Hof Mal halblang

Sonntägliches Einkaufen in Hof, so wie am verkaufsoffenen Filmtage-Sonntag, ist im Dezember nicht erlaubt. So öffnen die Händler an den Adventssamstagen länger - zumindest die meisten, zumindest etwas. Foto: Sarah Schmidt

Die Idee eines langen Einkaufssamstags im Hofer Advent ist gescheitert. Viele Händler wollen nicht bis 20 Uhr öffnen - die Akteure suchen kleinste gemeinsame Nenner.

 
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Hof - "Lange Adventssamstage im Advent": So lautet das offizielle Motto der jüngsten Aktion zur Belebung der Hofer Innenstadt. Auf der Webseite www.einkaufen-in-hof.de wird die Aktion angepriesen werden, Stadt und Stadtmarketing werden sie auch über ihre Kanäle in den sozialen Medien spielen. Ernsthaft in die Werbung gehen werden sie aber wohl nicht damit, das steht schon fest: Weil die Beteiligten so viel, wie sie eigentlich auf die Beine stellen wollten, leider doch nicht anbieten können. Einige Geschäfte haben bis 20 Uhr geöffnet, das Gros der Läden lässt die Türen zumindest bis 18 Uhr offen, einige schließen aber auch schon früher, so wie halt sonst auch. Irgendwo kursiert eine interne Liste der Straßenzüge mit den jeweiligen Öffnungzeiten. "Mit Ladenöffnung bis etwa 18 Uhr locke ich aber natürlich niemanden hinterm Berg hervor", erklärt Stadtmarketing-Chefin Silvia Gulden die Tatsache, dass sie kein Geld für eine Marketingkampagne in die Hand nimmt. Trotzdem: Die Adventssamstage könnten für die Besucher noch durch andere Annehmlichkeiten interessant werden.

Von vorn: Das bayerische Ladenschlussgesetz verbietet bekanntlich verkaufsoffene Sonntage im Dezember. Um dem Weihnachtsgeschäft beispielsweise im nahen Sachsen, das auch an den Sonntagen zum Shoppen einlädt, etwas entgegensetzen zu können, war die Idee der langen Einkaufssamstage aufgekommen. Sie ist nicht neu: Der Hofer Dekan Günter Saalfrank nennt sie seit Jahr und Tag immer wieder als potenziellen Ersatz für die verkaufsoffenen Sonntage, gegen die er sich als Kirchenvertreter grundsätzlich ausspricht. Eine Initiative junger Hofer Händler hatte nun den Ansatz aufgegriffen und war sowohl im Handel als auch im Rathaus Klinkenputzen gegangen. Zumindest teilweise mit Erfolg.

Ein Teil der Händler wird bis 20 Uhr öffnen, andere halten die Ladentüren zumindest bis 18 Uhr offen. Das ist nicht der große Wurf, den sich die Initiatoren erhofft hatten, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. "Es war am Freitag auch Thema in der neu eingerichteten Runde, in der Handel, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing vertreten sind", bestätigt Lutz Pfersdorf, Vorsitzender des Hofer Einzelhandelsverbands. Und gesteht: "Der Punkt Öffnungszeiten gehört tatsächlich zu jenen, bei denen der Hofer Handel nicht so richtig funktioniert." Um die Einkaufssamstage auch trotz kürzerer Laufzeit attraktiv für die Kunden zu machen, werden nun drei Ansätze besprochen.

Zum einen habe Weihnachtsmarkt-Betreiber Martin Fuhrmann sofort zugesagt, sein Angebot an die verlängerten Öffnungzeiten anzupassen, also Glühwein- und Essbuden auch länger geöffnet zu lassen, berichtet Silvia Gulden vom Stadtmarketing. Sie ist begeistert von den Ansätzen und hofft darauf, dass sich viele an den Aktionen beteiligen. Einer der anderen Vorschläge wird noch besprochen, der zweite ist für dieses Jahr schon aus dem Rennen.

Am Montag entscheidet der Haupt- und Finanzausschuss des Hofer Stadtrats über die Frage, ob die Stadt an jenen drei Samstagen auf die Erhebung von Parkgebühren verzichtet. Die Handels-Initiative hatte diesen Wunsch an die Stadtverwaltung herangetragen.

Auch hat der Stadtrat noch über einen SPD-Antrag zu beraten, der fordert, an jenen drei Tagen Stadtbus-Tickets für einen Euro auszugeben. Das hatte die SPD im September gefordert. Auf Anfrage liefern die Stadtwerke dazu allerdings schon eine Absage. Und erklären, dass sie in diesem Jahr bereits eine solche Aktion während der Volksfest-Zeit ins Leben gerufen hätten - eine zweite wäre mit beträchtlichen finanziellen Einbußen verbunden. Die Stadtwerke haben der Verwaltung bereits mitgeteilt, dass man eine solche Aktion im nächsten Jahr auf Wunsch gern in Angriff nehmen könnte - als Ersatz für die Volksfest-Aktion. Das Hin und Her in der Frage nach den langen Samstagen hat für einige Beteiligten einen ziemlich großen Lerneffekt.

Christina Rädlein von der Metzgerei Max, Bloggerin Debora Fikentscher sowie Gisi und Moni Meinel-Hansen von der Brauerei Meinel sind der harte Kern einer noch jungen neuen Initiative in Hof. Nach dem Klotz’schen Weckruf im September hatten sie bereits mehrmals zu Arbeitsrunden geladen, gekommen waren mitunter bis zu 40 engagierte Akteure aus Handel, Handwerk und Gastronomie. Sie haben einige neue Ideen und Ansätze, die sie auf Machbarkeit prüfen - die Einkaufssamstage im Advent waren einer davon. Und da sind die Akteure, das geben sie zu, in ihrem Idealismus schnell von der Realität eingeholt worden.

"Wir waren wirklich in allen Läden persönlich, um zu fragen, ob sie länger offen halten", erklärt Christina Rädlein. "Doch viele haben einfach kein oder kaum Personal, stehen damit immer selbst hinterm Verkaufstresen."

Dass manch kleiner Händler dann abwiegelt, wenn es um noch mehr Arbeit und noch längere Zeiten im ohnehin schon intensiven Advent geht, das verstehe man vollkommen. So betont Rädlein: "Wir machen niemandem einen Vorwurf, der das nicht möglich machen kann." Vielmehr freue man sich darauf, künftig vielleicht noch mehr als bisher an einem Strang zu ziehen - und gemeinsam neue Ansätze zu entwickeln. Auch, wenn beim ersten Mal noch nicht alle dabei sind.

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