Kulmbach Gesundheitsbehörde mahnt zur Vorsicht

"Schütz dich, bevor es zu spät ist!" Mit dieser drastischen Botschaft, die demnächst auch auf großen Plakaten zu sehen sein wird, machen (von links) der Leiter der Koordinierungsgruppe Corona am Landratsamt, Oliver Hempfling, Landrat Klaus Peter Söllner und Amtsärztin Dr. Camelia Fiedler auf die nach wie vor angespannte Infektionslage aufmerksam. Das Plakat kann sich jeder auch von der Homepage des Landratsamts laden und verwenden. Foto: Melitta Burger

Ohne den Teil-Lockdown, sind sich die Behörden in Kulmbach sicher, wäre das Infektionsgeschehen weit schlimmer als jetzt. Erneut appellieren die Verantwortlichen, sich an die Regeln zu halten.

 
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Kulmbach - Zwölf neue Fälle von Corona auch am Freitag im Landkreis Kulmbach. Am Niveau der festgestellten Neuinfektionen hat sich in den vergangenen Tagen kaum etwas geändert, sagt Landrat Klaus Peter Söllner mit spürbarem Bedauern. Der November habe kaum eine nennenswerte Verbesserung gebracht. Eine Woche lang sei der Landkreis Kulmbach die einzige "gelbe" Region in ganz Bayern gewesen. Inzwischen ist er, wenn auch längst nicht auf dem Niveau von so manch anderem Landkreis, wieder "Rot". Die Inzidenz, vor Kurzem noch unter 50, liegt jetzt bei rund 85 und nähert sich, sollte das Geschehen sich so fortsetzen, langsam wieder der Marke 100. Es gelte nun, alles daran zu setzen, dass die Infektionszahlen nicht in dem Himmel schießen, machte Landrat Söllner deutlich.

Regeln für Parkplätze

Bereits vor Wochen hatten die Verantwortlichen im Landratsamt aufmerksam gemacht, dass vor allem auf den Parkplätzen der Supermärkte das Tragen einer Alltagsmaske dringend angeraten ist. Dort treffen, wie Oliver Hempfling sagte, oft mehr Menschen aufeinander als in der Fußgängerzone. Nun sollen die Parkplätze, wie es aussieht, in die neuen Regelwerke aufgenommen werden, die von Anfang der kommenden Woche an gelten. Auch auf den Spielplätzen könne es durchaus ratsam sein, Masken zu tragen, regte Hempfling an.

Der Landkreis hat ein Plakat entwickelt, um die Menschen eindringlich darauf hinzuweisen, wie wichtig die Einhaltung der Regeln, besonders das Tragen von Masken, das Social Distancing und natürlich auch die Verringerung von Kontakten insgesamt sind. "Schütz dich, bevor es zu spät ist", steht auf dem Plakat. Mitarbeiter des Landratsamts, darunter auch der Landrat selbst, haben sich als "Fotomodelle" zur Verfügung gestellt, um an Abstand, Lüften, Hygiene und Alltagsmaske zu erinnern. Das Landratsamt wird das Plakat an alle Hilfsorganisationen schicken. BRK, Malteser, THW, Feuerwehren: Sie alle werden es verwenden. Auch jeder interessierte Bürger kann das tun und sich die Vorlage von der Internetseite des Landkreises herunterladen. Je öfter diese Hinweise im Landkreis zu sehen sind, desto besser, sagen die Macher.

Insgesamt sei in ganz Bayern die Lage nicht so, dass man einen signifikanten Rückgang der Infektionszahlen verspürt, sagte Klaus Peter Söllner bei einer Pressekonferenz am Freitag im Landratsamt. Die Lage sei ernst. Der Inzidenzwert für den Freistaat liegt insgesamt bei knapp 180, 29 Gebietskörperschaften mit Werten von mehr als 200 neuen Fällen pro 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen, einige über 300, in Passau sogar mehr als 400. "Diese Zahlen zeigen, dass wir keinen Anlass haben, zu lockern." Es sei ihm bewusst, dass die Menschen immer frustrierter sind und so manche Regel schwer zu verstehen sei. "Über das eine oder andere kann man sicher trefflich diskutieren. Aber eine Lockerung steht zur Zeit einfach nicht an." Argumenten, der Teil-Lockdown habe nichts gebracht, die Zahlen seien unvermindert hoch, widersprach der Landrat. "Was wäre gewesen, wenn wir gar nichts gemacht hätten? Dann wäre die Inzidenz viel höher, vielleicht doppelt so hoch, und unsere Kliniken wären vollgelaufen."

Zunehmend bringen, wie Corona-Stabschef Oliver Hempfling und Amtsärztin Dr. Camelia Fiedler ermittelt haben, die neuen Fälle auch immer neue Herausforderungen mit sich. Nur noch 40 Prozent der Neuinfektionen können in der Kulmbacher Region über die Suche nach Kontaktpersonen ausfindig gemacht werden. In 60 Prozent der Fälle ist eine Rückverfolgung nicht möglich. Man weiß einfach nicht, wo sich die Menschen angesteckt haben.

205 neue Infektionen wurden im Landkreis seit 1. November festgestellt. Durchschnittlich sind das 7,6 pro Tag. Die Betroffenen kommen laut Oliver Hempfling aus allen Altersschichten. Kleinkinder im Alter von einem Jahr seien ebenso dabei wie hochbetagte 95-Jährige. Corona lasse keine Altersgruppe aus. "Es ist ernst", machte Hempfling deutlich.

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