Der Familienpatriarch ist todkrank, und das Erbe der Firma traut er seinen Kindern nicht zu - es sei denn, sie beweisen ihm skrupellose Entschlossenheit, indem sie ihn binnen einer Woche ins Jenseits befördern. Aus der Ausgangssituation lässt sich ein artifiziell durchkalkuliertes Psycho-Spiel machen, oder eine tiefschwarze Komödie. Von beidem hat Jan Georg Schüttes Film "Leg ihn um!" die eine oder andere schöne Szene. Aber die Mischung mag nicht recht aufgehen. Für ein Drama sind die Figuren viel zu dicht an Karikaturen, von denen, wie so oft, der Bösewicht (Hans-Michael Rehberg als herrlich maliziöser Greis) am überzeugendsten gerät. Besser gelingt so der schwarze Humor. Der aber nimmt sich Kunstpausen der Ernsthaftigkeit. Für einen Fernsehabend bleibt genug Unterhaltsames übrig, aber mehr auch nicht.

Wie sich leise und laute Komik elegant in ein Werk fügen lassen, das dennoch ernsthaft etwas zu erzählen hat, zeigt geglückter "Drei Stunden" von Boris Kunz, ausgehend von einer kaum weniger dramaturgisch zugespitzten Situation. Martin ist ein Dichter utopischer Märchen und steht vor dem Durchbruch am Theater. Isabel lebt ihren Idealismus handfester als Aktivistin gegen Gen-Nahrungsmittel. Im Grunde wissen beide, dass sie nicht nur Freundschaft verbindet, aber vor allem der zaudernde Martin verpasst jede Gelegenheit. Bis ihm nur eine letzte Chance bleibt: Isabel will für drei Jahre nach Afrika gehen. Zu spät gesteht er ihr am Flughafen seine Liebe, aber als sich der Abflug verzögert, eröffnet sich noch einmal ein Fenster von einigen Stunden. Der aus Weiden stammende Autor und Regisseur Kunz tut es seinem Martin gleich und inszeniert ein Märchen. Weil seine Bilder das deutlich machen - eine schöne Brechung der Geschichte auch immer wieder in den Theaterszenen -, ist das Wohlgefühl fern von sentimentalem Kitsch. Die sorgfältig gezeichneten Figuren und ihre präzisen Dialoge sind ganz und gar glaubwürdig. Man muss und kann sie ernst nehmen, auch wenn es viel zu lachen gibt. Arne Thomson

Der Autor

Unter dem Artikel "Die Farben der Reinheit - Weiß und Wüste" auf unserer gestrigen Filmtage-Feuilletonseite haben wir versehentlich den Namen des Autors unterschlagen. Den Beitrag schrieb unser Mitarbeiter Arne Thomsen.