Kulmbach Würste füllen als Leidenschaft

Werner Reißaus

Seit 50 Jahren arbeitet Herbert Schwarz als Metzger bei der Firma Lauterbach. Auch als Rentner gibt er sich dort noch seiner Passion hin.

 
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Kulmbach - "Junge Leute bringen Schwung in ein Unternehmen, langjährige Mitarbeiter Sicherheit." Diese These stellte Ursula Lauterbach, Geschäftsführerin der Felix Lauterbach GmbH, in den Mittelpunkt einer Jubilarehrung. Seit nunmehr sage und schreibe 50 Jahren arbeitet Herbert Schwarz in der Metzgerei Lauterbach. Seitdem steht der Felkendorfer zuverlässig an seinem gewohnten Arbeitsplatz, an der Füllmaschine und am Kutter. Es ist gewissermaßen das lebende Inventar der nunmehr 60 Jahre alten Metzgerei am Kulmbacher Marktplatz.

Seine Lehre absolvierte Herbert Schwarz in der ehemaligen Metzgerei Ramming in Thurnau: "Mein Onkel war als Hausmetzger tätig. Diese Arbeit hat mich als junger Bursch einfach interessiert. Bereits in der sechsten beziehungsweise siebten Klasse wusste ich, ich will Metzger werden." Groß bewerben musste er sich seinerzeit nicht, denn die Auszubildenden wurden wie heute geradezu händeringend gesucht. "1965 schrieb damals keiner eine Bewerbung, sondern wurde - wenn alles passte - sofort genommen."

Als junger Metzger musste Herbert Schwarz vor allem zum Wochenende am Freitag und Samstag auch im Ladengeschäft aushelfen. Nach seiner Ausbildung hatte Herbert Schwarz seinem Lehrmeister zu verstehen gegeben, dass er sich beruflich verändern will. Als die Metzgerei Lauterbach damals eine versierte Kraft an der Füllmaschine suchte, packte Herbert Schwarz die Chance beim Schopf, noch dazu in einer Metzgerei, die in der Bierstadt einen guten Namen hatte. Für ihn war klar: "Füllen ist mein Leben - mit der Füllmaschine und dem Kutter." Nach seiner Lieblingswurst gefragt, braucht Herbert Schwarz nicht lange zu überlegen: "Die Bratwurst. In der Stunde habe ich 3000 Stück gemacht, aber darunter kann sich ein Laie nichts vorstellen."

Bereits 1975 wurde Herbert Schwarz als damals junger Metzger mit der ersten großen Baumaßnahme im Betrieb Lauterbach konfrontiert, der Sanierung des Rückgebäudes am Marktplatz. Die hatte zur Folge, dass die Produktion zwischenzeitlich nach Hornschuchshausen ausgelagert werden musste. Jeden Tag mussten die Wurstwaren von Mainleus in den Laden nach Kulmbach geliefert werden. Bereits drei Jahre später wurde der Laden vergrößert und entscheidend modernisiert, mit einer Heißtheke und einer Käsetheke. Und auch hier war Herbert Schwarz als Metzger mittendrin. Er erlebte, wie 1987 das Heinlein-Anwesen zum Ladengeschäft hinzukam und mit Uwe Krautz und Ursula Lauterbach die Nachfolgegeneration das Geschäft übernahm.

Auch als Herbert Schwarz 2015 sein 45. Betriebsjubiläum feierte, war er weiterhin ein fester Bestandteil der Metzgerei Lauterbach. Und jetzt unterstützt Herbert Schwarz als Rentner noch immer das Unternehmen im Rahmen eines 450 Euro-Jobs. Und das natürlich bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Füllen und Kuttern von Würsten. Er ist nach wie vor ein gefragter Mann, der unzählige Lehrlinge und Gesellen angeleitet hat.

Daneben half Herbert Schwarz mit, neue Produkte mit zu entwickeln. Auch wenn es Probleme zu lösen galt, waren sein Rat und seine Verbindungen gefragt. Geschäftsführerin Ursula Lauterbach: "Ob es um die Qualitätssicherung ging, die Bierfest- und Altstadtfestwochen, die Bewältigung der BSE-Krise, die vielen schwierigen Zeiten bei den Umbaumaßnahmen in der Metzgerei, die Pflasterung des Marktplatzes und die Großbaustelle am EKU-Parkplatz, die für uns große Umsatzeinbußen bedeuteten, all das wurde durch tägliche Lagebesprechungen und einer Anpassung der Produktion gemeistert. Und auch da war unser Herbert ein gefragter Mann."

Noch eine Besonderheit wusste Ursula Lauterbach zu berichten: "Unser Herbert war nur zweimal krank, einmal wegen einer Zahnoperation und einmal wegen einer Sehnenscheidenentzündung. Als ich elf Jahre alt war, trat Herbert Schwarz in unser Unternehmen ein. Und heute ist er immer noch da und hat auch immer einen Rat für das kleine Mädchen von damals bereit, wenn sie einen braucht. Solche Mitarbeiter vermitteln wahrlich Sicherheit und ich bin total froh, dass wir ihn immer noch als Aushilfe rufen können."

Was Herbert Schwarz in den 50 Jahren an der Metzgerei Lauterbach besonders schätzte, bringt er seinerseits auf einen Punkt: "Das Gradlinige! Wenn es einmal etwas gegeben hat, dann ist das gesagt worden - und dann war es auch vorbei. Es konnte jeder seine Meinung sagen. Wenn man 50 Jahre in einem Betrieb gearbeitet hat, dann muss es einem schon gefallen haben."

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