Berg Kinder pflanzen spielerisch einen Wald

Manfred Köhler
Der Eichelhäher soll Eicheln und Kastanien im Kahlschlaggebiet im Kirchenwald Berg verteilen, damit dort ein zukunftsfähiger Mischwald nach wachsen kann. Foto: Wolfgang Zabel dpa

Mithilfe des Eichelhähers soll der Kirchenwald Berg wieder aufgeforstet werden. Jungs und Mädchen dürfen für den Vogel Kastanien und Eicheln sammeln.

 
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Berg - Eine spannende Herbstaktion für Kinder startet die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Berg in Zusammenarbeit mit der Waldbesitzervereinigung Hof/Naila und der Bayerischen Forstverwaltung: Mädchen und Jungs können Eicheln und Kastanien sammeln und bei der Kirchengemeinde abgeben. Dafür gibt es eine kleine Belohnung. Die Eicheln und Kastanien werden dann an zwei Futterplätzen im Kirchenwald Berg auf Holzkonstruktionen ausgelegt, wo sie der Eichelhäher finden und verteilen soll. Auf diese Weise will man dazu beigetragen, dass auf einem Kahlschlaggebiet im Kirchenwald Berg ein gesunder junger Mischwald entstehen kann.

Förderung für den Wald

Für Waldbesitzer, die ihre Fichtenmonokultur zu einem Mischwald umbauen wollen, bestehen derzeit besonders hohe Fördersätze. Wie Revierförster Daniel Feulner sagt, müsse man dafür aber eine gewisse "Bagatellgrenze" von 100 Bäumen überschreiten. Anders ausgedrückt: Wer 99 Bäume pflanzt, zahlt dafür noch relativ viel - ab dem 101. Baum aber werde der Waldumbau günstiger. Infos gibt’s beim Revierförster oder auf der Seite der Bayerischen Forstverwaltung, Stichwort: "Försterfinder".

Der Fichtenwald musste auf einer Fläche von rund 100 mal 40 Metern vollständig gefällt werden, nachdem der Borkenkäfer einen großen Teil der Fichten befallen hatte, erläutert Hermann Fickenscher, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Berg. Daraufhin habe die evangelisch-lutherische Kirchenstiftung Berg, die für den Wald verantwortlich sei, beschlossen, dass keine Fichtenmonokultur nachwachsen solle, sondern ein zukunftsfähiger Mischwald mit Baumarten wie Elsbeere, Tanne, Buche, Ahorn, Birke, Zirbelkiefer, Schwarznuss - und eben auch Eiche und Kastanie.

Bei der Aussaat der letztgenannten Arten setzt man nun auf den Eichelhäher: "Der Vogel holt sich die Eicheln und Kastanien und vergräbt sie als Wintervorrat", erklärt Hermann Fickenscher. Aber er werde bis zum Frühjahr nicht alle wiederfinden, sodass diese Eicheln und Kastanien dann keimen und daraus neue Bäume entstehen könnten. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, erdachte Hermann Fickenscher nicht nur die Sammelaktion für Kinder, sondern er bastelte bereits zwei Futterplätze, die nun als "Präsentierteller" für die Eicheln und Kastanien im Wald bereitstehen.

Bei einem Rundgang mit Revierförster Daniel Feulner kann man zum Teil schon sehen, wie der künftige Mischwald der Kirchenstiftung einmal aussehen könnte. Denn auf einem benachbarten Abschnitt hatte der Fichtenwald schon vor fünf Jahren gefällt werden müssen. Dort ist bereits ein ansehnlicher Jungwald aus Fichten, Kiefern und Birken entstanden. Zusätzlich habe man Tannen und Buchen gepflanzt. Dies sei eine der Strategien, neuen Wald auf einem Kahlschlaggebiet anzubauen: "Wir lassen die Natur erst mal machen und füllen dann die Lücken mit Baumarten auf, die nicht von selbst gewachsen sind." Gerade bei Eichen und Kastanien sei es in diesem Abschnitt des Kirchenwaldes unmöglich, dass sie von selbst wachsen. Denn es gebe keine Saatbäume, also Vertreter der Art in der Nähe, die für eine natürliche Aussaat sorgen könnten. Auch für den Eichelhäher sei das Gebiet zu abgelegen - er müsse die Eicheln und Kastanien, die hier vergraben werden sollen, auch direkt vor Ort finden, sagt Daniel Feulner. Die Samenkästen mit Eicheln für den Eichelhäher seien daher als eine Art künstlicher Zwischenschritt zu verstehen, damit die Eiche in einem bestimmten Gebiet wieder Wurzeln schlagen und sich von selbst aussähen könne.

Besondere Erfahrungen mit der Baumart Eiche hat Forstoberinspektorin Carola Prinz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Münchberg, Außenstelle Bad Steben gemacht. In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Aktionen, darunter die Suche nach der "dicksten Eiche" im Hofer Land (wir berichteten). Insgesamt wurden unter ihrer Leitung bereits 18 Futterkästen in den Wäldern im Hofer Land aufgestellt und insgesamt 50 Kilo Eicheln für den Eichelhäher ausgelegt. Trotz eines gewissen Aufwandes sei die Aussaat durch den Eichelhäher wesentlich günstiger als das Pflanzen von Menschenhand, sagt Carola Prinz. Allein in diesem Abschnitt des Kirchenwaldes könne man so mehrere Hundert Euro sparen.

"Ein Eichelhäher kann pro Herbst bis zu 5000 Eicheln im Wald verteilen", sagt Diplomforstwirtin Daniela Kreuzer, die der Kirchenstiftung Berg als Vertreterin der Waldbesitzervereinigung Hof/Naila bei der Aufforstung zur Seite steht. Auch Eichhörnchen können zur Verbreitung der Eicheln beitragen. Diese seien sogar noch vergesslicher als der Eichelhäher, sprich: Das Nagetier könne für noch mehr Keimlinge sorgen als der Vogel. Ganz gleich, wer am Ende die meisten jungen Bäume "pflanzt", fest steht: "Die Kirchenstiftung Berg hat mit ihrer Aktion Vorbildfunktion für andere Waldbesitzer. Denn sie schafft damit eine Keimzelle der Naturverjüngung."

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