Münchberg Der stille Held

Durch sein couragiertes Eingreifen hat Steffen Bär am Mittwochmorgen nicht nur einen ohnmächtigen Lkw-Fahrer aus dessen Führerhaus befreit, sondern wohl auch Folgeunfälle verhindert. Foto: Patrick Gödde Quelle: Unbekannt

Steffen Bär greift beherzt ein, als ein Lkw-Fahrer hinter dem Lenkrad bewusstlos wird. Als Held will sich der Mann aus Schauenstein aber nicht feiern lassen.

 
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Münchberg/Schauenstein - "Dann ist aber auch Schluss", sagt Steffen Bär mit einem kaum sichtbaren Lächeln. Der Wirbel um seine Person in den vergangenen Tagen hat dem 27-jährigen Schauensteiner gar nicht behagt. Dabei hat er am Mittwoch etwas geleistet, zu dem nicht jeder Mensch imstande ist. Es passierte gegen 6.15 Uhr auf der A 9 bei Münchberg (wir berichteten). Steffen Bär war gerade mit dem Kühl-Lkw aus Oberbayern auf dem Heimweg zu seinem Arbeitgeber, einem großen Hofer Fleischereibetrieb.

"Ich war unterwegs, als ich hinter einer Anhöhe nach der Abfahrt Münchberg-Nord einen Sattelzug an der Mittelleitplanke gesehen habe. Er schrammte da kontinuierlich entlang, allerdings nicht schnell", erzählt Bär. Der junge Mann schaltet sofort, drückt den Knopf für die Warnblinkanlage und bremst den Verkehr hinter sich ein. Er zieht neben den kriechenden Lkw und sieht durchs Fenster: "Der Mann war bewusstlos. Er hing in seinen Gurten, war zusammengesackt." Geistesgegenwärtig springt Steffen Bär aus seinem Führerhaus und versucht, die Beifahrertür des havarierten Lkw zu öffnen. Die ist verschlossen. Steffen Bär kann nicht, was er zunächst hoffte, den Lkw stoppen, indem er die Handbremse zieht. Plötzlich verlässt der Unfall-Lkw seine Spur und zieht über alle drei Fahrstreifen nach rechts in die Schutzplanke, wo er schließlich zum Liegen kommt. Steffen Bär schnappt sich ein Werkzeug und schlägt das Fenster des Lastwagens ein. Zusammen mit "einem freundlichen Audi-Fahrer" leistet er Erste Hilfe. "Bitte vergessen Sie den freundlichen Audi-Fahrer nicht. Ich habe das nicht alleine gemacht", betont Bär. Zwischendurch habe auch noch eine Dame geholfen. Zu diesem Zeitpunkt weiß Bär noch überhaupt nicht, was dem Fahrer des Unfall-Lkw zugestoßen ist. Später wird sich herausstellen, dass es sich bei dem Fahrer um einen 36-jährigen Mann handelt, der offenbar unter Drogen gestanden hatte, als er ohnmächtig wurde. Laut Auskunft der Hofer Verkehrspolizei bleibt nun abzuwarten, inwieweit der Lkw-Fahrer für den Unfall zur Verantwortung zu ziehen ist. "Da müssen wir jetzt die Blutuntersuchung abwarten. Das wird sicher eine Woche dauern", sagt ein Polizeisprecher. Dann entscheidet sich, ob eine Anzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs gegen ihn gestellt wird.

Von der Polizei hat Steffen Bär nach der Rettung viel Lob für das erhalten, was er auf der Autobahn geleistet hat. Davon will der Retter aber gar nichts wissen: "Das war eine Selbstverständlichkeit, da einzugreifen", sagt er. Er schätzt, dass niemand an so einem Vorfall vorbeifahren könnte. "Das war bestimmt keine Heldentat", betont Bär. Viele Medien haben ihn zu dem Thema schon sprechen wollen. Steffen Bär reicht das: "Damit ist jetzt Schluss."

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