Bayern Hof Nach Spielende geht es zur Sache

Jürgen Schmidt leitete eigentlich nur die Pressekonferenzen bei der SpVgg Bayern Hof. Diesmal stand er im Mittelpunkt der Gesprächsrunde der Trainer. Quelle: Unbekannt

Bei der SpVgg Bayern Hof gibt es Ärger: Die Gäste aus Illertissen empfinden die Pressekonferenz als völlig daneben. Stadionsprecher Jürgen Schmidt sieht alles halb so tragisch.

 
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Auch wenn es das Ergebnis, eine 0:1-Niederlage, auf den ersten Blick nicht aussagt: In der Partie der SpVgg Bayern Hof gegen den FV Illertissen war wenig Spannung drin. Der Sieg der Gäste stand - angesichts völlig harmloser Hofer - früh fest. Aufregungspotenzial: null. Aber immerhin gab es nach Spielende dann doch noch einen Aufreger. Auf der offiziellen Pressekonferenz ging es ordentlich zur Sache - zwischen den Gästen und dem Leiter der Pressekonferenz, Stadionsprecher Jürgen Schmidt.

Was war geschehen? Nachdem beide Trainer - also der Hofer Miloslav Janovsky und der Illertissener Ilija Aracic - ihre Bewertung zum Spiel abgegeben hatten, keine Fragen aus dem Publikum kamen, legte Jürgen Schmidt eine Frage nach: Aracic soll sich zur heftigen Diskussion um Profi- und Amateurfußball positionieren, bat er den Gäste-Coach. Aracic brachte die Frage etwas aus dem Konzept. Er antwortete nur belanglos, woraufhin ihn Schmidt weiter unter Druck setzte. Er solle sich doch bitte in einer so wichtigen Frage positionieren. Doch eine konkrete Antwort verwehrte ihm der verdutzte Illertissener Trainer erneut. Als Trainer wolle er sich zu dieser Angelegenheit nicht äußern, zumal er in der Vergangenheit für den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) gearbeitet hatte.

Danach beendete Schmidt die Pressekonferenz. Doch das war noch nicht alles: Aracic war sichtlich erregt, verweigerte zunächst Schmidt den Handschlag und diskutierte aufgebracht das zuvor Geschehene. Es war ihm anzumerken, dass er die Diskussion als Respektlosigkeit empfand, als er sich auf den Weg zurück in den Bus machte.

Illertissens Spielleiter Hermann Schiller sieht es auch so. Vor allem die Art und Weise, wie sein Trainer unter Druck gesetzt wurde, sei "völlig daneben" gewesen. "Ich bin schon seit 30 Jahren im Geschäft, aber so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt", sagte er im Gespräch mit der Frankenpost. Die FVI-Verantwortlichen hätten gar nicht gewusst, wie sie auf die plötzliche Konfrontation antworten sollten. "Das war einfach nur peinlich. Warum stellt er ausgerechnet einem Trainer eine Frage nach einer Verbandspolitik. Und warum stellt er diese Frage nur unserem Trainer", stellt Schiller in den Raum.

Jürgen Schmidt kann die Aufregung nicht nachvollziehen. "Ich habe mich gewundert, weshalb sie so darauf reagiert haben. Ich hatte mit der Frage keinen Hintergedanken." Sein Ziel war es, noch ein aktuelles Thema, das die Fußballwelt bewegt, aufzugreifen. Hintergrund sei eine Diskussionsrunde in Ingolstadt gewesen, an der auch der BFV-Vorsitzende Dr. Rainer Koch teilnimmt und über die Beziehungen zwischen Profi- und Amateurfußball spricht. Und ein Regionalliga-Trainer müsse sich zu so einer Frage positionieren. "Ich hätte die Frage auch Miloslav Janovsky stellen können", sieht Schmidt kein Problem. "Ich wollte niemanden wehtun, habe niemanden beleidigt." Auch Hofs Vizepräsident Norbert Ritter kann die Aufregung nicht verstehen: "Ich habe es anders als die Illertissener empfunden. Es war nicht so schlimm."

In einem Aspekt rückt die Hofer Führungsetage allerdings vom Stadionsprecher ab, der auch in der Vergangenheit bereits für einige Diskussionen und Geldstrafen wegen kontroverser Durchsagen gesorgt hatte: "Diese Frage war mit dem Präsidium der SpVgg Bayern Hof nicht abgestimmt. Sie war deplatziert", nimmt ihn Hofs Präsident Reiner Denzler nicht in Schutz. "Der Trainer ist definitiv der falsche Ansprechpartner. Er hätte sie besser dem Präsidenten stellen können."

Wie so oft ist das Ganze wohl eine Frage der Wahrnehmung: Was für den einen Kaltschnäuzigkeit ist, empfindet der andere als Respektlosigkeit. Hermann Schiller ergriff im Anschluss an die Diskussion noch einmal das Wort - und geigte dem Hofer Stadionsprecher noch einmal die Meinung. "Ich habe ihm gesagt, dass in die Pressekonferenz nur Fragen gehören, die das Spiel betreffen. Stellen Sie sich mal vor, man würde Carlo Ancelotti auf einer Pressekonferenz nach einem Bayern-Spiel nach der Fifa fragen. Der lacht Sie doch aus", sagt er.

Dass er mit seinem Empfinden nicht ganz falsch liegen kann, bestätigt auch Christian Stöhr, der als vierter Offizieller vom Verband die Partie begleitete - und mit bei der Pressekonferenz war. "Das war schon unter aller Kanone", sagt er. Der BFV-Offizielle habe allerdings darauf verzichtet, dem Verband eine Meldung zu der Auseinandersetzung beim Gespräch in der "Kerng" zu machen. Da auch das Schiedsrichter-Gespann nicht anwesend war, erwartet die SpVgg Bayern Hof wohl keine Konsequenzen.

Auch aus Illertissen sind schließlich versöhnlichere Worte zu hören, nachdem das Team mit einer Portion Verärgerung die Grüne Au verlassen hatte. "Wir haben im Bus noch einmal kurz darüber diskutiert", bestätigt Hermann Schiller. Für den Augenblick sei alles für den FVI sehr ärgerlich gewesen. Doch der Ärger habe sich bereits wieder gelegt. "Für uns ist das Ganze abgehakt." Eine Entschuldigung habe der Verein allerdings aus Hof noch nicht erhalten. "Ich bin jetzt auch nicht in der Position, kluge Ratschläge zu erteilen", stellt Schiller zumindest keine klare Forderung nach einer Entschuldigung auf. Reiner Denzler und sein Präsidiumskollege Norbert Ritter gehen unterdessen davon aus, dass sie auf das Thema nochmals angesprochen werden - kurioserweise auf der Veranstaltung, die den Anlass für den Trouble gab. Denn am Montagabend waren auch die Hofer in Ingolstadt bei der Diskussionsrunde mit dem BFV-Präsidenten vertreten. "Ich gehe davon aus, dass wir uns über den Weg laufen und das Thema uns aufgedrängt wird", sagt Ritter.

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