Trebgast/Lindau Amphibienboot saugt Schlamm ab

Dieter Hübner
Bürgermeister Herwig Neumann und der Vorsitzende des Ökovereins, Fritz Weinlein, beobachten den Einsatz des Amphibienboots, das den Schlamm vom Grund des Klärteiches absaugt. Foto: Dieter Hübner Quelle: Unbekannt

Die Teichkläranlage in Lindau wird zurzeit gereinigt. Dafür kommt ein neuartiges Verfahren zum Einsatz.

 
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Trebgast/Lindau - Spezialisten aus Baden-Württemberg sind seit einigen Tagen dabei, die drei östlich des Trebgaster Ortsteils gelegenen Teiche von inzwischen angefallenem, unnötigem Ballast zu befreien. Nach 21 Jahren Betriebsdauer bekommt die Lindauer Teichkläranlage eine "Runderneuerung".

In ei nem Aufwasch erledigen sie alles: Von der Planung der Entwässerung bis zur Organisation des Abtransports der vollen Mulden. Die Fachleute kümmern sich auch um die Abkipptermine in der Entsorgungsstätte. Die Art der Entsorgung wurde im Landkreis bisher noch nicht angewendet. Deshalb haben sich auch bereits das Wasserwirtschaftsamt und Betreiber ähnlicher Anlagen in der Region vor Ort darüber informiert, wie das in Lindau angewandte Prinzip funktioniert. Denn Klärschlammentsorgung ist immer ein heißes Thema - und es kostet viel Geld.

Mit einem Amphibienboot beackert der Bootsführer nach und nach, Meter für Meter, die insgesamt 4000 Quadratmeter große, 1,0 bis 1,20 Meter tiefe Wasserfläche der dreistufigen Anlage und saugt den Schlamm ab, der sich dort seit Betriebsbeginn 1999 auf dem Grund angesammelt hat.

In einem ersten transportablen Container werden zunächst Sand und noch eventuelle vorhandene restliche Feststoffe ausgesondert und entsorgt. Schlamm und Wasser werden in einen bereitstehenden Lastwagen weiter gepumpt, in dem eine Zentrifuge den Schlamm vom Wasser trennt. Die Maschine kann, je nach Konsistenz des Schlammes, bis zu 35 Kubikmeter pro Stunde leisten. Was danach über ein Förderband in einen bereitstehenden Lkw geleitet wird, ist relativ trockener Klärschlamm, der zu einer speziellen Deponie, in diesem Fall nach Frankfurt, transportiert wird.

40 bis 50 Tonnen Klärschlamm werden am Ende zusammenkommen, schätzt der Vorarbeiter. Das entspricht etwa knapp zwei volle Lastwagen. Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise liegt nach Aussage von Friedrich Weinlein (Vorsitzender des Ökovereins) auf der Hand: "Die Anlage kann ihre Aufgabe ohne Unterbrechung weiter erfüllen und das gefilterte Wasser kann wieder in die Teiche zurück geleitet werden. Bei einem anderen Verfahren wären die Teiche total ausgepumpt worden und ein Bagger hätte die Ablagerungen ausgeschaufelt. Die Entsorgung dieses Nassschlamms in eine Deponie hätte 80 000 Euro Transportkosten verursacht. Zusätzlich hätte dabei eine provisorische mobile Anlage vorübergehend die Abwasserklärung vornehmen müssen."

Auftraggeber dieser Unterhaltsleistung ist der Ökoverein Lindau, der die Teichkläranlage seit 1999 betreibt. Bis dahin hatte jeder Lindauer Haushalt eine Drei-Kammer-Anlage. Das waren in der Regel Betonringe, in die das Abwasser eingeleitet wurde. Das lief dann einfach in eine Mistgrube, oder wurde von den Landwirten auf die Felder aufgebracht oder jährlich von Entsorgungsfirmen abgepumpt.

Auf Grund höherer Umweltauflagen wurden diese Kammern Ende der neunziger Jahre nicht mehr zugelassen, so dass sich die Lindauer etwas einfallen lassen mussten: Ein Anschluss über Leuchau nach Kulmbach hätte bei der Überwindung von 40 Höhenmetern enorme Pumpkosten verursacht. Blieben noch eine Leitung nach Trebgast, oder eine eigene Anlage. Letztere erwies sich nach Probebohrungen und der Berechnung der Projektkosten schließlich als das günstigste Modell. Daraufhin gründeten die Lindauer 1998 den Ökoverein, bei dem jeder, der an die Kanalisation anschloss, Mitglied wurde. Die Gemeinde verpachtete ein im Tausch erworbenes Grundstück für 30 Jahre an den Verein und baute die Teichkläranlage. Vorsitzender Friedrich Weinlein ist heute noch stolz darauf, dass das Abwasser des Hauptortes ohne jeglichen Energieaufwand zur Anlage läuft und auch dort keine Energie zur Klärung notwendig ist. Die Kosten der jetzigen Reinigung werden auf zehn Jahre über den Abwasserpreis umgelegt.

Um die regelmäßige Wartung und die Einhaltung der behördlichen Vorschriften kümmern sich drei Klärwärter des Vereins. Zweimal wöchentlich werden - und zwar sowohl am Eingang der Anlage, als auch am Ausfluss in den Köstlerbach -, die Außentemperatur, die Temperatur des Wassers und dessen pH-Wert gemessen und in ein Protokoll eingetragen.

Pro Quartal werden zusätzlich der Phosphatgehalt und die Trübung des Schlammes festgestellt. Außerdem nehmen mehrfach im Jahr externe Firmen Proben im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes.

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