Interview Jetzt ist gut: Mission erfüllt!

Sie reden nicht lange um den heißen Brei: Such A Surge sagen klar, was Sache ist. Und das auf Deutsch. Schon seit gut 13 Jahren sind die fünf Braunschweiger am Start und zählen damit zu den deutschen Crossover-Bands der ersten Stunde. Hits wie „Koma“ oder „Jetzt ist gut“ gehen auf ihr Konto. In den vergangenen zwei Jahren standen die Zeichen auf Veränderung: Erst verließ Gründungsmitglied Dennis Graef die Band – dafür rückte Surge-Backliner und Revolver-Gitarrist Lutz Buch nach, dann wurde fleißig am neuen Album „Alpha“ gebastelt, das ab April in den Läden steht. Unter dem Motto „Mission erfüllt“ touren derzeit Such A Surge durch die Lande. Am Freitag, 25. Februar, spielen sie im Chemnitzer Talschock, am Sonntag im Nürnberger Hirschen. Red.chat hat mit Neuzugang Lutz Buch über die Surge-Mission geplaudert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zwei Jahre lang hat man nichts mehr von euch gehört. Was habt ihr denn gemacht?

Wir haben Konzerte gespielt und an der neuen Platte gearbeitet, was sich ganz schön hingezogen hat.

Warum hat das so lange gedauert?

Das Ding war, dass unser alter Gitarrist ausgestiegen ist und ich für ihn in die Band gekommen bin. Ich war vorher Techniker bei Such A Surge und wir haben uns alle schon länger gekannt; trotzdem ist das dann schon ‘ne andere Nummer, wenn man zusammen Songs schreiben will.

Dann durftest du beim neuen Album gleich mitschreiben?

Ich musste! Das ging gar nicht anders, weil unser alter Gitarrist immer viel Einfluss auf die Songs hatte als einziger, der ein Melodie-Instrument spielt. Und als neuer Gitarrist ist diese Rolle quasi auf mich übergegangen. Antek (Anm. der Red.: der Schlagzeuger) und ich spielen auch bei Revolver zusammen. Wir hatten noch einiges an Material von Sessions übrig und haben dann angefangen, Songs zu schreiben. Aber es dauerte schon ein bisschen, bis dann alle zufrieden waren. Außerdem haben wir den ganzen Sommer über viele Konzerte gespielt, da kommt man dann nicht so zur Ruhe, dass man am Material arbeiten kann.

Auf „Alpha“ sind ja 15 Songs zu hören. Aber zwei neue Lieder sind exklusiv auf der EP „Mission erfüllt“, die es seit Anfang Februar zu kaufen gibt? Ausschussware?

Wir hatten sogar noch mehr Songs! Die veröffentlichten Lieder sind unserer Meinung nach nur die stärksten. Bei manchen Sachen waren wir uns nicht sicher, ob sie aufs Album passen – vielleicht kommen sie ja irgendwann mal auf eine B-Seite... Wir würden jetzt nicht einfach etwas veröffentlichen, nur um die CD voll zu kriegen.

Gab’s schon Reaktionen von Fans auf die neue Single?

Ja, besonders auf die beiden exklusiven Songs sind die Reaktionen sehr gut. DieFans finden sie cool – und es ist schon ‘ne coole Sache, sich die Single dann auch zu kaufen. Sonst fühlt man sich oft verarscht, wenn man nur ein paar laue Remixe bekommt.

Bleiben wir doch mal bei der Single „Mission erfüllt“, es ist ja eine klare Kritik an die Irak-Politik der Amerikaner....

Das war einer der ersten Tracks, die komplett fertig waren, Musik und Text. Entstanden ist der Song, als die Irak-Krise noch recht frisch war, das war so die Zeit, als die Amis gewonnen hatten, aber Probleme bekamen, Ruhe ins Land zu bringen. Das ist ja schon wieder ‘ne Weile her. Eigentlich hatten wir gedacht, dass man den gar nicht mehr bringen kann. Doch inzwischen hat sich alles gedreht, als George W. Bush wieder zum US-Präsidenten gewählt wurde und die Nummer von vorne anfing... Er ist damit von seinen Wählern ermutigt worden, weiter so vorzugehen. Die Wahrscheinlichkeit ist so immer größer geworden, dass sich die Amis weiterhin irgendwo einmischen und ihre Politik verfolgen, die nur ihren eigenen Interessen dient. Und damit war der Song wieder aktuell.

Was würdet ihr denn machen, wenn ihr George W. Bush mal gegenüber stehen würdet?

Keine Ahnung, da steckt man nicht drin. Ich hege aber keinen persönlichen Groll gegen ihn, man kann das auch nicht an einer einzigen Person festmachen, vielmehr ist es das ganze Umfeld der Bush-Familie. George Bush wirkt eher ganz schön lustig, wenn man ihn so sieht. Da gibt’s schon andere Leute, vor denen man mehr Angst haben sollte.

Der Clip zu „Mission erfüllt“ ist aber nicht das klassische Anti-Kriegs-Video mit weinenden Frauen und Nachrichten...

George Bush oder ‘ne Amerika-Fahne tauchen ja überall mal auf. Aber da besteht eben die Gefahr, dass das, was man sagen will, untergeht in dem Tenor „schon wieder so ein Anti-Bush-Ding...“. Wir wollten vermeiden, dass die Leute voreingenommen sind. Vielmehr sollen sie auf den Text achten.

Wie schätzt du die Chance ein, dass man den Clip mal auf MTV oder VIVÁ zu sehen bekommt? Such A Surge-Videos laufen dort ja eher selten...

Speziell bei diesem Video eigentlich gleich null, denn Videos, in denen geraucht und getrunken wird, laufen nicht. Aber wir haben eh nicht damit gerechnet. Denn auf MTV laufen nur noch so Unter-hal-tungs-shows, weniger Musikvideos – ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt. Das Video war eh von Anfang an darauf ausgelegt, dass es nicht den Sprung in eine Playlist schafft.

Aber auf eurer Homepage kann man das Video sehen.

Ja, wer es sehen will, bekommt es auch: Das Internet macht’s möglich. Auch auf DVD-Compi-lations wird es drauf sein. Uns war wichtig, den Fans zu zeigen, dass wir noch da sind.

Gutes Stichwort: Such A Surge gibt es schon 13 Jahre. Wie ist es für dich als neues Bandmitglied, wenn du die alten Hits hörst?

Es ist ein komischer Blickwinkel, weil die Band und ich uns schon immer sehr nahe standen. Wir kommen alle aus Braun-schweig und kennen uns schon ewig und so gehörte ich schon immer zur Such-A-Surge-Familie. Ich spie-le ja auf Konzerten auch viele alte Songs live, das wäre schon etwas anderes, wenn jetzt ein völlig Fremder in die Band gekommen wäre.

Wenn man mal die Alben so nach einander durchhört, hat man den Eindruck, dass Such A Surge richtig erwachsen geworden sind. Stimmt das?

Das ist schon so. Wir haben immer nur gemacht, was wir konnten – mit der neuen Platte auch. Wir hatten nie ein Konzept, um ein bestimmtes Publikum zu erreichen. Dass wir jetzt erwachsener klingen, liegt sicher auch daran, dass sich eine Routine entwickelt, man älter wird und andere Musik hört.

In welche Richtung geht dann „Alpha“?

Es ist wieder lauter und rocki-ger, aber es gibt auch ruhigere, besinnlichere Songs. „Alpha“ fängt laut an, dann kommt eine Ballade – das erste Liebeslied, das es von Such A Surge überhaupt gibt. Aber der Schwerpunkt liegt schon so bei Gitarrenbrett-Geschichten.

Was erwartet denn die Fans bei euren Live-Auftritten?

Das Klangbild wird etwas anders sein, denn wir haben mit Christian von den Emil Bulls einen zweiten Gitarristen dabei. Ansonsten eine typische Such-A-Surge-Show mit vielen neuen Songs, aber auch viel bekanntes Material.

INTERVIEW: SANDRA LESSNER

Autor