Dort stapeln sich Kriminalfälle, die es im funktionierenden Sozialismus eigentlich gar nicht geben darf: Hier ein erstochener russischer Soldat, dort ein Volkspolizist, der seine Mutter umbringt. Und immer schwebt die Frage im Raum: Was kann sein, was nicht sein darf und wie geht die Macht im Staate mit dieser Frage um? Im Mittelpunkt: Der brillante Vernehmer Micha. Der bringt die linientreuen Hardliner („Wir haben die Macht und werden sie verlieren, wenn wir sie nicht gebrauchen.“) unter seinen Kollegen mit Kritik am Sozialismus gegen sich auf und überlebt den Balance-Akt beruflich nur haarscharf.

Aufgezogen ist die Geschichte wie ein Kammerstück ohne Beiwerk – zwei Zimmer, kein Außenraum, nur die Dialoge der Ermittler. Schnell fühlt man sich an die „Zwölf Geschworenen“ mit Henry Fonda erinnert, so packend, intensiv und spannend entwickelt sich die Geschichte. „Ein Sittenbild der DDR. So habe ich sie erlebt“, sagt der in Ost-Berlin aufgewachsene Lade, der nicht nur für Regie und Drehbuch verantwortlich ist, sondern auch die Hauptrolle spielt. Ganze zwei Wochen haben er und seine Mitstreiter auf einer Probebühne im Berliner Maxim-Gorki-Theater gedreht. Herausgekommen sind in der extrem kurzen Zeit 112 spannende Minuten, die heuer zweifellos zu den Highlights der Filmtage zählen.

Regie: Bernd Michael Lade; Spielfilm, 112 Minuten

Spannung *** Anspruch *** Humor **-

Samstag, 14.45 Uhr, Scala; Sonntag, 18.30 Uhr, Classic