Bamberg/Klagenfurt - Vom 5. bis zum 8. Juli finden zum 42. Mal die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt statt. 14 Autorinnen und Autoren - davon neun aus Deutschland - stellen sich mit ihren Texten einer siebenköpfigen Jury, der 2018 Nora Gomringer, Tochter des weltweit bekannten, in Rehau lebenden Autors Eugen Gomringer, angehört. Sie lebt in Bamberg, wo sie das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia leitet. Die Juroren entscheiden über die Empfänger von fünf Preisen, besonders begehrt ist der Ingeborg-Bachmann-Preis, benannt nach einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Erzählerinnen; Ingeborg Bachmann wurde 1926 in Klagenfurt geborenen und starb 1973 in Rom. Die Lesungen und Diskussionen bei der Veranstaltung werden vom Fernsehsender 3sat live übertragen, ebenso wie die Preisvergabe am 8. Juli.

Vor drei Jahren haben Sie den Bachmann-Preis gewonnen. In diesem Jahr sind Sie als Jurymitglied dabei. Hat Sie die Einladung überrascht?

Ja, hat es! Ich nehme Sandra Kegels Platz in der Jury ein und will ihr keine Schande machen. Die Herrschaften vom ORF, einem Mitveranstalter des Wettbewerbs, freuen sich, weil mit mir wohl zum ersten Mal eine Siegerin auch als Jurorin hervortritt. Bei anderen Preisen ist das nicht so selten, bei Bachmann bisher aber ungekannt als Möglichkeit.

Bei den Lesungen steht man, wie Sie selbst erlebt haben, unter Druck. Nun dürfen oder müssen Sie Kollegen und Kolleginnen kritisieren. Freuen Sie sich darauf?

Auf die Lesungen, die Selbstinszenierungen der Autorinnen und Autoren freue ich mich. Das ist schon sehr spannend. Das Kritisieren ist per se nicht mein Handwerk. Da kann ich sicher viel von den Kollegen Journalisten lernen.

Auch die Juroren haben es ja nicht leicht. Sie müssen sehr spontan reagieren. Da geht, wie bei der parallel laufenden Fußball-WM, schon mal ein Schuss daneben, oder?

Immer wieder, ja. Aber was ist ein Schuss "daneben" anderes als das spontane Öffnen eines Raumes? Und erst in der Abweichung und im Scheitern werden Energien und Experimente frei. Das ist wichtig. Alles andere ist Schau- und Hörspiel, und auch darum geht's in Klagenfurt.

Die Fragen stellte Ralf Sziegoleit