Selb Kein Netz, aber Gebühren

Tamara Pohl
Zwischen Selb und Schönwald haben O2-Kunden seit einiger Zeit keinen Mobilfunkempfang mehr, wie hier bei Vielitz. Foto: Florian Miedl

Seit einer Weile schon kann Sebastian Graske mit dem Smartphone nicht mehr telefonieren. Aber bezahlen soll er weiter.

 
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Selb/Schönwald - Man stelle sich einmal folgende Szene vor: Ein Kunde verlangt in der Bäckerei Semmeln. Die Verkäuferin erklärt, dass es in dieser Filiale vorläufig keine Semmeln mehr gibt; er könne sie aber woanders holen. Dann drückt sie ihm eine leere Tüte in die Hand und verlangt Geld. Absurd? Nicht, wenn man die Szene von einer Bäckerei in die Mobilfunkbranche überträgt.

Sebastian Graske lebt in Vielitz und arbeitet in Schönwald. Er hat im Mai 2016 einen Smartphonevertrag bei O2 abgeschlossen, einer Marke des Unternehmens Telefonica Deutschland. "Da war die Netzabdeckung auch ganz wunderbar", sagt er. Das änderte sich Mitte November. "Ständig hatte ich entweder kaum oder kein Netz." Ans Telefonieren war nicht zu denken, geschweige denn ans Surfen. Zunächst dachte Sebastian Graske an eine kurzfristige Störung und wartete geduldig. Nach zwei Wochen rief er die O2-Kundenhotline an. Nach 20 Minuten Warteschleife und drei verschiedenen Beratern - so schildert es Sebastian Graske - hatte er folgende Informationen: Ein Sendemast in der Gegend ist abgebaut worden; der Vertrag läuft bis Mai 2018 weiter; eine Kulanzregelung gibt es nicht.

Das wollte Sebastian Graske so nicht hinnehmen und schickte am 5. Dezember ein dreiseitiges Fax an O2. Darin rechnet er dem Unternehmen vor, dass er bei 18 Monaten Restlaufzeit 720 Euro bezahlen würde, ohne mit dem Smartphone telefonieren oder surfen zu können. "Am Telefon hat man mir gesagt, ich könne den Service ja weiter nutzen - halt nur nicht daheim oder am Arbeitsplatz." Dafür will Sebastian Graske keine 40 Euro im Monat bezahlen.

Vier Wochen später, am 9. Januar, erhielt Sebastian Graske eine SMS. "Zum Glück kam sie überhaupt an", sagt er schwarzhumorig. Auf 20 Zeilen teilte O2 mit: "Ursächlich für die von Ihnen gemeldete Beeinträchtigung sind Einschränkungen in der Netzversorgung infolge notwendiger Umbaumaßnahmen. Diese sind jedoch temporär. Kurz- bis mittelfristig wird Telefonica Deutschland durch weiteren Netzausbau und Netzoptimierung wieder für eine Verbesserung der Netzqualität in Ihrer Gegend sorgen." Da war die Geduld von Sebastian Graske am Ende. "Jetzt weiß ich genauso viel wie zuvor", sagt er - und fragt sich immer noch, ob und wann er sein Smartphone wieder mobil nutzen kann, wo er will.

Über seine Facebook-Seite hat er die Beschwerde bei O2 veröffentlicht und stieß auf große Resonanz. Mehrere Menschen aus der Region beschwerten sich ebenso bei O2. Und das möchte Sebastian Graske auch erreichen. "Auf mich alleine hört niemand", bedauert er. Er wünscht sich ein Entgegenkommen von O2, vorstellen könnte er sich vieles: "Zum Beispiel ein Sonderkündigungsrecht gegen drei Monatsgebühren oder eine Gutschrift." Denn wenn ein Unternehmen schon am Service spare, "dann wäre es schön, wenn man den Kunden nicht auch noch Steine in den Weg legt".

O2 sieht das naturgemäß anders. Bei der Pressestelle geht man davon aus, dass es im Raum Selb und Schönwald trotz technischer Probleme möglich ist zu telefonieren: "Zurzeit führen wir im Gebiet Selb, beziehungsweise Schönwald die zwei ehemaligen Netze von E-Plus, beziehungsweise O2 zu einem Netz zusammen", heißt es in der schriftlichen Antwort des Unternehmens. "Im Zuge dessen kommt es derzeit vor Ort zu Umbauarbeiten. So wurden kürzlich zwei ältere E-Plus-Anlagen an O2-Standorten entfernt, um Doppelungen zu reduzieren", also Sendemasten abgebaut. Telefonieren könne man aber: "In Selb sind aktuell GSM (,2G') und LTE (,4G'), in Schönwald ist aufgrund des Umbaus im Moment GSM nutzbar. Grundsätzlich ist somit eine Mobilfunkversorgung überall gegeben."

Dass ist aber nicht so, wie die Frankenpost versicherte. Die Antwort: "Nach den uns hier in der Pressestelle vorliegenden Informationen ist GSM, also im Wesentlichen die Sprachtelefonie, flächendeckend in allen Ortsteilen möglich." Der Pressesprecher bietet an, die Einschränkungen prüfen zu lassen. Und einen Tipp hat er für betroffene Nutzer noch: "Es ist auch möglich, dass einige Smartphones oder Handys weiterhin versuchen, ein UMTS- oder LTE-Signal zu bekommen. Unter Umständen hilft hier die manuelle Netzwahl."

Was die Kulanzregelung betrifft, macht der Pressesprecher wenig Hoffnung: "Solange eine der drei Technologien (GSM, UMTS, LTE) nutzbar ist - bundesweit ist das bekanntlich immer der Fall -, ist ein Entgegenkommen in Form einer Kulanz nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen gegeben." Aber einen Trost hat er: "In den kommenden Wochen wird auch UMTS ("3G") für Schönwald wieder aufgebaut, sodass in der Folge in beiden Orten GSM, UMTS und größtenteils auch LTE zur Verfügung stehen werden." Auf die Frage, wann es soweit ist, blieb die Antwort leider aus.

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