Hof Aus dem Kuhstall in den OP

Seine Kollegen werden ihn vermissen: Leitender Oberarzt Johann Schötz geht in den Ruhestand. Foto: Sana-Klinikum Quelle: Unbekannt

Leitender Oberarzt Johann Schötz verabschiedet sich vom Sana-Klinikum. Er gilt als "Urgestein", als loyal und kompetent.

 
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Hof - Es gibt nicht viele Menschen, die sagen können, das sie fast vier Jahrzehnte in einem Unternehmen gearbeitet haben. Johann Schötz kann es. Der Leitende Oberarzt für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Sana-Klinikum Hof, ein hochgeschätzter Kollege, verabschiedet sich nach 37 Jahren im Einsatz für die Gesundheit. Erwähnt man im Sana-Klinikum den Namen Schötz, so huscht bei vielen ein Lächeln übers Gesicht, sei es wegen der langjährigen, herzlichen und verlässlichen Zusammenarbeit oder auch wegen kleiner, bewegender Begegnungen, die man mit ihm erlebt hat.

Beim Abschied rollten Tränen. Geschäftsführer Holger Otto und die Gastredner zeichneten ein lebhaftes, liebevolles Bild vom Wesen des Kollegen Schötz. Otto zeigte sich beeindruckt von der Lebensleistung des 66-Jährigen. "37 Jahre an unserem Haus ist ein bemerkenswertes Jubiläum." Das Sana-Klinikum Hof sei Schötz zu tiefstem Dank verpflichtet. "Wir hatten in Ihnen einen stets kompetenten, loyalen und zuverlässigen Kollegen, der große Wertschätzung genießt."

"Man konnte sich immer auf dich verlassen, du warst stets freundlich und ausgeglichen", sagte der Chefarzt für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Dr. Fuad Abu Nahleh, an den scheidenden Kollegen gewandt. Dieser habe einen vorbildlichen Umgang mit den Patienten, den Angehörigen und den Kollegen gepflegt.

Sein ehemaliger Chef Dr. Manfred Steinhäuser plauderte fröhlich über die einstige Zusammenarbeit und die Freundschaft mit Johann Schötz. Für ihn verkörperte Schötz den "Geist der Zusammenarbeit und den Geist des Verstehens, der über der Intensivstation schwebte".

"Unglaubliche 37 Arbeitsjahre hat Andrea Wolf, Stationsleiterin der Intensivstation, mit Kollege Schötz verbracht. Durch dick und dünn seien sie gegangen.

Als Johann Schötz als Assistenzarzt in der Anästhesie am Sana-Klinikum Hof seinen Dienst begann, betrat er kein Neuland. Er hatte Medizin an der Uni Erlangen und Regensburg studiert; erste Erfahrungen sammelte er am damaligen Stadtkrankenhaus Hof. Nach seiner Approbation und dem anschließenden Dienst als Stabsarzt bei der Bundeswehr startete er 1983 seine berufliche Laufbahn am Klinikum in Hof. Bereits fünf Jahre später wurde er zum Oberarzt bestellt, 1999 zum ständigen Vertreter des leitenden Arztes der Anästhesie.

Aufgewachsen ist Schötz auf einem Bauernhof in Straubing. Dort stellen sich die ersten Weichen für seine Berufswahl. Am kalten Weihnachtsmorgen eilten der 16-jährige Johann und sein Vater in den Kuhstall. Seit der Christmette an Heiligabend warteten sie auf die Geburt der neuen Kälber. Sie kamen noch rechtzeitig, denn ohne die Hilfe von Vater und Sohn hätte das Zwillingspärchen keine Chance gehabt, lebend auf die Welt zukommen. Durch eine Mund-zu-Nase-Beatmung konnten sie den Kälbchen das Leben retten.

Zur Anästhesie kam er wohl, weil auch seine damalige Freundin und spätere Ehefrau bereits als Ärztin am Stadtkrankenhaus in der Anästhesie arbeitete. Er hatte sie 1976 während der Studienzeit kennengelernt und nicht mehr losgelassen. Besonders stolz sei er, erzählt Johann Schötz, dass er in den frühen 80er-Jahren das Notfallmanagement am Haus initiiert, umgesetzt und etabliert hatte. Als besonders positiv und prägend habe er 1999 den Chefarztwechsel zu Dr. Manfred Steinhäuser erlebt. Dessen Weggang sei "ein Tiefpunkt in meiner Laufbahn " gewesen. "Ich hätte mit ihm gehen können, aber ich wollte die Abteilung nicht im Stich lassen." Das heutige Team fühle sich wie eine große Familie an. Dr. Steinhäuser sei ihm noch heute ein enger Freund.

Schötz war in den vielen Jahren auch Notarzt, Transplantationsbeauftragter, Hygienebeauftragter, Strahlenschutzbeauftragter und Vorsitzender des CIRS-Teams. Er unterrichtete Pflegekräfte in der Weiterbildung zur Fachangestellten für Intensivpflege und Anästhesie, lernte dabei selber viel dazu und gewann einen guten Draht zu den Pflegekräften. Seit 2009 gehörte er dem Ethikkomitee des Klinikums an und wurde 2011 zum Vorsitzenden gewählt. Diese Position wird er weiterhin innehaben. Außerdem ist er zweiter Vorsitzender des Vorstandes des Ärztlichen Kreisverbandes. Seine Ehefrau ist schon verstorben. Zwei der vier erwachsenen Kinder sind selber Mediziner geworden. Die anderen beiden haben eine Physikerlaufbahn eingeschlagen. Schötz ist bereits Großvater von zwei Enkeln. Er war schon immer ein Genießer von Kultur, Natur und Reisen in ferne Länder. Mittel- und Südamerika haben ihn besonders in den Bann gezogen. Er wisse noch nicht, wohin es ihn als nächstes zieht - vielleicht Albanien. Jetzt sei es ihm wichtig, die gewonnene Zeit mit der Familie und mit Freunden zu verbringen.

Eigentlich wollte Johann Schötz bereits am 28. Dezember 2019 in Rente gehen, doch man bat ihn, noch zu bleiben. Dann sollte es am 30. März soweit sein, da kam Corona. Für Schötz war es unmöglich, in dieser herausfordernden Phase von Bord zu gehen. Doch jetzt heißt es Abschied nehmen. red

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