Arzberg Zu rot, zu grau, zu farblos?

Christl Schemm
Welche Farben sollen es denn sein fürs Bürgerhaus? Darüber gibt es verschiedene Meinungen im Stadtrat. Foto: Florian Miedl

Die Arzberger Stadträte zerbrechen sich den Kopf darüber, wie das Bürgerhaus samt Anbau gestaltet werden soll. Die Meinung der Architektin wollen sie nicht einfach hinnehmen.

 
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Arzberg - "Wer zahlt, schafft an." Diese Binsenweisheit hat in der jüngsten Sitzung des Arzberger Stadtrats zum einen für eine lange Diskussion gesorgt, zum anderen auch für Verstimmung und Ärger. Denn manche der Stadträtinnen und -Räte wollten es nicht einfach hinnehmen, dass ihnen Architektin Ruth Schwarzmeier und damit auch die Stadtverwaltung samt Bürgermeister das Konzept für den Umbau der alten Schule in ein Bürgerhaus und den dazu gehörenden neuen Anbau quasi als alternativlos präsentierten.

Eigene Außenbereiche

Außerdem hatte Ruth Schwarzmeier über den aktuellen Stand bei den Planungen für die neue Kindertagesstätte an der Egerstraße und den Wohnmobilstellplatz an der Bahnhofstraße berichtet. An den Plänen für die Kindertagesstätte habe sich nichts geändert, außer dass nun Hort, Krippe und Kindergarten jeweils einen eigenen Außenbereich bekämen. Beim Wohnmobilstellplatz stehe man noch ganz am Anfang. Die Kosten seien mit rund 670 000 Euro berechnet worden. Das sei der Städtebauförderung zu viel. Deswegen werde nun auch eine Modulbauweise untersucht, die aber durchaus witzig gestaltet werden könne.

Vor allem bei der farblichen Gestaltung der beiden Gebäude, die hoch über der Stadt auf dem Kirchberg thronen, wollten einige Gremiumsmitglieder unbedingt mitreden. Dem hielten allerdings Ruth Schwarzmeier und Bürgermeister Stefan Göcking entgegen, dass die Pläne sehr eng mit dem Fördergeldgeber, also der Regierung von Oberfranken, abgestimmt und damit mehr oder weniger nur so machbar seien. Denn immerhin 90 Prozent der Kosten übernimmt die Städtebauförderung. Also: Wer zahlt, schafft an.

Nach dem Konzept der Architektin von Horstmann & Partner soll der Altbau des künftigen Bürgerhauses in einem hellen bis mittleren Grauton gehalten werden, das Dach in Anthrazit. Die Fenster sollen helle Faschen, also gestalterisch abgesetzte Umrahmungen, erhalten. Die Simse des Gebäudes würden wieder nachgebildet. Der Putz werde einen sogenannten Besenstrich-Charakter, also eine eher grobe Struktur, bekommen. "Der Kopfbau ist unheimlich dominant, auch wenn er farblich zurückgenommen wird. Der Anbau ist im Vergleich dazu sehr klein", sagte Schwarzmeier. Für einen optischen Kontrast soll am Neubau eine Keramikfassade in einem tief roten Ton sorgen. Die Keramikfliesen seien strukturiert, so dass ein farbliches Spiel mit Licht und Schatten entsteht. Keramik sei auch deswegen ausgesucht worden, weil es pflegeleicht und lange haltbar sei sowie an die Porzellangeschichte Arzbergs erinnere. Die Kombination von Grau, Rot und Anthrazit sei die edelste Variante, sagte Schwarzmeier.

Da das Gebäude extrem stadtbildprägend sei, wäre es gut gewesen, wenn die Stadträte die Farben vorher sehen hätten können, sagte CSU-Fraktionssprecher Dr. Stefan Brodmerkel. Man solle gemeinsam überlegen, was man macht. Denn der Grauton des Kopfbaus überzeuge ihn nicht. "Das Gebäude geht unter", meinte Brodmerkel. "Wir sollten es lieber dezent farbig gestalten." Die Kombination sei gut, meinte zweite Bürgermeisterin Marion Stowasser-Fürbringer. Es sei aber schwierig für sie, sich damit anzufreunden, dass das ganze Nebengebäude rot werden soll. "Es wäre schöner, wenn farbliche Absätze zu erkennen wären."

"Die Bürger kennen den Klotz in Gelb", warb dritter Bürgermeister Michael Fuchs für einen anderen Ton am Kopfbau. Wohingegen seine Fraktionskollegin Martina von Waldenfels die Farbwahl "toll" fand und ein großes Lob an die Architektin aussprach. "Ich bin davon überzeugt, dass das gut aussieht", sagte sie. Auch SPD-Fraktionssprecher Peter Gräf meinte, dass man der Fachfrau vertrauen könne.

Etliche weitere Rätinnen und Räte äußerten ebenfalls Bedenken, Wünsche und Lob. Deutlich herauszuhören war bei manchen die Forderung nach mehr Mitspracherecht. Die Wahl des Materials sei okay, sagte zum Beispiel UPW-Fraktionsvorsitzender Roland Werner, jedoch könne er sich jede andere kräftige Farbe vorstellen. "Es ist halt für uns immer schwierig, wenn etwas alternativlos ist", sagte er. "Am Ende fragen uns die Bürger. Und dann kann ich nicht sagen: Entschuldigung, ich habe die Farbe nicht ausgesucht, sondern der Geldgeber."

Bernd Fürbringer schlug vor, bei solchen Entscheidungen auch die Bürgermeisterstellvertreter und Stadträte der drei Fraktionen einzubeziehen. "Dann könnte man sich solche Diskussionen sparen."

Sowohl die Architektin als auch der Bürgermeister wiesen auf das Recht der Fördergeldgeber hin, Vorgaben zu machen. Bürgermeister Göcking sagte, das Konzept sei stimmig, nachhaltig und kein Luxus. "Wir hängen am Tropf der Städtebauförderung", betonte er und verwies auf die Kompetenz der Architektin. Sie sagte, der Entwurf sei mehrfach und heiß mit der Regierung diskutiert worden. Bedenken wie solche in Arzberg höre sie immer wieder in kommunalen Gremien, aber eine andere Farbkombination werde aus ihrer Sicht "nichts werden".

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