Hof Frauenchor mit Bildungsanspruch

Zur Musikschule der Hofer Symphoniker gehört der Frauenchor Euphonia. Mit seinem breiten Repertoire möchte das Ensemble künftig häufiger öffentlich auftreten.

 
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Musikschule - ein Wort, dem im Kopf gleich Bilder folgen: Kleine Mädchen mit Geigenkasten, die an der Tür auf Mutti warten, zum Beispiel. Oder pausbäckige kleine Jungs, die zum ersten Mal versuchen, ihrer Trompete einen Ton zu entlocken. Der Musikschule der Hofer Symphoniker tun solche Assoziationen jedoch unrecht. Auch gestandene Erwachsene wollen dort lernen, richtig zu musizieren. Ein gutes Beispiel ist der Frauenchor Euphonia, der immer dienstags von 18 bis 19.45 Uhr im Haus der Musik in Hof probt: 25 Frauen erheben dann ihre Stimmen.

Hochfranken singt

Mit der Aktion "Hochfranken singt - eine Region erklingt" möchte die Frankenpost das Kulturgut des Chorgesangs fördern. Deshalb hat sie alle Chöre von Schwarzenbach am Wald bis Hohenberg an der Eger, von Berg bis Marktredwitz dazu aufgerufen, sich zu bewerben. Aus 40 Einsendungen hat eine Jury die besten ausgewählt. Die Gewinner-Chöre dürfen Aufnahmen im Tonstudio machen und sind damit auf einer CD vertreten. Außerdem winken Auftritte beim "Ersten Hochfränkischen Chorfestival". Es findet statt am 18. November im Festsaal der Freiheitshalle Hof (17 Uhr), am 28. November im Rosenhaltheater Selb (19 Uhr) und am 5. Dezember in der Stadtkirche Münchberg (19 Uhr). Karten sind ab sofort erhältlich in den Geschäftsstellen der Frankenpost in Hof, Münchberg, Selb und Marktredwitz zum regulären Vorverkaufspreis von 14 Euro; mit Abocard 12 Euro. An den Abendkassen beträgt der Eintritt jeweils 16 Euro. Weitere Informationen unter 09281/816-228. Der Verkauf der CD beginnt am 18. November, dem Tag des ersten Konzerts. Möglich ist "Hochfranken singt" durch die Hilfe engagierter Sponsoren: Lamilux, Sana-Klinikum Hof, Sparkasse Hochfranken und Architekturbüro Wittig.

Leiter des Chors ist Torsten Petzold, hauptberuflich Dirigent des sächsischen Polizeiorchesters, damit Dauerpendler zwischen Hof und Dresden, zu Hause trotzdem Leiter von sechs Chören. Hinzu kommt das Akkordeonorchester Hof. Nach Stationen am Deutschen Nationaltheater Weimar und am Nordharzer Städtebundtheater verschlug es den studierten Musiker nach Oberfranken: Seine Frau hatte eine Anstellung bei den Hofer Symphonikern gefunden. "Auf Zuruf", wie Petzold sagt, habe er beim Arbeitgeber der Gattin immer wieder ausgeholfen, wo Not am Mann war. Beim Frauenchor Euphonia trat dieser Fall im Jahr 2008 ein.

Das Ensemble ging aus dem 1983 gegründeten Konzertchor gleichen Namens hervor, der in gemischter Besetzung und unter wechselnder Leitung etwa zusammen mit den Hofer Symphonikern und anderen Orchestern auf der Bühne stand. Doch mit den Jahren schwanden die Mitglieder. Besonders Männerstimmen blieben aus. "Als ich den Chor übernommen habe, bestand er aus elf Frauen und einem Mann", berichtet Petzold. "Den habe ich dann immer die Alt-Stimme eine Oktave tiefer mitsingen lassen."

Schnell war dem Musiker klar, dass es nicht gelingen kann, den Chor wieder zu einem vierstimmigen Ensemble mit Bass und Tenor, Alt und Sopran aufzubauen. In Absprache mit der Musikschule entschloss er sich also dazu, Euphonia zu einem reinen Frauenchor umzuwandeln. Denn: "Damit haben wir jetzt immerhin ein Alleinstellungsmerkmal. Reine Frauenchöre gibt es in Oberfranken nämlich kaum."

Auch das Repertoire krempelte Petzold um: "Die Sängerinnen waren zuerst Klassik gewohnt", erinnert er sich. "Jetzt singen wir zum Beispiel auch Jazz, Pop, Filmmusik oder richtig schräge, moderne Sachen." Der Grund dafür ist pädagogischer Natur: "Der Chor gehört zu einer Musikschule. Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe an, die musikalische Bildung zu fördern", erklärt Petzold. "Ich möchte, dass sich meine Sängerinnen mit allem einmal beschäftigt haben." Zwar komme er selbst aus der Klassik, sagt der Dirigent. Doch dann schwärmt er auch von Popsängerin Gianna Nanini. "Ich finde, die macht das richtig super. Ich bin da praktisch veranlagt. Wenn jemand über Popmusik lästert, entgegne ich: Das muss man erst mal können."

Einige Sängerinnen, die laut Petzold vor allem die Altersgruppe zwischen 30 und 50 abdecken, nehmen zusätzlich zu den Chorproben Gesangsunterricht, um ihre Stimmen noch intensiver zu schulen. Dabei hätten viele ohnehin eine solide musikalische Vorbildung. "Durch die Affinität zur klassischen Musik können die Frauen zu einem großen Teil auch recht gut Noten lesen."

Bisher sei der Chor unter seiner Leitung vor allem im Haus der Musik aufgetreten, berichtet Petzold - bei Gemeinschaftskonzerten der Musikschule der Hofer Symphoniker. Das soll sich nun ändern. Die Frankenpost-Aktion "Hochfranken singt" kommt dem Ensemble deshalb gelegen. Auf der gleichnamigen CD und beim "Ersten Hochfränkischen Chorfestival" hat es dabei die Gelegenheit, sich neben vielen anderen Chören aus der Region zu behaupten. Eine Sängerin sei durch die Zeitung auf "Hochfranken singt" aufmerksam geworden. Auch die anderen Mitglieder seien daraufhin schnell begeistert gewesen. "Ich finde die Idee und das Konzept hinter dem Projekt gut", sagt Petzold, "weil es die Leute motiviert." Diesen Effekt bemerke er bereits bei den Proben.

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