Hof Theater wehrt sich gegen Luxus-Vorwurf

Michael Thumser
Hinter den Kulissen: Die Technik im Hofer Theater wird für zwölf Millionen Euro erneuert. Das sei keine "Luxus-Renovierung", betonen die Verantwortlichen. Nach 23 Jahren sei dies notwendig. Unser Bild zeigt den Technischen Leiter des Hauses, Klaus Ehrenberg. Foto: Harald Dietz

Die Erneuerung der Technik sei nötig, versichern die Verantwortlichen. Derweil läuft die Suche nach Ausweichspielorten für die Dauer der Bauzeit auf Hochtouren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - Wenn nichts geschieht, sperrt der Tüv das Haus irgendwann zu. Derart bedroht sah sich das Theater Hof ums Jahr 1990, als es noch, arg schadhaft, in der Schützenstraße untergebracht war. Abhilfe schuf damals so etwas wie ein Wunder: Statt weiter hier zu flicken und dort zu reparieren, beschloss die Stadt, ein neues Haus zu bauen. Seit 1994 residiert es an der Kulmbacher Straße.

23 Jahre ist der Neubau jetzt alt - und damit längst kein Neubau mehr. Und wieder wird die Warnung laut: Es muss was geschehen, sonst macht der Tüv das Haus - oder Teile davon - dicht. Wie berichtet, steht für zwölf Millionen Euro eine umfängliche Sanierung an, die hauptsächlich die Technik betrifft: Die erweist bei jeder Produktion, dass sie unerneuerbar veraltet ist.

"Zum Glück müssen wir auf normalen Verschleiß und nicht auf eine akute Katastrophe reagieren", beruhigt beim Pressegespräch Peter Nürmberger, der das Kulturamt der Stadt leitet. "Aber: Wir steuern auf eine zu." Intendant Reinhardt Friese pflichtet ihm bei: "Wir handeln nicht aus brennender Not, aber aus Notwendigkeit." Und: "Notwendigkeit ist eine Not, der man mit Wendigkeit abhilft."

Bei Proben und Aufführungen häuften sich "böse Überraschungen" - auch wenn der Zuschauer davon bisher nichts mitbekommt, wie Jean Petrahn, kaufmännischer Geschäftsführer des Theaters, betont: "Alles funktioniert, weder die Akteure noch das Publikum sind in Gefahr." Weil aber "nirgends die Uhr rückwärts läuft", gelte es, "rechtzeitig" Maßnahmen zu ergreifen, um den Spielbetrieb anspruchsvoll weiterzuführen und zeitgemäß fortzuentwickeln. Noch vergleichsweise jung ist das Haus, da komme man mit zwölf Millionen Euro - bei einer "Unsicherheit von zehn bis zwanzig Prozent" - wohl hin. In historischen Theatern werde rasch ein Mehrfaches fällig. Mit einer "Luxusrenovierung" sei also nicht zu rechnen, versichert Friese.

Die zentrale Frage: Wie trifft die Sanierung das Publikum am wenigsten? Nach reiflicher Überlegung entschieden sich die Verantwortlichen für eine Block-Lösung: Modernisiert wird vom Saisonende 2018 an bis in den folgenden Spätwinter hinein. "Denkbar wäre auch, während dreier Jahre jeweils die spielfreien Sommermonate zu nutzen", räumt der Intendant ein, gibt aber zu bedenken: "Dann könnten wir drei Saisons lang nur je neun statt der üblichen zwölf großen Premieren herausbringen." In der Folge müsste man wahrscheinlich schwindendes Publikumsinteresse, verminderte Einnahmen und eine geringere Zahl von Abstechern hinnehmen. Obendrein würde sich das Risiko verdreifachen, dass Arbeiten sich verzögern.

Das Ziel: "Nicht weniger spielen", bekundet Reinhardt Friese, "und nichts Provisorisches zulassen." Unbedingt gelte es den "Eindruck einer Klitsche oder Vagantenbühne" zu vermeiden. Die Planungen dazu laufen: "Wenn wir auch die Lösungen noch nicht kennen", wie Jean Petrahn zugibt. Nach Antworten verlangen Fragen wie: Welche Ausweichspielstätten eignen sich und stehen zur Verfügung? Wie groß sind sie: Was lässt sich dort zeigen, wie oft und in welchem Zeitraum? Für wie viele Zuschauer ist Platz, wie viel Catering für sie möglich? Nicht zuletzt: Gibt es genügend Toiletten? Die Suche nach angemessenen Aufführungsorten läuft auf Hochtouren, heißt es: "Aber wir haben noch mit niemandem verbindliche Gespräche geführt."

Die Werkstätten werden nicht weniger, sondern sogar mehr zu tun bekommen. Petrahn: "Bei den Mitarbeitern dort ist dann besonders viel Kreativität gefragt."

Im Spielplan für die Saison 2018/19 soll es keine Einschränkungen geben. Allerdings wird die Theaterleitung ihn ungewöhnlich kurzfristig zusammenstellen müssen. "Solange wir nicht sicher wissen, wo und wie wir unterkommen, hat es keinen Sinn, Stücktitel zu nennen oder Termine zu vereinbaren." Schon jetzt spekulierend über "ungelegte Eier
gackern" will keiner der Verantwortlichen.

Unter Zeitdruck wissen sich die Herren Friese, Petrahn und Nürmberger, doch für Hektik, sagt der Hausherr, bestehe kein Anlass. Weil sie mit Steuergeldern operieren, gelten ihnen "Sorgfalt, Fantasie und eine seriöse, für die Bevölkerung transparente Planung" als oberste Gebote. "Wir werden Wege finden, weiterhin gute Produktionen zu entwickeln", versprechen die Theaterleute, verschweigen dabei aber
nicht, dass "wir alle froh sein werden, wenn es vorbei ist". In gut einem Jahr geht es los.

Bilder