Was sie zum Mitsingen qualifiziert, ist ihre stimmliche Flexibilität: Das Repertoire nämlich umfasst das gesamte Rock-Pop-Spektrum, mit Schwerpunkt allerdings auf den Nummern der 1960er- und 1970er-Jahre: Beatles und Bee Gees, Bob Marley und Billy Joel, Abba und Frank Sinatra. "Im Grunde ganz bekannte Songs, die man aber noch nicht alle in einer A-cappella-Fassung kennt", erklärt Rießbeck. Manchmal lasse er auch klassische Melodien, etwa Beethovens Vertonung der "Ode an die Freude", einfließen, manchmal ein wenig Swing und manchmal etwas Gospel.
Dass all diese Elemente auf der Bühne zu einem homogenen Ganzen verschmelzen, liegt auch daran, dass die Mitglieder des Voice Clubs gut miteinander befreundet sind. "Immer, wenn wir zusammen proben, haben wir eine Mordsgaudi", erzählt Rießbeck. "Gerade die Frauen sind echte Schätze. Die zicken nie." An seinen Sängerinnen und Sängern schätzt er darüber hinaus besonders, "dass sie alle gute, kräftige Stimmen haben und schnell in den Harmonien drin sind".
Besonders letztere Fähigkeit ist im Voice Club dringend notwendig. Denn Rießbecks ungewöhnliches Proben-Prozedere stellt hohe Anforderungen an die Sänger. Noten gibt es nicht, die Arrangements entstehen im Kopf des musikalischen Leiters. Er hört sich die Originale an, trennt dabei die Stimmen der Instrumente voneinander, überträgt sie auf die menschliche Stimme - und singt bei einer der alle 14 Tage stattfindenden Proben am Hofer Schellenberg jedem seinen Part vor. Der muss dann möglichst schnell im Gedächtnis haften bleiben. Als Gedächtnisstütze dienen nur MP3-Mitschnitte und eine Notiz zur Tonart.
Davon profitieren die Live-Auftritte: "Weil es keine Noten gibt, können wir beim Singen ganz frei sein", erklärt Rießbeck. Auf der Bühne nämlich möchte das Ensemble sein Publikum nicht nur musikalisch unterhalten. Auch ein wenig Show gehört dazu. Die müssen die Musiker nicht einstudieren. "Wir arbeiten dafür jetzt keine riesige Choreografie aus", berichtet der Gründer des Voice-Clubs. "Wir sind einfach immer in Bewegung, reiße dumme Sprüche und beziehen die Leute mit ein."
Damit gelang es dem Voice Club sogar schon, das Publikum der Flying Pickets - jener legendären A-cappella-Gruppe, die mit "Only You" im Jahr 1983 einen Nummer-eins-Hit landete - zu überzeugen. 2008 schafften es die Hofer, das Management der Briten davon zu überzeugen, im Nürnberger Kult-Club "Hirsch" vor deren Auftritt eine halbe Stunde Programm machen zu dürfen. "Der Applaus bei den Flying Pickets war hinterher gar nicht so viel lauter als unserer", erinnert sich Klaus Rießbeck. "Viele Fans sind extra von Hof aus hingefahren, um uns dort zu sehen und zu unterstützen."
Auf viel Zuspruch hofft die Gruppe auch beim "Ersten Hochfränkischen Chorfestival", auf dem sie auftreten darf, weil sie die Jury der Frankenpost-Aktion "Hochfranken singt" von ihrem Können überzeugt hat. Dort nämlich ist der Voice Club ein Exot: Sonst treten nur Chöre auf. Klaus Rießbeck ist zuversichtlich: "Wir sind schon öfter mit Chören aufgetreten", erinnert er sich. Das seien immer schöne Auftritte gewesen. "Deshalb haben wir uns auch für die Aktion beworben", bekennt er. "Weil wir uns einfach dachten, dass das einen Riesenspaß machen wird."