Fichtelgebirge Sechs Bestleistungen reichen nicht zur Medaille

Jürgen Grießhammer
Hatte beim Speerwurf mit böigem Wind zu kämpfen, erzielte aber in dieser Disziplin ein zufriedenstellendes Resultat: Jonas Perner. Foto: Iris Hensel

Debüt bei der deutschen Meisterschaft im Zehnkampf: Jonas Perner vom TV Wunsiedel brilliert in mehreren Disziplinen. Ein Patzer kostet die Medaille.

 
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Vaterstetten/Tröstau - Die Bedingungen an den beiden Tagen des Zehnkampfes der männlichen U18 hätten unterschiedlicher nicht sein können: Stechende Sonne bei 35 Grad Celsius am Freitag, Schüttregen mit böigem Wind am Samstag. "Von extremer Sommerhitze zu Wärmedeckenwetter. Mit solchen unterschiedlichen Bedingungen musst du klarkommen", sagt der Trainer der Damenmannschaft des SWC Regensburg Stefan Wimmer, die deutscher Mannschaftsmeister im Siebenkampf wurde. Die "Könige der Athleten", wie die Zehnkämpfer genannt werden, kann so etwas nicht erschüttern. Trotzdem musste Jonas Perner vom TV Wunsiedel mit einigen Einbußen klarkommen. Aber zunächst begann sein Mehrkampf optimal.

Wie bereits berichtet, verbesserte Perner seine Bestzeit über 100 Meter gleich zum Auftakt um eine hundertstel auf 11,30 Sekunden. Damit lag er gleich zu Beginn auf Platz drei. Mit 6,44 Meter im Weitsprung arbeitete er sich auf Platz zwei vor.

Kugelstoßen ist eine Zitterdisziplin des jungen Tröstauers, da er erst im Winter auf die Drehstoßtechnik umgestellt hatte. Doch im zweiten Versuch feuerte er die Kugel auf 13,44 Meter - neue Bestleistung. Nach einem unsauberen Block überdrehte er, wankte extrem und konnte sich gerade noch durch einen Hechtsprung über die Linie retten, hinter der man den Ring verlassen muss, damit ein Versuch gültig ist. Ein wohlmeinender Kampfrichter gab den Versuch zum Glück gültig.

In seiner Spezialdisziplin Stabhochsprung sollte die vierte Bestleistung folgen, doch nach seiner akrobatischen Kugelstoßübung machte sich Perners lädierter Fuß bemerkbar. Das Einspringen wurde auf ein Minimalprogramm zusammengestrichen, zumal er 4,60 Meter da noch ganz locker überwunden hatte. Er begann zur Sicherheit bei 4,20 Meter und baute ein Haus über der Latte, wie man im Fachjargon sagt, wenn noch sehr viel Platz war. Beim 4,40-Meter-Sprung traf er seinen Absprungpunkt nicht und bekam so keinen Druck auf den Stab. Trotz riesiger Höhe fiel er von oben auf die Latte. Auch der zweite Versuch blieb erfolglos. Nun war Jonas Perners Nervenstärke gefordert. Im dritten Versuch hatte er die Latte schon überquert, touchierte sie dennoch leicht, worauf sie fiel. Nach drei tollen Leistungen eine erste Enttäuschung. Doch da auch einige seiner Kontrahenten patzten, blieb er immer noch auf Platz drei.

"Jetzt musst du halt die 400 Meter entsprechend schneller laufen", lautete die Ansage von LGF-Sportwart Jürgen Grießhammer. So machte Perner die verlorenen Punkte vom Stabhochsprung durch eine überragende Zeit von 52,42 Sekunden für die Stadionrunde wieder wett. Da er aber nicht zu den Stärksten gehörte, verlor er einen Platz und beendete den ersten Tag mit Platz vier und einem enorm schmerzenden Fuß. Die DLV-Physiotherapeuten hatten alle Hände voll zu tun, um ihn für den zweiten Tag wieder fit zu machen.

Über 110 Meter Hürden sollte wieder Boden gut gemacht werden. Am Start kam Perner nicht gleich in Fahrt, doch spielte er unterwegs seinen enormen Kampfgeist aus und kam als Zweitschnellster mit neuer Bestzeit von 14,81 Sekunden ins Ziel.

Im Speerwurf hatten dann alle Sportler mit extrem böigem Wind zu kämpfen. Bei Perner wurde der Speer zweimal aus dem Sektor geblasen, sodass der dritte Versuch zu einer Zitterpartie wurde. Mit 47,63 Meter kam aber ein absolut zufriedenstellendes Resultat heraus.

Im Hochsprung nahm er bis zu seiner Saisonbestleistung 1,80 Meter fast alle Höhen im ersten Versuch. Bei 1,83 Meter brauchte er schon einen dritten Durchgang. 1,86 Meter wäre eine Verbesserung seiner persönlichen Bestleistung um einen Zentimeter gewesen. Im dritten Versuch blieb die Latte tatsächlich liegen. Und auch 1,89 Meter riss er bei zwei Versuchen nur hauchdünn mit den Unterschenkeln. Durch die sechste Bestleistung war er nun punktgleich mit dem Topfavoriten Tyrol Prenz von der Potsdamer Eliteschule des Sports wieder auf Platz drei. Der heftige Regen bereitete allen Diskuswerfern Probleme. Perner blieb mit 34,78 Meter weit weg von seiner Bestleistung. Das warf ihn in der Gesamtwertung auf Platz fünf zurück. Die Hoffnung auf eine Medaille schwand, da drei der vier vor ihm platzierten Athleten bessere Ausdauerläufer waren. Die ungeliebten 1500m ging Perner daher nicht mit letzter Konsequenz an. Mit 5:09.97 Minuten sicherte er seinen fünften Platz. Großvater und Trainer Fritz Ruckdeschel resümierte: "Mit seiner Bestleistung im Stabhochsprung oder im Diskuswurf hätte er jetzt schon eine Medaille." Aber dennoch ist das Urgestein des TV Wunsiedel mit seinem Enkel mehr als zufrieden. Jonas Perner formuliert aber schon seine nächsten Ziele: "Jetzt kuriere ich meine Fuß aus, und in zwei Wochen bei der Deutschen Einzelmeisterschaft in Heilbronn will ich eine Medaille." Außerdem hofft er auf die Europameisterschaft 2021 in Rieti.

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