Hamburg (dpa) - «Es gibt sogar wieder die Tendenz, psychisch Kranke zu kriminalisieren», sagte er in einem Interview des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». «Da ist eine Erklärungshysterie im Gange, die selbst völlig manisch ist.»

Melle (Jahrgang 1975) ist selbst manisch-depressiv und wurde schon mehrmals in der Psychiatrie behandelt. In seinem neuen Buch «Die Welt im Rücken», das für den Deutschen Buchpreis nominiert ist, schreibt er über seine psychische Erkrankung.

«Bei den Amokläufern wären vermutlich eher narzisstische Persönlichkeitsstörungen zu diagnostizieren», sagte er. «Nur sind solche Störungen nicht selten, sind in unseren Selfie-Zeiten gar ein gesamtgesellschaftliches Problem. Indem man die Depressionen der Täter betont, hält man das Problem von der Gesellschaft fern.»
Patienten, die einmal in der Psychiatrie waren, seien gebrandmarkt. «Viele Menschen denken: einmal krank, immer krank. Theoretisch sind die Menschen ach so offen, praktisch aber total vernagelt. Das wird zurzeit wieder schlimmer.»