Hof Schlitterpartie auf Straßen im Landkreis

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Selbst der Winterdienst ist auf der spiegelglatten Straße manchmal chancenlos: Bei Münchberg, zwischen Meierhof und Jehsen, wollte der Bauhof einem verunglückten Streudienst helfen - und kippte samt dem Salzvorrat an einer Autobahnunterführung um. Foto: Siegfried Gottesmann

Fußgänger und Autofahrer kämpfen stundenlang mit Glatteis. Sogar zwei Streufahrzeuge kippen um, die Schule fällt aber nicht aus.

 
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Hof/Landkreis - Die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Nachts regnet es. Morgens ist es spiegelglatt. Plötzlich herrschen Bedingungen, die die Menschen in Stadt und Landkreis Hof vor Herausforderungen stellen. Fußgänger watscheln über rutschige Gehwege, Autofahrer müssen erst das Eis von den Scheiben kratzen und schlittern dann teilweise über die Straßen.

Am schlimmsten traf es am Donnerstagmorgen wohl zwei Winterdienstfahrzeuge. Ein Berg mit einer ein Zentimeter dicken Eisschicht wurde den Fahrern zum Verhängnis: Auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Meierhof und Jehsen rutschte gegen 5 Uhr der Fahrer eines privaten Streudienstes mit seinem Lkw auf der spiegelglatten Fahrbahn auf Höhe der Gaststätte Schwarzholzwinkel in den Graben. Der Mann verständigte den Bauhof Münchberg, der den Streudienst mit einem Unimog in Angriff nahm. Nun geriet auch das Fahrzeug, das mit Schleuderketten ausgerüstet war, gegen 6.30 Uhr auf der stark vereisten Straße auf Höhe von Schwarzholzwinkel ins Rutschen. Nach etwa 300 Metern Rutschpartie griffen die Räder unter der Autobahnunterführung wieder. Durch das abrupte Bremsen kippte der Unimog auf die Seite. Die Salzladung verteilte sich unter der Brücke auf der Fahrbahn. Es entstand ein Schaden in Höhe von etwa 20 000 Euro. Der Fahrer wurde nicht verletzt. Der Unimog musste mit einem Spezialkran geborgen werden. Bis dahin sperrten die Feuerwehren Jehsen und Ahornberg die Ortsverbindungsstraße.

Darüber hinaus gab es nur wenige kleinere Unfälle, wie Jürgen Stadter, Pressesprecher bei der Polizei Oberfranken, bestätigt: "Das Verkehrsunfallgeschehen hat sich in Grenzen gehalten. Es gab nicht signifikant mehr Unfälle, nur einen mit einem leicht Verletzten."

Einen Unfall, der auf die Eisglätte zurückging, meldete beispielsweise die Nailaer Polizei vom Marktplatz in Schwarzenbach am Wald: Hier wollte gegen 5 Uhr früh eine 20-jährige Autofahrerin von der Schützenstraße zum Marktplatz abbiegen, doch ihr Auto machte sich auf dem Eis selbstständig und folgte nicht der Lenkung nach rechts, sondern rutschte geradeaus weiter. Die junge Autofahrerin hatte Glück, dass sie in einen Schneehaufen schlitterte und nicht an eine Hauswand. Sie blieb unverletzt, am Auto entstand wohl ein Schaden von rund 4000 Euro.

Probleme haben bei dem Glatteis aber vor allem Fußgänger gehabt, wie Mike Jandl von der Integrierten Leitstelle Hochfranken berichtet: "Es gab etwa zehn Stürze mit leichten Verletzungen wie Verstauchungen oder Prellungen. So schlimm, wie wir es erwartet hatten, kam es aber nicht."

Für die Stadtbusse gestaltete sich die Lage relativ entspannt. "Es gab kaum Probleme," sagt Stadtwerke-Pressesprecherin Stefanie Köppel. "Zwischen 6.30 und 7 Uhr konnten die Busse nicht zum Lindenbühl Richtung Landratsamt fahren, weil mehrere Laster liegengeblieben sind und die Straße versperrt haben." Ansonsten habe es nur minimale Verspätungen gegeben, weil die Hauptstraßen gut geräumt waren.

Trotz der gefährlichen Straßenverhältnisse sind die Schulen in Stadt und Landkreis Hof nicht ausgefallen. Darüber äußerten viele User über Facebook ihren Unmut. "Unverantwortlich, was in Hof passiert! Spiegelglatt!!! Kinder stehen weinend am Straßenrand, weil sie nicht vorankommen", schrieb beispielsweise eine Userin. Andere Kommentatoren sahen die Sache entspannter: "So etwas nennt man Winter. Ich hab alle drei Kinder sicher ins die Schulen bringen können. Ja, es war glatt. Aber die Welt ist - noch nicht - untergegangen", schreibt ein Vater.

Stefan Stadelmann, Schulrat am Staatlichen Schulamt, begründet die Entscheidung: "Innerhalb der Koordinierungsgruppe und des konkreten Krisenteams gab es die Auskunft, dass die Hauptverkehrsstraßen dank der sehr guten Arbeit unserer Winterdienste eisfrei und befahrbar sind und auch die Schulbusse fahren."

Die Busfahrer hatten es jedoch nicht leicht auf den Straßen. Im Landkreis Hof steckten vereinzelt Schulbusse fest, wie Peter Bäuml vom Bus-Unternehmen RBO auf Anfrage bestätigte. Viele Kinder kamen zu spät zum Unterricht. Zwar hatte der Winterdienst die Hauptstraßen gut bestreut, über Land- und Nebenstrecken war wegen der spiegelglatten Straßen trotzdem zeitweise keine Weiterfahrt möglich.

Bereits am Donnerstagmittag konnten Fußgänger und Autofahrer aber aufatmen: Die Glatteisgefahr in der Region ist dank milderer Temperaturen gesunken, wie Peter Jandl von der Hofer Wetterwarte erklärt. "Die Sonne hat genügend Kraft, um die dünne Eisschicht zu schmelzen." Natürlich könne es an schattigen Plätzen vereinzelt noch glatt sein, wie etwa in der Nähe von Wäldern.

Im Pinguin-Gang

Um bei Glatteis Stürze zu verhindern, rät die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie Fußgängern dazu, sich langsam und mit kleinen Schritten über den Boden zu schieben - wie der Pinguin: "Beim Pinguin-Gang wird der Körperschwerpunkt über dem vorderen, also dem auftretenden Bein ausgerichtet - der Fuß setzt jeweils mit ganzer Sohle auf und zeigt nach außen. Das belastete Bein steht damit im rechten Winkel zum Boden. Die leicht nach vorn geneigte Körperhaltung sorgt so für mehr Stabilität."

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