Länderspiegel Der Herr der scharfen Schoten

Von Roland Rischawy

In der Gärtnerei Förth in Neusorg gedeihen jedes Jahr 70 Chili-Sorten. Experte Thomas Gruber genießt mit seinem Hobby weit und breit eine Ausnahmestellung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Neusorg - Scharfe Sachen sind seine Spezialität, und damit hat er sich eine Ausnahmestellung gesichert in der Region: Weit und breit gibt es keinen Gärtner, der so viele Chilis anbaut wie Thomas Gruber in Neusorg in der Oberpfalz. "Wir ernten jedes Jahr zwischen Juli und November etwa 60 bis 70 Sorten Chili-Pflanzen", sagt der Juniorchef der renommierten Gärtnerei Förth. "Die gängigsten Sorten, etwa 15 Pflanzen, bilden mehrheitlich das Verkaufs-Sortiment, das mengenmäßig im vierstelligen Kilo-Bereich liegt."

Das "Chili-Hobby", wie Gruber das nennt, begann vor etwa zehn Jahren eher beiläufig. "Da in der Gärtnerei meines Schwiegervaters Lothar Förth manche Treibhäuser im Sommer meist leerstanden, sind wir darauf gekommen, Chilis anzubauen", erzählt der 42-jährige Meister der Schoten. Das war für den gelernten Schreiner, der der Liebe wegen auf den Gärtner-Beruf umsattelte, zunächst genauso Neuland wie die Großgärtnerei an sich. Doch heute zählt Gruber zu den gefragten Chili-Experten, und er hat schon des Öfteren vor Fernsehkameras über das Geheimnis der scharfen Paprika-Pflanzen gesprochen.

"Die schärfste Chili ist die Carolina Reaper", erzählt der Gemüse-Fachmann. "Die hat eine Schärfe von 1,5 Millionen Scoville-Einheiten. Die kann man nicht essen - da würden Sie keine Luft mehr bekommen." Die mildeste Chili-Sorte ist, wie er erläutert, die "ganz normale Gemüsepaprika", eine für den Haushaltsbedarf heruntergezüchtete Chili-Pflanze. Bei dieser Gelegenheit erinnert der Neusorger Chili-Experte daran, dass die Peperoni nichts anderes sei als eine rote längliche Chili-Sorte aus Italien. Die zwei gängigsten Sorten sind die Habanero und die Jalapeno, die erst grün ist und sich dann rot färbt. Die Jalapeno werde in beiden Stadien gegessen. "Mir schmeckt sie allerdings rot besser, weil sie süßer ist", verrät Chili-Genießer Gruber.

Die Mexikaner erzielen den besonderen Geschmack ihrer Soßen durch die Zugabe verschiedener Chili-Sorten. "Habaneros zum Beispiel geben einem Gericht einen fruchtigen Geschmack", weiß Gruber. Seine Lieblingssorte sei die Jalapeno. "Und er ist auch Bestandteil meines Lieblingsgerichts: gefüllte Jalapenos im Speckmantel." Für die Vegetarier könne eine Jalapeno bestrichen mit Pflaumenmus, gefüllt mit Camembert und umhüllt mit Blätterteig ein Genuss sein. Chilis werden, getrocknet oder roh, zum Verfeinern von Speisen verwendet, sind aber auch unter Grillfreunden immer beliebter: zum Füllen oder geröstet als Beilage auf Grillspießen. Einige Metzger in Oberfranken und in der Oberpfalz ordern die farbigen Schoten aus Neusorg, wie Gruber verrät, um damit ein Schmankerl der fleischigen Art zuzubereiten: Chili-Leberkäse.

Die Gemüsepflanze ist überaus gesund und hat nach den Worten von Thomas Gruber dreimal so viel Vitamin C wie zum Beispiel Citrusfrüchte. "In der Medizin werden diese Pflanzen für das bekannte ABC-Pflaster mit den Wirkstoffen Arnica, Belladonna und Capsicum verwendet", erzählt der Chili-Experte. Mit Blick auf Hobby-Gärtner, die beim Anbau von Paprika oft scheitern und verzweifeln, hat der Chili-Experte einen Tipp parat: "Bei Chili und Paprika ist es wichtig, die ersten Blüten zu entfernen, bis sich eine kleine Krone bildet, um die Ernährung der reifen Früchte zu gewährleisten", verrät Thomas Gruber.

Beim Anbau seien vor allem Licht und Wärme gefragt, und die Pflanzen sollten regelmäßig kalibetont gedüngt werden, das heiße: mehr Kali als Stickstoff bei einem Mehrnährstoff-Dünger. "Man muss die Blätter und Blüten der Früchte auch ständig kontrollieren, da sie anfällig für etliche Pflanzenschädlinge wie Weiße Fliege, Blattläuse und Spinnmilben sind", gibt Gruber zu bedenken. "Diese Schädlinge muss man frühzeitig durch sogenannte Nützlinge, natürliche Gegenspieler, bekämpfen."

In der Gärtnerei Förth wird nicht nur eine der größten Chilis der Welt geerntet, wie Thomas Gruber erzählt, ein 34 Zentimeter langer Cayenne-Typ namens "Thunder Mountain Longhorn" - hier gibt es noch ein weiteres Superlativ: Jedes Jahr ziehen ganze Heerscharen von Chili- und Gartenfreunden nach Neusorg, um am Förth'schen Chili-Fest teilzunehmen, der "größten und schönsten Chili-Ausstellung Deutschlands". All jene, die's scharf mögen, können am 18. September in Neusorg wieder eintauchen in die Genusswelt der Scoville-Einheiten.

Die Chili hat dreimal so viel Vitamin C wie eine Citrusfrucht.

Chili-Gärtner Thomas Gruber

Bilder