offshore-Anlagen würden den Strom billiger produzieren; dabei bekämen die Investoren doppelt so viel Entschädigung wie diejenigen, die an Land investiert haben. Südbayern habe nichts außer Photovoltaik. "Die wollten keine Speicherkraftwerke, keine Windkraftanlagen und die Leitungen aus Österreich auch nicht." Die Lasten sieht er als ungleich im Land verteilt. "Tennet verdient Geld mit den Leitungen, und die Bundesnetzagentur liefert die Lizenz zum Gelddrucken, die vom Bundestag beschlossen wird." Für Klaus Goller sollten die Bauern ein Durchleitungsentgelt für jede Kilowattstunde bekommen, so wie auch die Kommunen. "Alles andere ist nicht akzeptabel und unsozial."

Tennet-Projektleiter Andreas Herath hatte zuvor die weiteren Schritte erläutert. Demnach seien alle an die Bundesnetzagentur eingereichten Vorschläge gleichberechtigte Alternativen, in die auch noch Vorschläge von Bürgern, Kommunen oder Institutionen eingearbeitet werden könnten. Darüber, die Trasse entlang der Autobahn A 93 zu verlegen, habe man sich intensiv mit der Autobahndirektion unterhalten. Dies sei jedoch nicht möglich, weil die Autobahnen oft eine Hanglage hätten oder in Geländeeinschnitten lägen. Folgen einer Bündelung an der A 93 wären, dass man zu nahe an Wohnsiedlungen herankommt, dass es einen hohen Kompensationsbedarf bei parallel verlaufenden Wäldern gäbe und Eingriffe in die Trinkwasserversorgung.

Mitte Mai sollen die öffentlichen Antragskonferenzen der Bundesnetzagentur voraussichtlich in Hof und in Weiden beginnen. Jeder könne dann seine Vorschläge oder Einwände vortragen.

Michael Schenkenhofer vom Wirtschaftsministerium sagte, im Bundesfachplanungsverfahren werde nun der 500 bis 1000 Meter breite Korridor endgültig festgelegt: "Das wird die spätere Trasse." In Bayern werden die Kabel fast vollständig in die Erde vergraben, "eine neue Methode". Dabei gelte es, Fehler wie bei den Gasleitungen zu vermeiden. "Außer den Markierungspfählen soll später nichts mehr zu sehen sein." Es würden bodenschonende Geräte verwendet und die Bodenschichten wieder eingebaut.

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