Hildbrandsgrün Es fährt ein Zug nach Hildbrandsgrün

Irene Gottesmann
Winkend begrüßten die Hildbrandsgrüner und ihre Ehrengäste den erstmals wieder haltenden Zug. Mehr Bilder unter www.frankenpost.de . Foto: Gottesmann

Mit einem Fest feiert die Ortschaft die Wiedereröffnung ihres Bahnhalts. Nach zwei Jahren sind die Einwohner endlich wieder mobil.

 
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Hildbrandsgrün - Seit gestern können sie wieder mitfahren, die Hildbrandsgrüner. Die Freude darüber war so groß, dass in dem kleinen Münchberger Ortsteil riesig gefeiert wurde. Die ersten Sektkorken knallten, als der Zug noch gar nicht in Sicht war, sich aber bereits mit Hupsignal ankündigte. Schließlich sollten die Gläser gefüllt sein, wenn Landrat, Bürgermeister, Stadträte und andere Interessierte aus dem Zug steigen, der erstmals wieder halt in Hildbrandsgrün machte. Weil Beleuchtung und elektronische Fahrgast-Information fehlten, durfte hier nicht mehr ein- und ausgestiegen werden. Und das zwei Jahre lang.

Pünktlich um 11.15 Uhr hält der Zug in Hildbrandsgrün. Es ist die erste Fahrt nach dem gestern in Kraft getretenen Winterfahrplan. Der Zug bringt Gäste, die mit den Bewohnern feiern wollen. Der Empfang ist ein herzlicher. Bunte Luftballons, ein mit Girlanden umwundenes Stationsschild, ein Willkommensplakat und winkende Hände sind dafür sichtbarer Ausdruck. Sogar an das obligatorische Band, das man bei Einweihungen oder Wiedereröffnungen durchschneidet, haben die Hildbrandsgrüner gedacht. Landrat Oliver Bär ist angetan von dem "großen Bahnhof".

"Es ist klasse, dass der Zug wieder hält", freut sich der 16-jährige Sascha Sachs, der im September eine Lehre in Helmbrechts begonnen hat. Jetzt könne er mit der Bahn zur Arbeit fahren und auch in die Berufsschule nach Hof. Er sei nun nicht mehr auf seinen Roller oder Bekannte angewiesen. Froh über den wiedergewonnen Zugstopp ist auch Helga Meyer. "Mein Mann arbeitet in Schwarzenbach an der Saale und hat sich seine Schichten so gelegt, dass er bequem mit der Bahn fahren konnte." Seit zwei Jahren müsse sie ihn nach Münchberg oder Wüstenselbitz zum Bahnhof fahren. "Damit ist nun Schluss."

"Es war schon ein schlechter Witz, den Zug stündlich an der Bahnstation vorbeifahren zu sehen", sagt Werner Drews. "Darüber hat sich jeder im Dorf aufgeregt." Drews und Thomas Messerschmidt sind die Anführer des Protests, mit dem die Hildbrandsgrüner ihrem Unmut Luft machten. "Alle haben an einem Strang gezogen", erinnert Messerschmidt an die Unterschriftenaktion und die Hartnäckigkeit der Bewohner; die musikalische Unterstützung des Münchberger Liedermachers Harry Tröger, der eigens einen Song kreierte; die Gespräche mit der Stadt, die wiederum den Landkreis, die Stadt Helmbrechts und Politiker ins Boot holte. "Nach zwei Jahren Abstinenz und 130 Jahren der Eröffnung der Bahnlinie Münchberg-Helmbrechts können wir wieder mitfahren", blickt er beim "Bahnhofsfest" im Feuerwehrgerätehaus zurück. Dank sagt Messerschmidt allen, die sich für die Nachrüstung und damit den Erhalt der Station starkmachten. "Wir haben jetzt nicht nur sechs Leuchten, sondern auch einen aufgeschotterten und verlängerten Bahnsteig."

Was allerdings noch fehlt, ging in der Euphorie etwas unter und interessierte an diesem Festtag auch niemanden: die elektronische Anzeigentafel, eine der Richtlinien für den Zughalt, hängt noch nicht. Lediglich der dafür vorgesehene Mast steht. Diesen nutzten die Hildbrandsgrüner kurzerhand, um daran die Stadtfahne aufzuhängen.

Die Bürgermeister Christian Zuber, Münchberg, und Stefan Pöhlmann, Helmbrechts, zeigen sich ebenfalls erleichtert, über die Reaktivierung des Bahnhalts und verweisen auf die Wichtigkeit der Bahnlinie zwischen den beiden Städten. Es darf erinnert werden: Die Nachrüstung des Bahnhalts Hildbrandsgrün kostete die Bahn 120 000 Euro. Je 27 500 Euro schossen der Landkreis Hof und die Stadt Münchberg zu, Helmbrechts beteiligte sich aus Solidarität mit 5000 Euro.

Die Wiedereröffnung des Bahnhalts war auch einem Fernsehteam des Bayerischen Fernsehens eine Reise wert. Einen Bericht darüber gibt es heute in der Frankenschau um 17.30 Uhr.

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