Hof Drei Damen als Beispiele für Bayerns Alltag

Susanne Amann bereitet in der Metzgerei Häppchen vor, der Kameramann hält die Sache fest. Alltagsszenen wie diese von 22 Bayern zeigt der BR am Pfingstmontag von 6 Uhr morgens an 24 Stunden lang. Quelle: Unbekannt

Susanne Amann von der Metzgerei Höra in Rehau und zwei Hofer Brauerinnen sind am Montag im Bayerischen Rundfunk zu sehen. Der Film wird ein Stück Zeitgeschichte.

 
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Hof/Rehau - Der Herr sei in die Metzgerei spaziert, habe nach der Chefin gefragt - und wollte dann, nach einer kurzen Vorstellung, mit laufender Handy-Kamera eine Zusammenfassung ihres Lebens haben. "Er hat einfach gesagt, ich soll ihm in fünf Minuten erzählen, was ich mache und wie ich lebe", erinnert sich Susanne Amann. Und die Spontan-Auskunft der Rehauer Metzgerei-Chefin scheint Eindruck gemacht zu haben: Der Herr, Volker Heise, kam von einer Berliner Produktionsfirma, die im Auftrag des Bayerischen Rundfunks Protagonisten für eines der größten Dokumentar-Projekte der vergangenen Jahre gesucht hat. Und der in der Metzgerei Höra eine gute Geschichte gefunden hat - eine weitere spielt in der Brauerei Meinel.

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Beim groß angelegten Projekt "24 Stunden Bayern" beispielsweise ist die Sache klar: Die Dokumentation verdient ein möglichst großes Publikum. Daher war klar: Der Sendehinweis gehört bei uns ins Blatt.

Darum geht es: Am Drehtag, dem 3. Juni 2016, sind 104 Kamerateams im Freistaat unterwegs gewesen, um 80 ausgewählte Protagonisten während eines ganz normalen Tages zu begleiten. Die Geschichten von 22 davon - darunter die Damen aus Hof und Rehau - werden am Montag ausgestrahlt. Arbeit und Freizeit, Berufliches und Privates: Herausgekommen sind am Ende 800 Stunden Drehmaterial - die nun in monatelanger Arbeit auf eine 24-Stunden-Reportage zusammengeschnitten worden sind. Die soll weit mehr sein als reine Fernseh-Unterhaltung.

"Das Projekt ist ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument geworden, eine Art Zeitkapsel, die das Leben eingefangen hat", erläutert Andreas Bönte, Leiter des Programmbereichs Fernsehen beim BR, in der Begleit-Publikation. Die Ausstrahlung soll kein Image-Film für den Freistaat werden - vielmehr soll das Material als Dokument für spätere Generationen dienen. Und gleichzeitig das Leben im Land spannend, kurzweilig und nah abbilden für die Zuschauer am Montag. Die Kamerateams haben einen Schweinezüchter in Niederbayern und eine U-Bahn-Fahrerin in Nürnberg begleitet, haben eine Arbeiterin bei Amazon in Schwaben sprechen lassen und eine Schleierfahnderin aus der Oberpfalz - und, neben einigen anderen mehr, einen Restaurantbesitzer, eine Ärztin und eine Schülerin. Und eben drei Damen aus Hof und Rehau.

Gisela und Monika Meinel-Hansen, die beiden jungen Brauerinnen der Meinel-Bräu, standen ebenfalls auf der Film-Liste der Akteure. Ein Team von sechs Leuten - für Kameras, Ton, Regie und Logistik - habe die zwei Schwestern den gesamten 3. Juni über begleitet. "Sie haben Moni gefilmt, wie sie früh um 5 Uhr aufgestanden und ins Sudhaus gegangen ist, waren den ganzen Tag in der Brauerei dabei und sind abends mit mir in den Trompeter gegangen, wo ich noch Dienst hatte", erinnert sich Gisi Meinel-Hansen. Dem Mammut-Tag, bei dem Bier brauen und Lkw beladen, Abfüllen und Ausschenken anstand, sei ebenfalls ein Casting vorausgegangen. Und ein Rundgang durch die Stadt: "Das Team hat auch viel von Hof gefilmt", sagt sie. Und hat ansonsten den ganzen realen Alltag abgebildet, erzählt sie lachend: "Ich hoffe, man hört uns im Fernsehen nicht fluchen." Auch für Susanne Amann aus Rehau war der Tag eine ziemlich schöne Erfahrung - dabei habe sie sich durchaus etwas geziert, bis sie zugesagt hat.

"Meine Kinder und mein Mann hatten sofort nach der Anfrage gesagt, dass ich das machen soll", erinnert sie sich ans vergangene Frühjahr. Doch sie habe lange gezweifelt, und habe erst beim dritten Anruf der Produktionsfirma zugesagt. Zum Glück, sagt sie heute: der Begegnung mit dem vierköpfigen Team wegen, aber auch, weil sie dadurch auch einmal selbst ganz bewusst darüber nachgedacht habe, wie ihr Alltag eigentlich aussieht. Denn der 3. Juni 2016 sei ein ganz typischer Tag in ihrem Leben gewesen - auch, wenn zwei sehr besondere Veranstaltungen auf dem Programm standen.

Aufstehen um 5.30 Uhr, dann die drei Kinder auf die Schule vorbereiten, den Ehemann in die Arbeit fahren, in die Metzgerei gehen, zwischendurch nach Hause, um Haushalt zu machen; mittags Essen mit den Kindern, nachmittags wieder Arbeit, und abends erst ein Polterabend in Schönwald und danach der große Rehauer Schützenball - Ende für Susanne, und damit auch für das Drehteam: 2 Uhr nachts. "Aber nach drei Stunden habe ich gar nicht mehr gemerkt, dass mir die Kamera überall hin gefolgt ist", erinnert sie sich. Und ist gespannt darauf, wann Ausschnitte aus ihrem Alltag am Montag im TV zu sehen sind.

"24 Bayern - ein Tag Heimat" läuft von Pfingstmontag um 6 Uhr bis zum Dienstag um 6 Uhr im Bayerischen Rundfunk. Aus dem Material entstehen eine DVD und ein Buch.

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