Stammbach Bundesamt hat am Bus nichts auszusetzen

Der Auffahrunfall auf der A 9 bei Münchberg endete am 3. Juli in einer Katastrophe: Durch den Aufprall wurde die schwere Starterbatterie des Busses samt Elektrik gegen einen 300 Liter Treibstoff fassenden Tank gedrückt, bis dieser aufplatzte. Der herausspritzende Diesel wurde dann von den Lichtbögen der elektrischen Kurzschlüsse in Brand gesetzt. Quelle: Unbekannt

Nach dem verheerenden Unfall bei Stammbach sieht das Kraftfahrtbundesamt keinen Handlungsbedarf. Ein Serienmangel sei an dem Fahrzeug nicht gefunden worden.

 
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Stammbach - Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) weiß nicht, wie viele Busse mit einer ähnlichen Bauweise wie der Unglücksbus von Stammbach auf deutschen Straßen unterwegs sind. Ohnehin sei daran nichts auszusetzen. Dies teilte das KBA auf eine schriftliche Anfrage unserer Zeitung mit.

Wie berichtet, war am Morgen des 3. Juli auf der Autobahn Berlin - München bei Stammbach aus einem Auffahrunfall eine Katastrophe mit 18 Toten und zahlreichen Schwerverletzten geworden. Vermutlich wegen einer Unachtsamkeit war der Fahrer eines voll besetzten Reisebusses aus dem Raum Görlitz auf den Anhänger eines vor ihm fahrenden Lastzugs aufgefahren. Dessen Fahrer hatte wegen eines Staus abbremsen müssen. Wenig später stand der gesamte Bus in Flammen. Mit Hilfe des Ersatzfahrers konnten sich 29 Reisende trotz teilweise schwerer Verletzungen in Sicherheit bringen. Wenig später stand der Bus von der Front bis zum Heck in Flammen. 17 Reisende und der Fahrer fanden in den Flammen den Tod. Wie die bisherigen Ermittlungen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Sachverständigen ergeben haben, lag es vor allem an der Bauweise des Buses, dass aus dem Auffahrunfall so schnell eine Katastrophe wurde. In dem Bus waren die beiden Tanks mit zusammen 800 Liter Diesel vor der Vorderachse montiert. Durch den Aufprall wurde die schwere Starterbatterie samt Elektrik gegen einen 300 Liter Treibstoff fassenden Tank gedrückt, bis dieser aufplatzte. Der herausspritzende Diesel wurde dann von den Lichtbögen der elektrischen Kurzschlüsse in Brand gesetzt. Höchstwahrscheinlich wurde das Feuer auch noch von der Druckluft der leckgeschlagenen pneumatischen Anlage des Busses zusätzlich angefacht. Die Reifen des noch rollenden Busses verteilten den brennenden Kraftstoff über die ganze Länge des Fahrzeuges.

Wie das Kraftfahrt-Bundesamt jetzt mitteilte, ist dem Bus des niederländischen Herstellers VDL die Typgenehmigung in Luxemburg erteilt worden. Auf eine entsprechende Frage versichert das KBA, dass der verheerende Unfall auf der A 9 "selbstverständlich wahrgenommen und auch untersucht" wurde. Auf Handlungsbedarf ist die Bundesbehörde dabei offenbar nicht gestoßen. Wörtlich heißt es in dem Antwortschreiben: "Hinweise, wonach die Unfallursache oder die Brandentstehung und -ausbreitung im Zusammenhang mit einem Serienmangel am Fahrzeug stehen, wurden dabei bisher nicht gefunden." Außerdem seien weitere Unfälle mit aufgerissenen Tanks dem KBA nicht bekannt geworden. Das Amt schreibt: "Eine Vorschrift, die den Einbau des Tanks an der in Rede stehenden Position ausschließt, besteht nicht."

Kurz nach dem Unfall war bekannt geworden, dass neue Busse und Lkw seit November 2015 mit Fahrer-Assistenzsystemen ausgerüstet sein müssen, die eine Notbremsung einleiten, wenn der Fahrer ein Hindernis, wie etwa ein Stauende, übersieht. Der Unglücksbus hatte einen solchen elektronischen Helfer nicht. Es gebe auch keine Pflicht zur Nachrüstung, hieß es. Im Übrigen weist die Behörde darauf hin, dass sie für den Erlass von Rechtsverordnungen nicht zuständig ist. Bei der Typgenehmigung wende sie nur geltende Normen an. Nach dem Stammbacher Unglück war mehrfach kritisiert worden, dass in Zügen und Flugzeugen viel strengere Vorschriften für eine feuerhemmende Innenausrüstung gelten als in Reisebussen. Dazu schreibt die Flensburger Behörde lapidar: "Für Flug und Bahn ist das KBA nicht zuständig."

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