Seit drei Jahren ist Stephanie nicht mehr in der Förderschule. Sie arbeitet in den Hochfränkischen Werkstätten. Ihr Tag ist länger geworden. Schon vor sieben Uhr morgens kommt der Bus, der sie zu ihrer Arbeitsstätte am Hofer Südring bringt. Um 16.30 Uhr kommt sie wieder nach Hause. Nur eine halbe Stunde später geht es los zum Training. Es ist nicht so sehr der Wunsch, sich verbessern zu wollen, der sie treibt: Nicht höher, schneller, weiter ist Stephanies erste Motivation, es ist die Freude, gemeinsam mit anderen Sport zu treiben. Ines Gebhardt: "Das ist das Schöne bei den Wettbewerben der Behinderten. Sie freuen sich, auch wenn sie neben dem Siegertreppchen stehen."
Dabei stand Stephanie beim Sammeln von Medaillen ihrer Schwester Melanie kaum nach. Im Gegenteil: Stephanie kennt das Gefühl oben zu stehen. Und das nicht nur bei nationalen Behinderten-Wettbewerben. Den Höhepunkt ihres Sportlerlebens markieren die Special-Olympics-Welt-Sommerspiele 2011 in Athen. 7500 Athleten kämpften hier um Medaillen. Und Stephanie gewinnt jeweils eine silberne über 200 Meter und 500 Meter Kajak. "Das war ein tolles Erlebnis", betont ihre Mutter.
Doch das ist Vergangenheit. Stephanie lebt in der Gegenwart. Und da geht es jetzt ums Bowling. Ihre Leistung hier kann weder sie selbst noch ihre Mutter richtig einschätzen. Am morgigen Donnerstag steht erst einmal die Qualifikation für die Endrunde auf dem Programm. 47 Bowlingspieler sind gemeldet. Wo sich Stephanie am Ende einordnet, ist offen. Sie sieht das aber völlig entspannt. "Ich werde nicht traurig sein, wenn es nicht mit einer Medaille klappt", sagt sie.
Dass ihre Mutter morgen und am Samstag ausnahmsweise nicht als Zuschauerin an ihrer Seite mitfiebert, macht Stefanie nichts aus. Ines Gebhardt ist als eine von zahlreichen Helfern bei den Special Olympics eingeteilt. Und auch ihre Schwester Melanie kann nicht dabei sein; zeitgleich zu den Special Olympics in Hof startet sie im bulgarischen Plovdiv bei den Kanu-Europameisterschaften. Stephanie wird sich auch ohne die beiden in ihrer Gruppe zurechtfinden. Und Spaß haben. Egal, was am Ende herausspringt.