Wunsiedel Heimat - die große Unbekannte

Was prägt Land und Leute? Was macht das Fichtelgebirge aus? Ein neues Projekt will Identität und Wurzeln der Region ergründen. Jeder Bürger kann mitmachen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wunsiedel - Mit der regionalen Identität ist es so eine Sache. Irgendwie ist sie schon da, aber sie erschließt sich nicht auf den ersten Blick. "Man vermisst sie, wenn sie einem abhanden kommt. Sie ist nicht so leicht zu fassen." So lautete zumindest die Einschätzung von Sabine Zehentmeier-Lang, der Leiterin der Fichtelgebirgsmuseen in Wunsiedel und Arzberg. Ihr Haus versucht aber die regionale Identität tatsächlich zu fassen. Um regionales Wissen und Tradition vor dem Vergessen zu bewahren, ist im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel am Donnerstagabend vor einem großen Kreis von Besuchern der Startschuss für das Projekt "Regioident Fichtelgebirge" gefallen.

1. Was ist das Ziel des Projektes Regioident?

Das Projekt soll zeigen, wo die Wurzel der Menschen liegen, die im Fichtelgebirge leben. Es soll vor Augen führen, wie Region und Menschen das wurden, was sie heute sind. Es soll die Stärken und Besonderheiten der Region ans Tageslicht bringen und so auch eine neue Begeisterung für das Fichtelgebirge entfachen. In der offiziellen Sprechweise heißt das so: "Dokumentation des materiellen und immateriellen Gedächtnisses des Fichtelgebirges zur Förderung des integrativen, generationenübergreifenden Dialogs über regionale Identitätsanker". "Die Bevölkerung soll sich noch mehr mit unserer Heimat identifizieren", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Museumszweckverbandes, der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking. Für die Suche nach der eigenen Identität legte Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege, den Fichtelgebirglern folgende Fragen nahe: Wie war etwas? Wie ist es geworden, was es ist? Und was machen wir heute damit?

2. Warum braucht es überhaupt ein derartiges Projekt?

Man könne damit den Verlust der regionalen Identität verhindern, erläuterte Projektleiterin Yvonne Müller bei der Auftaktveranstaltung. Durch den demografischen Wandel und die Abwanderung in urbane Räume auf der einen und durch die Zuwanderung von Neubürgern und Migranten auf der anderen Seiten entstünden Lücken im historischen Wissen, Kultur- und Naturgeschichte der Region werden vergessen.

3. Wie wollen die Projektverantwortlichen den Prozess des Vergessens stoppen?

Sie wollen in sechs Arbeitskreisen und mit einem Fragebogen Wissen über das Fichtelgebirge sammeln. Die Arbeitskreise beschäftigen sich mit dem Themen Sachkultur (Leitung Sabine Zehentmeier-Lang), Brauchtum (Adrian Roßner, stellvertretender Hauptvorsitzender des Fichtelgebirgsvereins), Natur- und Kulturlandschaft (Andreas Schmiedinger, Umweltstation Katharinenberg), Handwerk/Industrie/Gewerbe (Lisa Breckner, Geschäftsführerin der Shirteria in Schwarzenbach an der Saale), Sprache und Literatur (Kurt Rodehau, Vizepräsident des Verbandes Bayerische Amateurtheater) sowie Kunst und Kultur (Birgit Simmler, künstlerische Leiterin der Luisenburg-Festspiele und Stefan Frank, Lilo-Filmverlag). Neben den Fachleuten können sich hier Bürger beteiligen. Die ersten schlossen sich bei der Auftaktveranstaltung bereits den Arbeitskreisen an - und notierten Ideen, was denn typisch für das Fichtelgebirge sein könnte. Ein Fragebogen "Typisch Fichtelgebirge?!" ist über die Facebook-Seite von Regioident Fichtelgebirge zu finden. Er wurde über 300 Mal ausgefüllt.

4. Wie wird das Wissen in die Zukunft getragen?

Es wird eine Fichtelgebirgs-App für das Smartphone entwickelt, die einerseits Wissen abfragt, andererseits Erklärungen liefert. Sie kann als digitale Bibliothek genutzt werden. Zudem soll es eine transportable Präsentation ("Regioident to go") geben. Sie kann bei Messen oder je nach Bedarf an touristisch hoch frequentierten Orten aufgestellt werden.

5. Wer steht hinter dem Projekt Regioident?

Unter dem Dach des Zweckverbandes Fichtelgebirgsmuseen haben sich die Landkreise Wunsiedel, Tirschenreuth und Bayreuth zusammengetan, die ganz beziehungsweise teilweise im Fichtelgebirge liegen; der Landkreis Hof, zu dem ebenfalls ein Teil des Fichtelgebirges gehört, beteiligt sich nicht. Die Projektverantwortlichen berücksichtigen aber dennoch diesen Raum, weil sie ihn als wichtig erachten für die Identität des gesamten Fichtelgebirges. Für das Vorhaben sind 200 000 Euro Kosten veranschlagt, es wird aus den Töpfen des Programms Leader gefördert.

6. Wie lange läuft das Projekt?

Regioident ist auf zwei Jahre angelegt und läuft damit bis Dezember 2019. Die Vorarbeiten haben bereits im Januar dieses Jahres begonnen.

-----

Ansprechpartner für Regioident ist im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel Yvonne Müller, muellery@fichtelgebirgsmuseum.de

Lesen Sie dazu auch:

Der Groll aufs Toskanahaus

Kommentar: Der Ausverkauf läuft

Autor

Bilder