Bayreuth - Schreiben, das ist ihr Ding. Und inzwischen auch ihr Beruf. Jacqueline Lochmüller verdient ihr Geld mit sogenannten True Storys, die jedoch, entgegen dem Anspruch im Namen, gar keine wahren Geschichten sind. Es geht um Ereignisse, die zwar nicht passiert sind, aber so oder ähnlich hätten passieren können. Inzwischen hat die Bayreutherin außerdem ihren ersten Roman veröffentlicht: "Fränkische Verführung" ist ein Regionalkrimi mit erotischen Elementen. Er spielt in Bayreuth. Und in Hof, wo die Autorin einige Jahre gelebt hat.

Unter Pseudonymen wie Marlene S. oder Christina K. schreibt die 49-Jährige "True Storys" zu verschiedenen Themen, etwa über Geschlechtsumwandlung: "Im falschen Körper". Oder über das späte Erkennen der eigenen Homosexualität: "Mein Traummann war eine Frau". Über eine Agentur werden diese Geschichten verkauft an die bunten Hefte der Erlebnispresse, die prosaische Titel tragen wie "Meine Liebesbeichte", "Meine Wahrheit" oder "Wahre Gefühle". Zudem entstehen an Lochmüllers Computer auch Kurzkrimis, die ebenso an Zeitschriften vermittelt werden. Und inzwischen ist die Bayreutherin sogar Lektorin in dieser Agentur, der HML-Media, und betreut andere Autoren.

"Schon mit 13 wollte ich schreiben. Ich habe mir gedacht: Es kommen jedes Jahr so viele neue Bücher heraus. Warum sollte ich da nicht mitmischen können?", erzählt die Autorin am Esstisch in ihrem gemütlichen Wohnzimmer. Allerorten, auf Kommoden und Beistelltischen, liegen Stapel mit Büchern. "Wir lesen alle gern und viel, meine beiden Töchter und ich." Auf das Lesen beschränkte sie sich dann auch, während sie über Jahre als Bürokauffrau und Hausfrau tätig war.

"Nach der Trennung von meinem Mann wollte ich unbedingt arbeiten, gleichzeitig aber auch für meine Kinder da sein. Da fiel mir das Schreiben wieder ein." Da war sie Ende 30. "Ich habe mich hingesetzt und sogleich mit einem Psychodrama in Romanform angefangen, völlig unprofessionell", sagt die Schriftstellerin heute und streicht ihre langen roten Haaren nach hinten. Das fertige Manuskript schickte sie dann an zahlreiche Verlage und erhielt genauso zahlreiche Absagen. "Ich merkte selber: Irgendwo hängt es." Auf eigene Verantwortung begann sie ein zweijähriges Fernstudium an der "Schule des Schreibens" in Hamburg. Jeden Abend setzte sie sich diszipliniert an ihren Computer und erledigte die gestellten Aufgaben. "Ich habe dadurch sehr viel gelernt."

Bei einem Autorentreffen in Nürnberg lernte sie vor sechs Jahren Harald M. Landgraf kennen, der gerade eine literarische Agentur gegründet hatte. "Er machte mir Mut, eine ,True Story' zu schreiben, die er dann mit mir gemeinsam bearbeitet hat." Gleich die erste Geschichte konnte Lochmüller verkaufen. "Wichtig ist, dass die Handlung nachvollziehbar ist, dass der Leser sich in die Situation hineinversetzen kann." Um auf ihre Themen für die "True Storys" zu kommen, geht die Bayreutherin mit offenen Augen durch die Welt und hört zu, wenn andere sich unterhalten. Auch die tägliche Zeitungslektüre ist für sie ein Muss.

Irgendwann reifte in ihr der Plan, neben den "Lebensbeichten" nochmals mit einem Buch zu beginnen. "Ich wollte dafür eine Figur schaffen, die irgendwie anders ist. Plötzlich war die Kommissarin Benita Luengo in meinem Kopf, eine unglückliche Frau, die mit Wut auf ihre Mitmenschen reagiert." Ein Dreivierteljahr lang arbeitete Jacqueline Lochmüller, die sich als disziplinierte Schreiberin bezeichnet, an dem Krimi. Immer wieder war sie überrascht, wie viel Eigenleben ihre Figuren entwickelten. "Ich hatte das Gefühl, alles selbst zu erleben."

Um über die Polizeiarbeit schreiben zu können, hat die 49-Jährige genau recherchiert. "Die Pressestelle der Bayreuther Polizei hat mir stets weitergeholfen." Wer sich in Bayreuth und Hof auskennt, wird in ihrem Buch auch viel Lokalkolorit entdecken. "Fast alles, was ich beschreibe, gibt es an den genannten Stellen wirklich. Nur die große Villa des Opfers an der Bürgerreuth habe ich erfunden." Die erotischen Elemente des Krimis hätten sich "einfach entwickelt", sagt sie. Dass sie damit eine Marktlücke füllen könnte, habe sie sich nicht überlegt: "Das Sinnliche hat sich einfach so ergeben. Ich wollte nur spannende Figuren erschaffen."

Etwa drei Monate nach der Fertigstellung ihres Romans erhielt Lochmüller die Zusage vom Emons-Verlag in Köln, der sich auf Regionalkrimis spezialisiert hat. "Das war schon toll, dass jemand mein Werk drucken wollte. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben." Nach ihrem nächsten Buch befragt, strahlt Jacqueline Lochmüller: "Ich habe bereits einen Plan, es wird erneut ein Krimi mit meiner Kommissarin. Sie ist mir schon ans Herz gewachsen."

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Jacqueline Lochmüller: Fränkische Verführung. Emons-Verlag, 432 Seiten, broschiert, 11,90 Euro.

Aus der Werkstatt

Schon mit 13 wollte ich schreiben.

Jacqueline Lochmüller

über ihre Motivation und ...

Sie ist mir ans Herz gewachsen.

... über ihre Protagonistin