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Länderspiegel Seelischer Stress beim Bergen der Leichen

Rainer Maier
Achtzehn Särge mit den sterblichen Überresten der im Unglücksbus auf der A 9 verbrannten Senioren aus Sachsen mussten die Bestatter am Montag abtransportieren. Zuvor fiel Kripobeamten und Feuerwehrleuten die schwere Aufgabe zu, die verkohlten Leichen zu bergen. Foto: Nicolas Armer

"Darauf kann man sich nicht vorbereiten", sagen die Spezialisten der Spurensicherung. Jeder von ihnen versucht nun, auf seine Art mit den Eindrücken fertigzuwerden.

 
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Stammbach - Der Einsatz bei dem schweren Busunglück auf der Autobahn A 9 am Montag war für alle der rund 200 Kräfte vor Ort körperlich und seelisch schwer belastend. Zu den psychisch schwierigsten Aufgaben gehörte sicher die Bergung der 18 bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen. Unterstützt von Münchberger Feuerwehrleuten waren damit mehrere Beamte der vier oberfränkischen Fachkommissariate Zentrale Dienste beauftragt. Sie sind bei den Kriminalpolizei-Inspektionen die Spezialisten für die Spurensicherung.

Noch in der Klinik

Nach dem schweren Busunglück mit 18 Toten auf der A 9 zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees befinden sich noch zehn Reisende aus Sachsen in Kliniken. Insgesamt zwanzig weitere verletzte Businsassen wurden bereits aus den Krankenhäusern der Region entlassen. Die ersten sieben Leichtverletzten hatten schon am Montag die Heimreise angetreten. Dreißig Menschen überlebten das Inferno.

Die Hofer Kripobeamten bargen, zusammen mit ihren Kollegen aus Bayreuth, Bamberg und Coburg, über Stunden die sterblichen Überreste der Insassen. Unter schwierigsten Umständen gelang es den Spezialisten, festzustellen, dass sich in dem Bus die Leichen aller 18 zunächst vermissten Personen befanden. Anschließend erfolgte dann deren Bergung. Diese gestaltete sich überaus schwierig, da durch die enorme Hitzeentwicklung beim Brand des Busses, von dem nur ein Gerippe aus Stahlstreben übrig blieb, die verkohlten Körper mit Teilen des Fahrzeugs verbacken wurden. Sie mussten vorsichtig gelöst werden.

Auch ein Rechtsmediziner arbeitete am Unglücksort eng mit den Kripobeamten zusammen. Die Identifizierung der sterblichen Überreste wird im Rechtsmedizinischen Institut der Uni Erlangen erfolgen. Dabei werden Spezialisten des Bundeskriminalamtes behilflich sein. Bei den Angehörigen der Opfer haben Polizeibeamte Vergleichsproben für den DNA-Abgleich besorgt, Zahnbürsten oder Haarbürsten etwa.

Anne Höfer, Sprecherin der oberfränkischen Polizei, sagte unserer Zeitung auf Anfrage: "Selbst für langjährige und erfahrene Sachbearbeiter im Bereich der Spurensicherung war dieser Einsatz eine große Herausforderung und hat jeden beansprucht." Auf einen derartigen Unglücksfall, das sagten alle betroffenen Kollegen, könne man sich nicht speziell vorbereiten. Nun gelte es, die vielen Eindrücke und emotionalen Regungen zu verarbeiten. Diese Bewältigungsarbeit, sagte Höfer, gehe jeder einzelne Kollege individuell an, da gebe es kein Patentrezept. "Die Polizei hilft mit konkreten psychologischen Betreuungsangeboten, die auch von den Einsatzkräften wahrgenommen werden." Der Beauftragte für Notfallseelsorge der bayerischen evangelischen Landeskirche, Kirchenrat Hanjo von Wietersheim, erklärte dazu: "Bei Bränden ist das noch einmal schlimmer: Brandleichen bieten einen schrecklichen Anblick. Das müssen die Rettungskräfte erst einmal verarbeiten."

Für die Opfer des Busunglücks wird es am Samstag einen Trauergottesdienst in Sachsens Landeshauptstadt Dresden geben. In der Unterkirche der Frauenkirche soll an die 18 Toten erinnert sowie für Angehörige, Freunde und die dreißig Verletzten gebetet werden.

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