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Hof/Köln Der erste Schritt ist ganz unkompliziert

Nadine Schobert
Isabella aus Hof sucht einen genetischen Zwilling. Quelle: Unbekannt

Am Sonntag findet in der Hofer Freiheitshalle eine Typisierungsaktion für die sechs Monate alte Isabella statt. Die wichtigsten Fragen beantwortet Nicole Wenderoth von der DKMS.

 
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Hof/Köln - Für Sandra Schott und Dominik Troll aus Hof ist Anfang Juni ein Albtraum Wirklichkeit geworden: Ihre sechs Monate alte Tochter Isabella wurde krank (wir berichteten). Mit hohem Fieber wurde das Mädchen ins Krankenhaus eingeliefert. Nach vielen Tests schließlich die niederschmetternde Diagnose: Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH). Eine Erkrankung des Immunsystems, bei der auch das zentrale Nervensystem betroffen ist, und die meist tödlich verläuft. Nur eine Stammzellenspende kann der kleinen Isabella das Leben retten. Freunde und Familie des Paares, das seit einigen Jahren in Köln lebt, haben zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion ins Leben gerufen. Die wichtigsten Fragen dazu beantwortet Mitarbeiterin Nicole Wenderoth.

Auf einen Blick

Die Typisierungs-Aktion für die kleine Isabella findet am Sonntag von 11.30 bis 16.30 Uhr im Foyer der Hofer Freiheitshalle statt. Es werden Ärzte und Krankenschwestern sowie Mitarbeiter der DKMS vor Ort sein. Etwa 100 Helfer packen mit an, um einen Spender für das Mädchen zu finden. Organisiert wurde die Aktion von Freunden und Familie des Mädchens. Schirmherr der Veranstaltung ist Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Auch ein Spendenkonto wurde eingerichtet: DE 64 7935173 00009 258385. Aber auch vor Ort kann gespendet werden. Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahre darf sich registrieren lassen.

? Wie läuft eine
Typisierung ab?

"Nach dem Ausfüllen einer Einverständniserklärung erfolgt die Registrierung mit Wattestäbchen per Wangeschleimhaut-Abstrich", erklärt Nicole Wenderoth von der DKMS. Blutentnahmen gebe es seit vergangenem Herbst nicht mehr. Für den potenziellen Spender sei das zunächst eine Sache von fünf bis zehn Minuten. "Und damit ist der erste Schritt getan, um ein Menschenleben zu retten."

? Was kostet eine
Typisierung?

"Jede Registrierung kostet 35 Euro. Der größte Anteil entfällt auf die Laborkosten", sagt Nicole Wenderoth. Die 35 Euro trage die DKMS, aber Spenden seien natürlich erwünscht. "Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, und man kann vor Ort spenden." Es bleibe dem Spender selbst überlassen, wie viel er für seine eigene Registrierung bezahlen möchte.

? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit man sich als potenzieller Spender registrieren lassen kann?

"Grundsätzlich kommt jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren infrage", informiert Wenderoth. Mindestens 50 Kilo müsse man wiegen, und eine Registrierung sei schon ab 17 Jahren möglich. "Ausschlussgründe sind schwere Herzkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma, fast alle Krebserkrankungen sowie Hepatitis B, C oder D." Am Tag der Aktion stehe ein Mitarbeiter der DKMS für genauere Fragen zur Verfügung.

? Wann kommt man schließlich als Stammzellenspender infrage?

"Die Gewebemerkmale von Patient und Spender müssen nahezu hundertprozentig übereinstimmen, damit eine Transplantation erfolgreich durchgeführt werden kann", erklärt Wenderoth. Dieser Fall sei allerdings äußerst selten. "Deshalb ist es wahnsinnig wichtig, dass so viele Menschen wie möglich teilnehmen." Nur so sei es überhaupt im Bereich des Möglichen, einen "genetischen Zwilling" ausfindig zu machen.

? Wie lange dauert es bis klar ist, ob ein geeigneter Spender dabei war?

"Proben werden sofort nach der Aktion ins Labor gebracht und analysiert", erklärt die Mitarbeiterin der DKMS. Entscheidend sei die Übereinstimmung von mindestens acht Gewebemerkmalen zwischen Patient und Spender. "In unserem Labor werden bei allen neu aufgenommenen Spendern zwölf Gewebemerkmale bestimmt." Das Labor brauche für das endgültige Ergebnis etwa vier Wochen.

? Verpflichtet die Registrierung zur Spende?

"Nein. Die bloße Registrierung bei der DKMS verpflichtet nicht", sagt Wenderoth. Häufig würden nach der Registrierung Jahre vergehen, bis man für jemanden als Spender infrage kommt. "In dieser Zeit können im Leben eines Spenders Umstände eingetreten sein, die eine Stammzellspende unmöglich machen."

? Wie geht es weiter, sollte man als Spender infrage kommen?

"Zunächst kommt es in diesem Fall zu einer Bestätigungstypisierung", erklärt Wenderoth. Dann sei der Zeitpunkt gekommen, an dem sich der potenzielle Spender endgültig entscheiden müsse, ob er zur Verfügung stehen will. "Wenn er zustimmt, wird ein gründlicher Gesundheits-Check durchgeführt.

? Was geschieht bei der tatsächlichen Stammzellenentnahme?

"Hier gibt es zwei Methoden", informiert Wenderoth. "Die häufigere Methode ist die periphere Stammzellenentnahme: Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, welches die Produktion der Stammzellen im Knochenmark anregt und diese in die Blutbahn ausschwemmt. Nach dieser Vorbehandlung werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gesammelt." Seltener werde eine Knochenmarkentnahme durchgeführt, bei der dem Spender unter Vollnarkose Blut-Knochenmarkgemisch direkt aus dem Beckenkamm entnommen wird. Dieses bildet sich aber nach zwei Wochen wieder vollständig nach.

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